Mit den scharfen Waffen einer Frau
wegzuwerfen.
Jetzt sieht er aus wie der kaltblütige Kämpfer, der er ja auch ist, dachte sie. Doch auch ihr Bruder war einst ein Marine gewesen. Und Jericho sollte erfahren, dass der zweite Mensch aus dem Hause Saxon, der vor ihm stand, genauso zäh sein konnte wie ein Marine.
Sie entschied sich dazu, schwerere Geschütze aufzufahren.
„Ich liebe dich.“
Seine Gesichtszüge verhärteten sich schlagartig, sein Blick wurde eisig. „Nein, das tust du nicht.“
Heiße unbändige Wut stieg in ihr auf. Dicht trat Daisy vor ihn. Den Kopf stolz erhoben, sah sie ihm in die Augen. „Auch wenn du glaubst, alles zu wissen, Jericho King, hast du kein Recht, mir zu sagen, was ich fühlen und denken soll. Ich habe gerade gesagt, dass ich dich liebe. Und genauso habe ich es auch gemeint. Sieh zu, wie du damit fertig wirst.“
Genau wie sie vermutet hatte, reagierte er prompt und heftig.
„Glaubst du, ich bin blind, Daisy?“, hielt er mit rauer Stimme leise dagegen. „Denkst du wirklich, ich sehe nicht, was hier vor sich geht? Du liebst nicht mich. Du liebst es, hier zu sein, bei mir, Sam und den anderen. Seit dem Tod deines Bruders fühlst du dich einsam. Deshalb hast du uns zu deiner Familie auserkoren, die du so schrecklich vermisst.“
Genauso gut hätte er sie ohrfeigen können. Möglich, dass in seinen Worten ein Körnchen Wahrheit steckte, doch es war nicht annähernd die volle Wahrheit. Ja, sie war hergekommen, weil sie sich nach einer Familie sehnte. Dass sie sich dann ausgerechnet in ihn verlieben würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber nun war es eben geschehen. Und sie würde nicht dulden, dass er ihre Gefühle kleinmachte.
Was für eine Respektlosigkeit! Sie gestand ihm ihre Liebe, und er machte sie dafür auch noch fertig? Was für Mann tat so etwas?
„Du Idiot! Denkst du wirklich, ich wäre so naiv? Dass ich den Unterschied zwischen Liebe und Verlangen nicht kenne?“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und fixierte ihn mit einem zornigen Blick. „Natürlich war ich einsam. Aber deswegen schnappe ich mir noch lange nicht den erstbesten Mann, um mit ihm eine Familie zu gründen. Ich bin hergekommen, weil du meinen Bruder gekannt hast – und nicht weil ich auf der Suche nach einem Ehemann gewesen wäre. Ich bin kein Mensch, der sich an andere klammert. Ich hatte nicht vor, mich in dich zu verlieben. Es ist … einfach passiert.“
Er runzelte die Stirn, doch sie war noch nicht fertig.
„Ich frage mich, warum ich unter allen arroganten, starrköpfigen und idiotischen Männern auf dieser Welt ausgerechnet auf dich gestoßen bin, um mich zu verlieben.“ Sie schüttelte den Kopf und strich sich durchs Haar. „Du hast alles getan, um dich auf deinem Berg vor dem Rest der Welt zu verschanzen. Du merkst ja nicht einmal, dass du mich genauso liebst wie ich dich!“
Er wich einen Schritt zurück und biss die Zähne zusammen. Sie sah ihm an, wie fieberhaft er nachdachte und dass er um Selbstbeherrschung rang. Erst als er sich gefasst hatte, sagte er: „Weißt du, ich habe nicht darum gebeten. Ich wollte es nicht.“
Er atmete aus. „Du bist doch diejenige, die hier aufgetaucht ist und sich geweigert hat, zu gehen. Mit deinem Verhalten hast du mich langsam, aber sicher in eine Ecke getrieben.“
„Du Armer!“ Langsam schüttelte sie den Kopf.
Auf diese ironische Bemerkung fiel ihm unmittelbar nichts ein.
„Kurz bevor ich mit meinen Brüdern losgefahren bin, stand mein Entschluss fest. Nach dem Trip wollte ich dich zwingen, vierundzwanzig Stunden lang mit mir im Bett zu verbringen. Danach hätte ich dich fortgeschickt. Weil es zu deinem Besten gewesen wäre.“
Aufgewühlt sagte sie: „Aber in den letzten Tagen hast du mich gemieden wie noch nie!“
„Ja. Als ich zurück war und dich gesehen habe … Ich wusste, wenn ich dich auch nur ein einziges Mal berührt hätte, hätte ich dich nie gehen lassen. Aber genau das muss ich tun.“
Sie verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen. „Warum?“
Er schüttelte den Kopf. „Es gibt einiges, von dem du nichts weißt.“
„Dann erzähl es mir!“
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
„Ernsthaft, Jericho! Versetzt dich der Gedanke, geliebt zu werden, wirklich so in Panik?“
„Nicht Panik, nein“, erklärte er fest. Sie sah, wie bei seinem Augenaufschlag das Eis aus seinem Blick wich und die Wärme allmählich zurückkehrte. „Zweifel, sogar sehr starke … ja. Aber du hast keine Ahnung, was du tust.“
„Das stimmt
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