Mit der Liebe spielt man nicht
Lucian zu. „Ich hoffe nur, Ihnen ist klar, dass die meisten Menschen, die an Spiritisten glauben, sich kaum von diesem Glauben abbringen lassen. Selbst dann nicht, wenn bereits alle anderen Leute erkannt haben, dass es sich nur um faulen Zauber handelt. Nehmen wir einmal an, ich weise dem Mann mitten in einer seiner Vorführungen nach, dass er ein Betrüger ist. Trotzdem kann es sein, dass Ihre Tante weiterhin davon überzeugt ist, dass er übersinnliche Kräfte hat. Wenn sie wirklich an ihn glauben will Lucian zuckte bedeutungsvoll mit den Schultern.
„Aber meine Tante ist doch eine intelligente Frau. Sie wird nie und nimmer einem Mann vertrauen, der als Schwindler entlarvt worden ist. Außerdem ist sie nicht die Einzige, die er unter seinen Einfluss gebracht hat. Ich weiß, dass einige ihrer Freunde ebenfalls in sein Haus in den Bergen fahren, um an seinen sogenannten ,Seminaren' teilzunehmen.“
„Vielleicht macht es ihnen einfach Spaß“, wandte Lucian erneut ein. „Glauben Sie, es ist richtig, sich da einzumischen? Immerhin ist es das Geld Ihrer Tante, und außerdem behaupten Sie, sie sei eine intelligente Frau. Warum genau sind Sie eigentlich so an der Sache interessiert?“
Ariana lehnte sich zurück und musterte ihr Gegenüber argwöhnisch. „Wollen Sie mir damit unterstellen, dass ich aus anderen Motiven als aus Sorge um meine Tante so handle?“, fragte sie leise.
„Ich glaube, dass Ihr ausgeprägtes Interesse an Geld zumindest einen Teil Ihrer Sorge ausmacht“, gab Lucian offen zu. „Ich nehme an, dass Sie eines Tages das Vermögen Ihrer Tante erben werden ... ?“
Ariana wurde blass. Einen Moment lang starrte sie Lucian fassungslos an. Dann sprang sie auf und war mit wenigen Schritten an der Tür.
Doch Lucian hatte sie eingeholt und hielt sie fest, bevor Ariana die Tür öffnen konnte. Ohne Nachzudenken fuhr sie herum und schlug ihm ins Gesicht.
„Wie können Sie es wagen ...?“, stieß sie wütend hervor. „Sie wissen nichts über mein Verhältnis zu meiner Tante, und trotzdem haben Sie die Frechheit, mir zu unterstellen, ich sorge mich nur um mein Erbe! Das ist eine Unverschämtheit! Lassen Sie mich los, Sie ... Sie ..."
Lucian ließ sie nicht los. Mit der einen Hand hielt er Ariana fest, mit der anderen strich er ihr über die gerötete Wange. Er zitterte leicht, und es war offensichtlich, dass er versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen. „Beruhigen Sie sich!“, befahl er mit eisigem Ton. „Um Gottes willen, beruhigen Sie sich!“ „Das werde ich nicht! Ich sehe gar nicht ein, warum ..." „Das sollten Sie aber“, gab er wütend zurück. „Ich bin nämlich aufs äußerste gereizt. Es ist schon unklug genug, einen Magier zu beleidigen, aber es ist geradezu bodenloser Leichtsinn, ihn zur Weißglut zu treiben.“
„Das ist mir völlig gleichgültig, da ich sowieso nicht vorhabe, Sie jemals wiederzusehen. Lassen Sie mich los, oder ich schreie!“
„Bei dem Lärm wird Sie niemand hören. Kommen Sie, Ariana, setzen Sie sich wieder hin. Ich schlage vor, wir beginnen noch einmal von vorne. Ich hätte Ihnen nicht unterstellen dürfen, dass Sie lediglich an Ihrem Erbe interessiert sind, und Sie hätten mich nicht schlagen dürfen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich die Ohrfeige wohl verdient habe“, fügte er seufzend hinzu und führte Ariana zu ihrem Sessel zurück.
„Und ob Sie das haben!“, erwiderte Ariana mit hocherhobenem Kopf. „Wie ist es, wollen Sie sich nicht bei mir entschuldigen?“
„Es war nicht gerade sehr höflich von mir, Sie nach den Motiven für Ihren Plan zu fragen“, meinte Lucian und setzte sich ihr gegenüber. „Aber was erwarten Sie von einem Mann, der seinen Lebensunterhalt mit Zaubertricks verdient? Doch wohl kaum, dass er sich wie ein Gentleman benimmt, oder?“
Ariana blickte ihn etwas unsicher an. Noch vor ein paar Sekunden war Lucian so wütend gewesen, dass sie eigentlich Angst vor ihm hätte haben müssen. Doch sie selbst war dermaßen außer sich gewesen, dass sie gar nicht auf den Gedanken gekommen war, er könne ihr ernsthaft gefährlich werden.
„Nehmen Sie meine Entschuldigung an?“, fragte Lucian höflich.
Ariana stieß einen Seufzer aus. „Ehrlich gestanden bleibt mir wohl kaum eine andere Wahl“, gab sie offen zu. „Ich wüsste nicht, wie ich so schnell einen anderen Magier finden sollte.“ „Sie sind wirklich zu liebenswürdig“, bemerkte Lucian sarkastisch. „Finden Sie nicht, dass Sie sich auch bei mir entschuldigen
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