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Mit den scharfen Waffen einer Frau

Mit den scharfen Waffen einer Frau

Titel: Mit den scharfen Waffen einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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warum?“, flüsterte sie und warf einen kurzen Blick auf Nikki, die auf dem Boden saß und sie erwartungsvoll ansah.
    Seufzend blickte Daisy zum Himmel. Die dunklen Wolken, die sich dort zusammenballten, nahm sie jedoch gar nicht wahr. Stattdessen sah sie Jericho vor sich, wie er sie mit seinen stahlblauen Augen musterte. Dann musste sie wieder an sein Gesicht denken, als er bei ihr gelegen und mit ihr gelacht hatte.
    Wieder änderte sich das Bild von ihm, und sie stellte sich vor, wie er zu Justice sagte: Sie gehört nicht hierher .
    Warum glaubte er das immer noch? Hatte sie ihm nicht bewiesen, dass sie an diesem Ort leben konnte? Hatte sie ihm nicht geholfen, indem sie für seine Gäste eine behagliche Atmosphäre in seinem Haus geschaffen hatte?
    Daisy war verunsichert, beschämt und von tiefem Bedauern erfüllt. Hielt er sie tatsächlich für starrsinnig? Sie hatten doch jeden Tag der letzten Wochen miteinander verbracht. Hatten zusammen gearbeitet. Sie hatte ihn und seine Gäste auf die Survival-Trips begleitet. Hatte sie versorgt, sie bekocht und sich um sie gekümmert. Sie hatte sich durchaus bewiesen. Jawohl, das hatte sie!
    Trotzdem distanzierte er sich von ihr.
    Er stand einfach da und posaunte heraus, dass sie nicht hierher gehörte. Was kostete es ihn denn, ihre Fähigkeiten anzuerkennen? Würde er es überhaupt jemals tun? Wenn er so darauf aus war, sie aus seinem Leben herauszuhalten, warum sollte er seine Meinung über sie ändern? Setzte sie sich nicht dem Risiko aus, tief von ihm enttäuscht zu werden, wenn sie weiterhin darauf hoffte, dass er sich eines Tages änderte?
    „Das ist alles deine eigene Schuld“, murmelte sie, während sie mit halbem Ohr auf das Lachen der Männer lauschte. „Das wäre nicht passiert, wenn du dich nicht in ihn verliebt hättest! Am besten du gehst, ohne dich umzudrehen.“
    Doch genau das ist ja das Problem, dachte sie. Sie würde zurückblicken. Immer wieder.
    Jericho lachte laut, nachdem seine Brüder etwas gesagt hatten. Den tiefen Klang seiner vollen Stimme zu hören brach ihr jetzt fast das Herz.
    Als Nikki winselte, beugte Daisy sich hinunter, nahm den Hund und drückte ihn sich tröstend an die Brust. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als auf Jericho zuzutreten und ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren. Sie wollte Antworten von ihm. Sie wollte, dass er sie ansah und dann wiederholte, dass sie nicht hierher gehörte. Dass nichts zwischen ihnen war.
    „Das hätte einfach nicht passieren dürfen“, sagte sie so leise vor sich hin, dass der Wind ihre Worte schnell davongetragen hatte. „Daisy“, murmelte sie und drückte das Gesicht an Nikkis weiches Fell. „Warum musstest du dich nur in ihn verlieben? Wieso hast du nicht einfach mit ihm geschlafen und dein Herz aus der ganzen Sache herausgehalten?“
    Für Reue ist es nun zu spät, dachte sie, während der Schmerz sie einhüllte. Sie wünschte, sie könnte Jericho ins Gesicht sehen. Was würde sie in seinen Augen finden? Lüge oder Wahrheit?
    Solange er dort mit seinen Brüdern stand, würde sie in ihrem Versteck bleiben. Sie wollte sich nicht vor allen zur Idiotin machen, die ihre eigene Schande mitangehört hatte.
    Also blieb sie stehen und wartete, bis sie hörte, dass der Motor angelassen wurde. Erst danach trat sie langsam aus ihrem Versteck und sah noch die Staubwolke, die der Truck aufgewirbelt hatte.
    Sie verspürte einen unermesslichen Schmerz, als sie wieder an Jerichos Worte dachte. Er weigerte sich, etwas für sie zu empfinden, das war ihr jetzt endlich klar geworden. Dass ihre Gefühle für ihn immer stärker geworden waren, seit sie nach King Mountain gekommen war, spielte keine Rolle. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie ihn liebte – es interessierte ihn sowieso nicht.
    Fest schlang sie sich die Arme um den Oberkörper. Bis vor einigen Minuten war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie längst begonnen hatte, Traumschlösser um Jericho herum aufzubauen. Dass sie von einem Leben träumte, in dem sie beide glücklich auf diesem Berg lebten, eine Familie gründeten, Kinder aufzogen und sich jede Nacht liebten.
    Es war hart, mitzuerleben, wie wenig Grundlage all diese Träume hatten.
    Trotzdem schaffte sie es, sich wieder ins Gedächtnis zu rufen, warum sie ursprünglich hierhergekommen war. Sie hatte mit Jericho King geschlafen, und wenn die Götter ihr gnädig waren, dann war sie jetzt vielleicht schon schwanger. Schon bald würde sie es wissen. Dann würde sie ihn

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