Mit der Liebe spielt man nicht
in der letzten Zeit so kennenlerne, Dennis.“
„Sag mal, du klingst so verbittert“, bemerkte Dennis überrascht. „Was ist denn nun eigentlich zwischen dir und Lucian passiert?“
„Genau das, was ihr beide im Sinn gehabt habt", erwiderte Ariana wütend. „Er hat mich hinters Licht geführt, betrogen, in die Enge getrieben und lächerlich gemacht. So, wie man es vor vier Jahren schon einmal mit mir getan hat.“
„Ariana! Wovon zum Teufel sprichst du? Lucian ist doch nicht hinter deinem Geld her!“
„Nein“, antwortete sie kühl. „Da magst du recht haben.“ „Also, dann verstehe ich nicht, wieso er dich lächerlich gemacht haben soll. Nur, weil er dir gegenüber nicht mit seinem Vermögen protzen wollte?“
Ariana schwieg.
„Moment mal“, meinte ihr Bruder plötzlich aufgeregt. „Jetzt wird mir alles klar. Du hast dich in ihn verliebt, habe ich recht? Deshalb bist du so wütend, dass er sich so verhalten hat!“
„Du verstehst mich nicht, Dennis“, erwiderte Ariana erschöpft. „Aber mach dir nichts draus. Es ist nicht so schlimm. Ich rufe dich morgen wieder an.“ Damit legte sie auf und lehnte sich seufzend auf dem Sofa zurück.
Sie musste zugeben, dass es nicht Dennis’ Schuld war, wenn er sie nicht verstand. Sie hatte weder ihn noch Tante Pauline über das volle Ausmaß ihres Desasters mit Marsh Sutcliff vor vier Jahren aufgeklärt. Gut, sie kannten die finanzielle Seite der Katastrophe, und sie wussten, dass Ariana eine Zeit lang mit ihm zusammengewesen war. Aber sie ahnten nicht, dass es sich bei der ganzen Sache nicht nur um einen simplen Betrug gehandelt hatte. Ariana hatte Marsh Sutcliff ihr ganzes Geld anvertraut, weil sie ihn bis zur Verzweiflung liebte. Sie hätte alles für ihn getan.
Fast alles. Irgendwie war sie noch klug genug gewesen, Tante Paulines und Dennis’ Geld zu schonen, als sie ihm ihr gesamtes Vermögen überließ.
Da riss das Klingeln des Telefons sie aus ihren Gedanken. Ariana griff nach dem Hörer. „Ja?“, meldete sie sich kurz. Sicher hatte Dennis noch etwas auf dem Herzen.
Aber es war nicht Dennis. „Ariana, ich muss mit dir reden“, sagte Lucian mit harter Stimme.
„Das wird etwas schwierig sein, denn ich habe absolut keine Lust, mit dir zu reden“, erwiderte Ariana kühl.
„Lass uns morgen zusammen essen. Bis dahin hast du dich beruhigt, und wir können ...“
„Nein!“ Sie legte auf und stellte die Klingel so leise, dass sie kaum zu hören war.
An diesem Abend überprüfte sie zweimal, ob auch alle Fenster und Türen geschlossen waren. Man konnte ja nie wissen ...
Am nächsten Tag flüchtete Ariana sich in ihre Arbeit Die Firma „Warfield & Co., Anlageberatung“, war nicht sehr groß, dafür aber umso erfolgreicher. Pauline Warfield hatte die Büroräume der Chefin eingerichtet und sich bemüht, den Erfolg durch eine repräsentable Innendekoration sichtbar zu machen.
Ariana saß in einem gepolsterten Ledersessel hinter einem supermodernen Schreibtisch, dessen Glasplatte mit Akten übersät war. An den Wänden hingen abstrakte Gemälde, die Tante Pauline gemalt hatte und deren Wert mit der Zeit enorm gestiegen war. An einer Wand stand ein Kimonoständer mit einem wunderschön bemalten alten japanischen Kimono. Der weiße Teppich bot einen reizvollen Kontrast zu den schwarzen Ledermöbeln und den modernen Einrichtungsgegenständen aus Glas.
Ariana vertiefte sich mit großem Eifer in ihre Arbeit. Sie war um halb acht im Büro erschienen und hatte seitdem ohne Unterbrechung über den Akten gesessen und Unmengen von Kaffee getrunken. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, wenigstens zum Mittag etwas zu essen. Das würde die Wirkung des Koffeins etwas abschwächen. Andererseits brauchte sie aber den Kaffee, um sich nach der schlaflosen Nacht wach zu halten. Welch ein Teufelskreis, dachte sie und blickte auf die Uhr.
Es war zwölf, und sie überlegte gerade, ob sie vor dem Mittagessen noch etwas trinken sollte, da summte die Sprechanlage, die sie mit ihrer Sekretärin im Vorzimmer verband.
Ja, Beth?“
„Da ist ein Mr. Lucian Hawk für Sie, Miss Warfield“, erklärte Beth Dexter kühl. Sie nannte Ariana immer dann „Miss Warfield“, wenn ihr der Besucher, den sie meldete, missfiel. Also hatte Lucian offenbar nicht gerade einen günstigen Eindruck auf sie gemacht.
„Sagen Sie ihm, ich sei beschäftigt.“ Sie wusste, dass Lucian durch den Lautsprecher auf Beths Schreibtisch mithörte, und
gab sich keine Mühe, besonders höflich
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