Mit der Liebe eines Highlanders
Haustier.«
»Ein Wolf?«, fragte Morgan, der den gälischen Namen für das wilde Tier erkannte. Er versuchte mit seinen Blicken den Nebel zu durchdringen und sah dann Daar kurz an. »Du hältst einen Wolf als Haustier?«
»Ja, sieht im Moment so aus. Erst vorige Woche erschien er an meiner Tür.«
»In diesem Land gibt es keine Wölfe.«
Daar zog die Schultern hoch. »Vielleicht sind sie nur klug genug, um sich nicht blicken zu lassen.«
Endlich zeigte Faol sich und trat still aus dem Nebel, den Kopf gesenkt, die Nackenhaare gesträubt. Morgan packte Daar an den Schultern und schob den Zauberer rasch hinter sich, ehe er wieder sein Schwert hob.
Der Wolf knurrte.
Daar schnaubte. »Zwei Krieger, von denen jeder mich vor dem anderen schützt. Runter mit dem Schwert«, sagte er und trat zwischen die beiden. »Faol kann dir helfen«, fügte er hinzu und sah Morgan dabei an.
»Wobei helfen?«
»Denk an dein Tal, an die Lichter, die Schwärze … Faol kann dir helfen festzustellen, was da vorgeht.«
Morgan sah ungläubig drein. »Er ist ein Wolf.«
»Ja, Krieger, das ist er. Aber wie du ist er ohne Ziel, ohne Richtung. Ihm fehlt ein tüchtiger Kampf, der sein Blut in Wallung bringt.«
Morgan blickte über Daars Kopf hinweg zu Faol hin, dann sah er wieder den Zauberer aus nachdenklich zusammengekniffenen Augen an. »Ist er ein Geschöpf deiner Zauberkunst, Druide? Hast du den Wolf mir zum Ärgernis geschaffen?«
Eine Hand auf dem Herzen, legte Daar den Kopf in den Nacken, um ein wachsames Auge zum Himmel zu richten. »Gott soll mich tot umfallen lassen, wenn ich lüge. Faol ist so echt wie mein Bart. Er stand vor acht Tagen auf meiner Schwelle.«
Morgans Miene blieb skeptisch. Er senkte langsam sein Schwert, bis die Spitze den Boden berührte. Mit der freien Hand riss er eine Forelle von seinem Gürtel und warf sie dem Wolf vor.
Faol trat vor, bis er über dem Fisch stand, und knurrte wieder.
Morgan schnaubte. »Ein feines Haustier.«
Besorgt, dass Morgan ihr Frühstück verschenkte, ging Daar daran, Feuerholz zu sammeln. Bei Gott, es würde etwas Essbares geben, ehe ihm die Sinne schwanden. Rasch häufte er ein paar Zweige auf, hielt seinen Stab daran und murmelte etwas vor sich hin.
Das Holz fing sofort Feuer.
»Ich werde mich zivilisierter aufführen, wenn du mir eine der Forellen zuwirfst«, sagte er dann. »Ignoriere das Tier und schneide ein paar Spieße zu, auf denen wir unser Frühstück braten können. Neben dir kann ein Mensch glatt verhungern.«
Morgan brauchte noch eine gute Minute, bis er sich rührte. Als er schließlich sicher sein konnte, dass Faol mehr daran lag, seine Forelle zu bewachen, als sie beide zu verschlingen, steckte Morgan sein Schwert ein und zückte den Dolch. Er befreite einen Ahornschössling vom Laub und schnitt zwei tadellose runde Spieße zurecht, spießte die drei übrigen Fische auf und ging an das nun knisternde Feuer. Dabei versäumte er es keinen Augenblick, den Wolf genau im Auge zu behalten.
»Würdest du mir deinen Dolch borgen?«, fragte Daar, als die Forellen brieten.
Morgan studierte die ihm entgegengestreckte Hand. »Wofür?« , fragte er und warf wieder einen kurzen Blick auf Faol.
»Ich muss etwas erledigen, während das Frühstück brät.«
Der Highlander zögerte, sichtlich nicht willens, seine Waffe herzugeben, während er sich in Sprungweite eines Wolfes befand.
»Er frisst lieber die Forelle als uns«, beruhigte Daar ihn, der noch immer mit ausgestreckter Hand vor ihm stand. Er grinste den Krieger an. »Oder hast du Angst, mich zu bewaffnen?«
Der Blick aus grünen Augen, der ihn nun traf, war dazu angetan, einen Menschen in Stein zu verwandeln. Einen Augenblick lang befürchtete Daar, dass sich bei diesem Krieger echte Leidenschaft gefährlich gegen jeden wenden konnte, der sie weckte.
Schließlich überließ Morgan dem Alten seinen Dolch und zog dann rasch sein Schwert, das er über seine Knie legte. Auf diese Bewegung hin hob Faol den Kopf.
»Hast du die Augen gesehen?«, fragte Daar und zeigte mit dem Dolch auf Faol. »Siehst du, wie er den Kopf leicht schräg hält? Kommt er dir nicht bekannt vor?«
Morgans und Faols Blicke trafen sich. Jeder schien entschlossen, dem Blick des anderen standzuhalten.
»Nein«, sagte Morgan, ohne den Blickkontakt zu brechen. »Er ist nur ein Wolf.«
Daar seufzte und setzte die scharfe Seite der Klinge an den kleinen Knoten in der Mitte seines Stabes an. Morgan war erst ein Junge von neun Jahren
Weitere Kostenlose Bücher