Mit der Reife wird man immer juenger
im Erinnerungsgarten,
Wo wohlbewahrt in so golden-zarten
Farben die Blumen weiterblühn
Und die Feste von einst stets neu erglühn.
Du wirst, o Freund, wenn auch du einst ermattest,
Dich dieser Bilder nicht minder freuen
Und immer wieder erstaunend sehn,
Welch königlich reiches Leben du hattest.
Alles wird leuchten, nichts wird dich reuen,
Denn du bist einer von jenen Treuen,
Die hell und aufrecht durchs Leben gehn.
Du hast uns Freunden, alten und jungen,
Viel Freude geschenkt, viel Erinnerungen
An Güte und Treue, an Helfen und Schenken,
Sie strahlen auf, wenn wir deiner denken.
Du warst ein Meister im Freudebereiten,
Drum soll dich die Freude und Zuversicht,
Die Herzenswärme, das Liebeslicht
Treu bis zum letzten Tag begleiten.
D ie Leute, die man sich in ihrer Jugend unmöglich alt denken kann, gerade die geben die besten Alten.
(Aus einer Buchbesprechung)
A us den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Schule wie Großväter tun.
(Aus »Gertrud«)
D aß die jungen Leute sich gern ein wenig zeigen, und daß sie dabei einiges wagen dürfen, was die Alten nimmer mitmachen können, das ist am Ende nicht unerträglich. Schlimm aber wird die ganze Sache erst in dem unseligen Augenblick, wo der Alte, der Schwache, der Konservative, der Kahlkopf, der Anhänger der alten Mode dies auf sich persönlich bezieht und sich sagt: Sicher tun sie das nur, um mich zu ärgern! Von diesem Augenblick an wird die Sache unerträglich, und der so Denkende ist verloren.
(Aus einem undatierten Brief)
M ir ist das Betonen oder Organisieren der Jugend nie sympathisch gewesen; es gibt eigentlich jung und alt nur unter Dutzendmenschen; alle begabten und differenzierteren Menschen sind bald alt, bald jung, so wie sie bald froh,bald traurig sind. Sache der Älteren ist es, freier, spielender, erfahrener, gütiger mit der eigenen Liebesfähigkeit zu verfahren, als Jugend es tun kann. Alter findet immer leicht die Jungen altklug. Aber Alter ahmt selber immer gern die Gebärden und Arten der Jugend nach, ist selber fanatisch, ist selber ungerecht, ist selber alleinseligmachend und leicht beleidigt. Alter ist nicht schlechter als Jugend, Lao Tse ist nicht schlechter als Buddha. Blau ist nicht schlechter als Rot. Alter wird nur gering, wenn es Jugend spielen will.
(Aus einem Brief vom 17. 12. 1930 an Wilhelm Kunze)
W as mir seit Jahrzehnten widerlich ist, das ist erstens die blöde Anbetung der Jugend und Jugendlichkeit wie sie etwa in Amerika blüht, und dann noch mehr die Etablierung der Jugend als Stand, als Klasse, als ›Bewegung‹.
(Aus einem Brief vom 9. 12. 1948 an Rolf Schott)
I ch bin ein alter Mann und habe die Jugend gern, aber ich müßte lügen, wenn ich sagen wollte, daß sie mich stark interessiert. Für alte Leute, zumal in Zeiten so schwerer Prüfung wie jetzt, gibt es nur eine interessante Frage: die Frage nach dem Geist, dem Glauben, der Art von Sinn und Frömmigkeit, die sich bewährt, die den Leiden und dem Tod gewachsen ist. Den Leiden und dem Tod gewachsen sein, ist die Aufgabe des Alters. Begeistertsein, Mitschwingen, Angeregtsein ist die Stimmung der Jugend. Die können miteinander befreundet sein, aber sie sprechen zweierlei Sprache.
(Aus einem Brief um 1933 an Ernst Kappeler)
D ie Weltgeschichte wird im wesentlichen von den Primitiven und Jungen gemacht, die besorgen das Vorwärtstreiben und Beschleunigen, im Sinn von Nietzsches etwas theatralischem Wort »Was fallen will, soll man auch noch stoßen«. (Er, der Hochsensible, hätte nie einem alten oder kranken Menschen oder Tier diesen Stoß versetzen können.) Es bedarf aber, damit die Geschichte auch Friedensinseln behalte und erträglich bleibe, immer auch des Retardierens und Konservierens als Gegenmacht, diese Aufgabe fällt den Kultivierten und Alten zu. Mag nun der Mensch, den wir uns denken und wünschen, andre Wege gehen als die unsern und zur Bestie oder Ameise sich entwickeln, so bleibt es eben unsre Aufgabe, diesen Vorgang möglichst zu verlangsamen zu helfen. Unbewußt lassen sogar die militanten Mächte in der Welt diese Gegentendenz gelten, in dem sie – wenn auch täppisch genug – neben den Rüstungen und Propaganda-Lautsprechern ihre Kulturbetriebe pflegen.
(Aus einem Brief vom 12./13. 3. 1960 an Herbert Schulz)
Skizzenblatt
K alt knistert Herbstwind im dürren Rohr,
Das im Abend ergraut ist;
Krähen flattern vom Weidenbaume landeinwärts.
Einsam steht und rastet am Strande ein alter
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