Mit der Liebe spielt man nicht
brachte.
„Eigentlich solltest du besser darüber Bescheid wissen als ich. Gehört es nicht zu deinen Aufgaben, all die Inseln für deine Kunden zu erforschen?“ Teresa lachte.
„Ach, weißt du, im Grunde genommen sind diese winzigen Inseln alle gleich. Und die meisten Touristen interessieren sich sowieso nur für die Sonne.“
„Das ist ja eine feine Einstellung für einen Reisebürokaufmann.“ Teresa beugte sich eifrig über die Broschüre auf ihrem Schoß. Die Seebrise wehte ihr ständig das Haar ins Gesicht. „Dann muss ich dich wohl wieder informieren. Hier steht zum Beispiel, dass man auf keinen Fall versäumen sollte, den alten Park des Serranohotels zu besichtigen. Er soll von einem berühmten englischen Landschaftsgärtner des vorigen Jahrhunderts für einen reichen Plantagenbesitzer angelegt worden sein. Die Nachkommen dieses Plantagenbesitzers verwandelten sein riesiges Herrschaftshaus später in ein Luxushotel.“
Devin seufzte. „Ach ja, das Hotel Serrano. Ich erinnere mich. Ich glaube, ein Zimmer kostet fünfhundert Dollar pro Tag. Mir ist es bisher nicht gelungen, meine Kunden zu einem Aufenthalt in dieser Nobelherberge zu überreden.“
„Jedenfalls ist der Park bestimmt sehenswert. Stell dir vor, es gibt dort sogar einen Irrgarten. Ist das nicht toll?“
„Möchtest du mich dort etwa aussetzen und bis in alle Ewigkeit hilflos herumirren lassen?“
Teresa hob den Kopf und musterte Devins Gesicht. Wollte er sie necken, oder befürchtete er, dass ihre Gefühle für ihn bereits nachgelassen hätten?
Er ist so leicht verletzbar, dachte sie gerührt. Laut sagte sie: „So etwas würde ich nie tun.“
Kurz darauf legte das Boot am Pier an. Devin reichte Teresa die Hand, um ihr an Land zu helfen. Sie stellte wieder einmal fest, dass er trotz seiner Gehbehinderung solche Aufgaben geschickt bewältigte. Dieser kleine Makel wurde durch Devins überdurchschnittliche Größe und seine offensichtliche Körperkraft mehr als ausgeglichen.
An diesem Morgen trug er khakifarbene Jeans und ein kariertes Baumwollhemd, dessen Ärmel er aufgekrempelt hatte. Er wirkte ausgesprochen männlich und vital. Jedes Mal, wenn Teresa ihn anschaute, musste sie daran denken, wie er sie geliebt hatte.
Devin rief ein Taxi herbei, und sie fuhren zum Hotel Serrano. Dort nahm der Tag, der so wunderbar begonnen hatte, allmählich eine unangenehme Wendung.
Zunächst spürte Teresa nur, wie Devins Laune sich verschlechterte. Als sie dann in dem eleganten Hotelrestaurant einen leichten Lunch einnahmen, war Devins düstere Stimmung direkt schon auffällig.
„Schmeckt dir der Hummercocktail nicht?“, fragte sie, nachdem sie eine Weile beobachtet hatte, wie er lustlos darin herumstocherte.
Als hätte sie ihn bei etwas Verbotenem ertappt, blickte er sie schuldbewusst an. „Doch, doch“, erwiderte er. „Warum fragst du?“
Sie zuckte die Schultern. „Weil du noch keinen Bissen zu dir genommen hast. Irgendetwas scheint dich zu bedrücken.“
Um Himmels willen, bin ich so leicht durchschaubar?, dachte Devin. Gleich darauf sagte er sich, dass er es im Allgemeinen nicht sei. Teresa hatte sich so gut auf ihn eingestellt, dass sie offenbar ganz intuitiv spürte, dass ihn etwas beunruhigte. Er beschloss, sich besser zusammenzunehmen, um ihr durch seine Befürchtungen nicht den Tag zu verderben.
Seine Befürchtungen ... Seit sie aus dem Taxi gestiegen waren, konnte er sich schlimmer Vorahnungen nicht erwehren. Und sein Unbehagen verstärkte sich von Minute zu Minute.
Auch auf St. Regis hatte ihn sein Instinkt gewarnt. Da zu Recht. Doch hier? Dass hier die Gegenseite nochmals auf ihn lauerte, widersprach aller Vernunft.
Dennoch ...
„Lass uns die Mangocreme zum Nachtisch bestellen“, schlug Teresa in diesem Moment vor. Sie hatte den Dessertteil der Karte eingehend studiert.
„Okay“, erwiderte er forciert heiter.
Teresa zuliebe hatte er sich bereits dazu gezwungen, das Hauptgericht, Fischfilet auf Curryreis, bis zum letzten Rest zu verzehren, obwohl er nicht den geringsten Appetit verspürte. Schade um die köstlichen Speisen.
Wenn er nur wüsste, wovor sein Instinkt ihn hier warnte. Devin konnte sich absolut nicht vorstellen, dass ihm auf dieser kleinen Karibikinsel Gefahr drohen sollte. Alles, was schiefgehen konnte, war bereits auf St. Regis geschehen. Er hatte angenommen, die ganze Angelegenheit wäre inzwischen erledigt.
Und wenn nicht? Was wäre, wenn er Teresa unwissentlich in etwas mit hineingezogen hatte?
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