Mit der Liebe spielt man nicht
aber er ist ebenfalls der Meinung, dass es wohl nicht schaden kann, diesen Spiritisten einmal unter die Lupe zu nehmen“, erklärte Ariana ausweichend. Angestrengt blickte sie aus dem Fenster. Dichter Nebel lag über der Stadt, und die Straßenlaternen verbreiteten ein milchiges Licht. In der Ferne tutete ein Nebelhorn. Ariana lief ein Schauer über den Rücken. Jäh wandte sie sich um und sah, dass Lucian sie eindringlich musterte. Diese Nacht ist wie geschaffen für Zauberei und Magie, dachte sie flüchtig. Heftig wehrte sie sich gegen die Gedanken, die dieser seltsame Mann in ihr hervorrief.
Ariana war erleichtert, als sie Richard Dearborn vor dem teuren chinesischen Restaurant erblickte, wo er geduldig auf sie wartete. Mit dem hellblonden Haar und dem modischen Trenchcoat sah er so ganz anders aus als der dunkle Magier neben ihr. Und außerdem war Richard ein Gentleman, was man von Lucian Hawk wahrhaftig nicht behaupten konnte.
„Gute Nacht, Lucian. Bis morgen Abend“, sagte Ariana eilig und fasste nach dem Türgriff.
„Ich habe Ihre Adresse noch gar nicht“, erwiderte Lucian ruhig und beobachtete Richard, der sich dem Wagen näherte.
„Ach ja, natürlich.“ Ariana holte schnell eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche, auf der „Warfield & Co., Anlageberatung“ stand. Hastig schrieb sie ihre Adresse auf die Rückseite und reichte sie Lucian.
„Danke“, sagte Lucian leise und sah, dass den blondhaarigen Mann nur noch wenige Meter von dem Taxi trennten. Der Taxifahrer schien langsam ungeduldig zu werden. „Es ist sehr freundlich von Ihnen, Ariana, dass Sie mich zum Abendessen einladen wollen“, fügte er hinzu. „Vor allem, wenn man bedenkt, was für eine Meinung Sie von mir haben.“
Ariana biss sich auf die Lippen. „Nun, wir werden uns leider an den Gedanken gewöhnen müssen, miteinander auszukommen. Da gibt es nämlich etwas, das ich Ihnen bis jetzt noch nicht gesagt habe.“
„Und das wäre?“
Ariana holte tief Luft. „Dass wir Tante Pauline gegenüber so tun müssen, als ob Sie ein, sagen wir, enger Freund von mir wären. Sonst wird sie uns nie erlauben, an einer der spiritistischen Sitzungen teilzunehmen“, erwiderte sie hastig.
„Ich soll so tun, als ob ich Ihr Geliebter wäre?“, fragte Lucian überrascht.
„Ich werde Ihnen morgen Abend alles erklären“, sagte Ariana beschwörend und stieg eilig aus dem Taxi. Mit einem Seufzer der Erleichterung sank sie in Richards Arme.
Die Wagentür wurde zugeschlagen, und der Taxifahrer fuhr
los.
Lucian blickte sich um und beobachtete, wie Ariana am Arm ihres Begleiters ins Restaurant verschwand.
War dieser blonde Mann mit dem Dreihundert-Dollar-Trenchcoat Arianas Geliebter? Lucian ertappte sich dabei, dass ihn diese Vorstellung seltsamerweise störte. Und er gestand sich ein, dass er Ariana nur zu ihrer Verabredung begleitet hatte, weil er neugierig gewesen war. Er hatte sich den Mann einmal ansehen wollen, der Ariana offenbar so interessierte. Ariana. Wie sehr sie ihn auch zur Weißglut treiben
konnte, diese Frau faszinierte ihn.
Während das Taxi Chinatown verließ, lehnte Lucian sich zurück und betrachtete die Karte in seiner Hand. Und er dachte darüber nach, wie es wohl wäre, Ariana Warfields Geliebter zu sein.
2. KAPITEL
Richard Dearborn war nicht Arianas Geliebter. Er selbst hätte sich wohl gerne in dieser Rolle gesehen, aber Ariana ließ es nicht dazu kommen. Als sie sechsundzwanzig war, hatte sie etwas erlebt, was sie für alle Zeiten warnen sollte. Nie wieder würde sie sich durch die leidenschaftlichen Gefühle eines Mannes den Kopf verdrehen lassen. Der Preis dafür war einfach zu hoch.
Und doch hatte sie in der letzten Zeit immer öfter mit dem Gedanken gespielt zu heiraten, sehr zum Bedauern ihrer kleinen Familie. Dennis und Tante Pauline machten kein Geheimnis daraus, dass sie Ariana für viel zu vorsichtig und vernünftig hielten, was Männer betraf. Ihrer Meinung nach brauchte sie nichts weiter als eine wilde, leidenschaftliche Affäre, um das Unglück, das sie damals erlebt hatte, zu vergessen.
Eine wilde, leidenschaftliche Affäre war nun allerdings das Letzte, was Ariana sich wünschte. Sie brauchte eine stabile, bequeme Ehe - davon war sie jedenfalls fest überzeugt.
Während sie das Abendessen für Lucian Hawk, ihren neuen „Partner“, vorbereitete, dachte sie darüber nach. Richard Dearborn hatte alles, was sie sich von einem Mann wünschte. Er verdiente gut, sogar erheblich mehr als sie selbst.
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