Mit der Liebe spielt man nicht
zu sein. Sie klang genauso, als wenn sie einen unerwünschten Vertreterbesuch abwimmeln wollte.
Beth schaltete die Sprechanlage ab, und Ariana hielt den Atem an. Sie starrte auf die Tür, als ob sich ein böser Geist dahinter versteckt hielt. Hatte sie nicht irgendwo gelesen, dass es eines von Houdinis berühmtesten Zauberkunststücken gewesen war, durch Wände zu gehen?
Sie musste nicht lange warten. Lucian ging allerdings nicht durch die Wand, sondern stürzte durch die Tür direkt auf sie zu. Vor ihrem Schreibtisch blieb er stehen und legte seine Hände auf die Glasplatte. „Ich bin gekommen, um mit dir essen zu gehen“, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
Ariana umklammerte die Lehnen ihres Ledersessels und erwiderte furchtlos seinen Blick. „Ich habe keine Lust, mit dir essen zu gehen. Ich dachte, ich hätte mich gestern Abend klar genug ausgedrückt. Bitte verlasse auf der Stelle mein Büro.“
Ohne es zu wollen, bemerkte sie die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war. Bis jetzt hatte sie ihn immer nur in legerer Freizeitkleidung gesehen. An diesem Tag aber sah er aus wie der perfekte Geschäftsmann. Das schwarze Haar mit den silbergrauen Strähnen war glatt gekämmt. Sein dreiteiliger Nadelstreifenanzug war ihm wie auf den Leib geschneidert und betonte seine schlanke Taille und die breiten Schultern. Auch das Hemd und die Krawatte waren geschmackvoll und passten perfekt zum Anzug.
„Wir werden zusammen essen, Ariana“, erklärte Lucian ruhig und blickte sie an.
Ariana fühlte sich wie in einer Falle. Trotzig warf sie den Kopf zurück. „Nein“, antwortete sie ebenso entschlossen.
„Du willst also nicht mit mir essen gehen?“
„Nein!“
Ohne sie aus den Augen zu lassen, schnippte Lucian kurz mit den Fingern. Da erschien auf der Türschwelle ein Tisch auf Rollen.
„Was um alles in der Welt ist das?“, stieß Ariana überrascht aus. Der Mann, der den Tisch hereinschob, trug eine schwarzweiße Kellneruniform. Der überdimensionale Teewagen war für zwei Personen gedeckt, mit einer weißen Tischdecke, Silberbestecken und teurem Porzellan. Unter einer Glasglocke standen silberne Platten mit verschiedenen Speisen. Ohne sich um Ariana zu kümmern, begann der Kellner, die Mahlzeit vorzubereiten.
„Zauberei, Ariana“, erklärte Lucian trocken. „Da du nicht mit mir essen gehen willst, werden wir eben hier in deinem Büro speisen.“
„Lucian, das ... das geht einfach nicht!“, brachte Ariana mühsam hervor. „Sag dem Mann, er soll auf der Stelle mit seinem Teewagen von hier verschwinden!"
„Glaubst du wirklich, dass ich mir die ganze Mühe umsonst gemacht habe? Es war gar nicht so einfach, das alles herbeizuzaubern.“
Hilflos sah Ariana zu, wie der Kellner seine Vorbereitungen beendete, zufrieden sein Werk betrachtete und sich mit einer höflichen Verbeugung in ihre Richtung zurückzog. Lautlos schloss er die Tür.
„Zuerst einmal werden wir einen Schluck von dem ausgezeichneten ,Monterey County Pinot Blanc' trinken“, meinte Lucian und trat zu dem Teewagen. Er nahm die Flasche aus dem silbernen Eiskübel und füllte zwei Gläser. Schwungvoll reichte er eins davon Ariana. „Auf die Zukunft“, sagte er fröhlich und hob das Glas an die Lippen.
Arianas Hände zitterten. Nach all dem Kaffee und Lucians Überfall konnte sie gut einen Schluck Wein vertragen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Schweigend trank sie den kühlen, trockenen Wein, während Lucian zufrieden den gedeckten Teewagen betrachtete.
„Krabbencocktail, Muscheln in Weißweinsauce, Selleriesalat mit Pilzen, Parmaschinken mit Melone, Kuchen oder Früchte mit Käse als Nachtisch. Womit möchtest du anfangen, Ariana?“
Die Situation war einfach zu verrückt. Ariana fühlte sich dermaßen überrumpelt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Mit dem Krabbencocktail, glaube ich.“ Lucian bediente sie so formvollendet wie der Oberkellner eines Luxusrestaurants.
„Ich habe früher einmal als Kellner gearbeitet“, erklärte er leichthin, während sie ihn beobachtete.
„War das vor oder nach deiner Karriere als Taschenspieler auf einem Jahrmarkt?“, gab Ariana kühl zurück.
„Wie ich sehe, hast du mit deinem Bruder gesprochen.“ Lucian setzte sich ihr gegenüber und begann zu essen, als ob es das Natürlichste von der Welt wäre. „Was hat er dir noch über mich erzählt?“
„Dass du nicht gerade eine leichte Kindheit hattest, dass du ausgerissen bist, um auf einem
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