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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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verlassen und an einen Ort gehen, wo sie erwünscht war.
    Aber nicht, bevor er ihr gesagt hätte, was er ihr verheimlichte.

10. KAPITEL
    Am Ende der darauffolgenden Woche waren Daisys Nerven zum Zerreißen gespannt. Nachdem seine Brüder abgereist waren, hatte Jericho sich völlig zurückgezogen. Er hatte sie nicht berührt, sie nicht geküsst – und ihr kaum in die Augen sehen können. Die Tage waren zunehmend zur Belastungsprobe geworden, die Daisy schließlich an ihre Grenzen geführt hatte. Während sie am Schlafzimmerfenster stand und reglos in die Nacht starrte, rasten ihre Gedanken.
    In weiser Voraussicht war sie in die nächstgelegene Stadt gefahren und hatte sich dort einen Schwangerschaftstest besorgt. Doch den Test zu kaufen war eine Sache, ihn zu benutzen, eine andere. Deshalb lag die kleine blaue Schachtel immer noch unangetastet in ihrem Regal.
    Natürlich wusste sie sehr genau, warum sie zögerte. War sie nicht schwanger, würde sie bleiben. Gleichgültig, ob es Jericho passte oder nicht – sie würde schon noch einen Grund finden, damit er sie nicht fortschickte. War sie allerdings schwanger, dann musste sie gehen – genauso, wie er es sich wünschte und wie sie es geplant hatte.
    Genau darum, gestand sie sich traurig ein, habe ich den Test noch nicht gemacht. Denn sie wollte nicht gehen und Jericho verlassen. Genauso wenig wie diesen Ort und die Leute seines Teams, die ihr das Gefühl gaben, Teil einer Familie zu sein. Sie hatte sich an dieses Leben gewöhnt, war eine von ihnen geworden. Hier hatte sie ihren Platz auf der Welt und den Mann gefunden, den sie mehr als alles andere in ihrem Leben wollte.
    Es liegt nicht in meiner Natur, aufzugeben, dachte sie. Aber hatte sie das nicht ursprünglich vorgehabt, im entscheidenden Moment zu gehen? Und welchen Sinn hatte es, zu bleiben, wenn Jericho sich jede Form der Annäherung verbot? Gott, ich habe Kopfschmerzen.
    „Was tust du?“
    Aufgeregt sprang Nikki von ihrem Platz auf dem Bett, während Daisy sich erschrocken umdrehte und Jericho im Türrahmen erblickte.
    „Nichts“, entfuhr es ihr. Sie zwang sich, zu lächeln, doch es fühlte sich falsch an. „Ich denke nur nach.“
    Er trat ins Zimmer und blieb eine Armlänge von ihr entfernt stehen. Für Nikki, die freudig zu ihm lief, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen, hatte er keinen Blick übrig.
    „Genau das habe ich in der Zwischenzeit auch getan“, erwiderte er und wirkte dabei nicht glücklicher als sie.
    Das war’s dann wohl. Daisy machte sich auf das gefasst, was jetzt kommen musste.
    Als das Schweigen zwischen ihnen immer unerträglicher wurde, hielt sie das Warten nicht mehr aus. „Herrgott, Jericho, spuck es aus. Sag es einfach!“
    Düster und misstrauisch sah er sie an. „Sagen? Was denn?“
    „Na das, weswegen du hierhergekommen bist“, forderte sie ihn auf. „Es liegt dir doch schon ewig auf der Zunge. Seit dem Tag, an dem ich hergekommen bin. Du willst, dass ich den Berg verlasse.“
    „Falsch“, widersprach er. Er strich sich nervös durchs Haar, trat neben sie und starrte aus dem Fenster. Nach einem ihr unendlich erscheinenden Moment drehte er sich zu ihr und sah sie an. „Ich will eben nicht, dass du gehst …“
    Von einer Sekunde zur anderen erstrahlte Hoffnung in ihr – jedoch nur, um gleich wieder zu verblassen. Als wäre sie einfach weggewischt worden.
    „… aber genau aus dem Grund musst du es tun.“
    Irritiert blinzelte sie ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf und schaffte es schließlich zu sagen: „Das ergibt absolut keinen Sinn.“
    Kalt. Unbarmherzig. Distanziert. Das war nicht der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Jericho hatte sich so weit zurückgezogen, dass sie ihn kaum noch erreichte. Daisy war sich dessen bewusst, und es zerriss ihr regelrecht das Herz.
    „Ich soll also gehen. Ohne jede Erklärung, ohne … Warum, Jericho? Mache ich dir solche Angst?“
    Er lachte hart auf. „Du machst mir keine Angst, Daisy. Du sollst einfach nur gehen.“
    „Warum?“
    „Mach es nicht noch schlimmer.“ Er wandte den Blick ab.
    „Oh doch, genau das werde ich!“ Kaum dass sie es ausgesprochen hatte, war sie von der untrüglichen Gewissheit erfüllt: Ja, sie würde dafür kämpfen, dass sie bleiben konnte. Unabhängig davon, ob sie schwanger war, würde sie ihre Position behaupten. Denn ein einziger Blick in seine stahlblauen Augen genügte, um zu begreifen, dass er es wert war. Was sie miteinander geteilt hatten, war viel zu kostbar, um es achtlos

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