Mit den scharfen Waffen einer Frau
Augen, während seine Brüder ihr gewohnt sympathisches Spielchen weiterspielten. Nur dass Jericho ihnen jetzt nicht ganz folgen konnte, weil Daisy ihn in ihren Bann zog. Insgeheim wünschte er sich sogar, das Wochenende wäre schon vorüber. Dann könnte er sie in sein Schlafzimmer entführen und mindestens vierundzwanzig Stunden lang alles andere vergessen.
Ja, er musste ihr die Wahrheit sagen. Aber das hieß ja nicht, dass er vorher nicht noch einmal mit ihr schlafen konnte. Auch wenn er danach als egoistischer Mistkerl dastand. Dann war es eben so.
„Erde an Jericho“, rief Jesse. „Bist du noch da?“
„Klar, kleiner Bruder“, sagte er und riss seinen Blick von Daisy los, um Jesse streng anzusehen. „Pack den restlichen Kram in den Truck, damit wir endlich aufbrechen können!“
Natürlich ließ sein Bruder sich dadurch nicht einschüchtern. „Was habe ich gesagt“, murmelte Jesse, „immer geben sie mir Befehle.“
„Viel Spaß, Jungs!“, rief Daisy lachend. „Komm mit, Nikki“, rief sie dem kleinen Hund zu, der sich offenbar nur schwer zwischen ihr und Jericho entscheiden konnte. „Ich muss noch ein paar Chrysanthemen umtopfen. Sehe ich euch dann morgen Abend wieder?“
„Zum Essen sind wir wieder da“, versicherte Justice ihr.
Zum Abschied hob sie eine Hand, dann ging sie. Nikki warf Jericho noch einen sehnsüchtigen Blick zu, rannte dann aber Daisy hinterher.
„Blumen pflanzen?“, murmelte Jesse kopfschüttelnd und sah in ihre Richtung. „Wieso das denn?“
„Sehe ich aus wie ein Gärtner?“, fragte Jericho gereizt. „Woher soll ich das wissen?“ Nachdenklich fuhr er sich übers Kinn. „Ich wusste ja nicht einmal, dass wir Chrysanthemen haben.“
Jesse verstaute Schlafsäcke, Campingkocher und schließlich auch den Rest der Angelausrüstung im Wagen. Währenddessen starrte Jericho gedankenverloren auf die Stelle, wo Daisy bis vor wenigen Minuten noch gestanden hatte.
„Gibt’s vielleicht etwas, das du uns sagen möchtest?“, fragte Justice ruhig, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte.
„Hm?“ Jericho sah seinen Bruder an, als hätte dieser gerade den Verstand verloren. Doch Justice ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Von allen Brüdern war er immer schon derjenige, der die Dinge so sah, wie sie waren. Außer es ging um sein eigenes Leben. Von Jefferson wusste Jericho, wie leichtsinnig Justice wegen seines Dickschädels seine Ehe mit Maggie aufs Spiel gesetzt hatte.
„Ich bin nicht blind, weißt du“, sagte Justice. „Ich merke doch, wie sie dich ansieht … und wie du zurückblickst.“
„Du weißt ja nicht, was du da redest.“ Verdammt noch mal! Das hätte ich mir auch denken können, dachte er. Natürlich war Justice scharfsinnig genug, um zu erkennen, dass zwischen ihm und Daisy etwas lief.
„Ach ja? Und warum siehst du dann aus wie ein Kerl, der völlig durcheinander ist?“, fragte Justice. „Herrgott, Jericho, endlich verliebst du dich in eine Frau, tust aber nichts!“
„Niemand hat sich hier verliebt“, widersprach er. Er fühlte sich sehr unwohl und hätte am liebsten sofort das Thema gewechselt.
„Habe ich richtig gehört“, schaltete sich nun auch noch Jesse ein. „Der unberührbare Jericho ist verliebt?“ Lachend klopfte er Jericho auf die Schulter. „Das sind echt gute Neuigkeiten, Mann!“
„Könnt ihr jetzt verdammt noch mal bitte die Klappe halten?“, rief Jericho verärgert, konnte jedoch nicht anders, als verstohlen in die Richtung zu schauen, wo er Daisy vermutete. Hoffentlich war sie außer Hörweite! „Hier hat niemand von Liebe gesprochen.“
„Ist auch gar nicht nötig. Junge, Junge“, sagte Justice, „die Blicke, die du ihr zugeworfen hast, waren so heiß, dass sie fast in Flammen aufgegangen wäre.“
„Lust hat nichts mit Liebe zu tun, falls ihr es noch nicht wisst“, erklärte er fest. Dann musterte er beide mit einem Blick, mit dem er ihnen zu verstehen geben wollte, dass die Diskussion ein für alle Mal erledigt war. Seine Brüder sahen das natürlich anders.
„Kein schlechter Anfang“, meinte Jesse und brachte Jericho mit seinem unverschämten Grinsen fast zur Weißglut. „Das erste Mal, als ich Bella …“ Er machte eine Pause, seufzte theatralisch und fuhr fort. „Na ja, nicht das allererste Mal. Das allererste Mal war es so dunkel, dass ich sie kaum erkannt habe. Bei unserer zweiten Begegnung trug sie ein unmögliches Kleid. Aber beim dritten Mal“, fuhr er grinsend fort, „da hatte sie mich
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