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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Netschajew in der schwierigen Auseinandersetzung mit den Baader-Meinhofs, den Roten Brigaden, den Leuten vom Schwarzen September und all ihren modernen Ebenbildern nicht einsehen mögen, gibt er Santayanas Ausspruch zu bedenken, nach dem nämlich diejenigen, die sich nicht auf die Vergangenheit besinnen wollen, dazu verdammt sind, sie noch einmal zu durchleben.«
    »Er scheint an alles gedacht zu haben.«
    »An fast alles, ja. Ich bezweifle allerdings, daß Pacioli seine Idee war. Ich glaube, wenn unser Klient, die Syncom-Sentinel, einen amerikanischen Verlag besäße, hätten Sie wohl dieses Gespräch etwas weiter weg von der Wall Street geführt und mit jemandem, der mehr von Büchern versteht als ich.« Das Lächeln, das er mir dabei zeigte, war fast geziert, als erwarte er ein Kompliment.
    »Solange man über Bücher nur redet, braucht man keine besonderen Fähigkeiten Mr. McGuire«, sagte ich. »Wissen Sie, wer dieser mächtige Mann am Golf ist, diese hohe arabische Persönlichkeit mit dem rührenden Glauben an die Macht des gedruckten Wortes, Geheimpolizisten die Schamröte ins Gesicht zu treiben und zu einem neuen Lebenswandel zu verhelfen?«
    »Man hat uns keinen Namen genannt. Wir sollen Sie nur bitten, mit Dr. Luccio zusammen das Buch so zu gestalten, daß es weltweit verbreitet werden kann.«
    »Ausdrücklich mit mir sollten Sie reden?«
    »Das war die Anweisung vom Golf, auf dem Umweg über Rom und Mailand. Ich weiß nicht, warum ausdrücklich Sie verlangt werden. Zweifellos hat man Erkundigungen eingezogen, und mit Ihren Erfahrungen im Mittleren Osten stellten Sie sich als besonders qualifiziert heraus. Wenn Sie akzeptieren und nach Mailand gehen, können Sie dort Ihre Frage stellen.«
    »Stimmt, das könnte ich. Vorher aber, Mr. McGuire, werde ich Sie enttäuschen müssen, denn meine Zusage hängt von gewissen Bedingungen ab, und die werden schriftlich im Vertrag stehen müssen, der, wenn ich richtig sehe, Ihrer Akte beiliegt.«
    Für eine Weile war es ganz freundlich zwischen uns zugegangen. Nun bekam ich wieder sein hochnäsiges Lächeln zu sehen. »Nun ja, es kann nicht schaden, wenn Sie mir sagen, welche zusätzlichen Bedingungen Sie unterzubringen hoffen. Soviel ich sehe, sind Ihre Rechte, zumindest die, auf denen Ihre Agentin bestand, bereits jetzt voll und ganz abgesichert.«
    »Meine Agentin wußte nicht, worum es genau geht. Die erste Bedingung betrifft die Abhandlung Netschajews. Sie wissen es vielleicht nicht, aber die Herstellung von Fälschungen ist in Italien eine beliebte Heimarbeit. Ich muß meine Zusage davon abhängig machen, daß die Echtheit des Manuskripts eindeutig nachgewiesen wird.«
    »Ich sagte Ihnen schon, es gibt gewisse Meinungsverschiedenheiten unter den Experten.«
    »Es gibt unter Experten immer gewisse Meinungsverschiedenheiten, wenn handschriftliche Manuskripte bewertet werden sollen. Vor ein paar Jahren gab es gewisse Meinungsverschiedenheiten zwischen den Experten, die beauftragt waren, ein Manuskript zu beurteilen, bei dem es sich angeblich um das private Tagebuch Mussolinis handelte. Eine Gruppe sagte, es sei absolut echt. Nicht die geringsten Zweifel. Tatsächlich war es von zwei älteren italienischen Damen gefälscht worden, die in einem Bauerndorf lebten. Sie und ihr Strohmann machten damit eine Menge Geld, das ihnen ein Zeitungsverleger für die Exklusivrechte bezahlte, noch bevor sie entlarvt wurden. Ich weiß, Sie können mir nicht im voraus garantieren, daß dieses Manuskript echt ist, aber ich kann es mir nicht leisten, daß mein Name mit einer Fälschung – ganz gleich von wem – in Verbindung gebracht wird. Ich muß mir das Recht vorbehalten, wieder auszusteigen, falls kein stichhaltiges Gutachten beigebracht wird.«
    »Vor der Veröffentlichung?«
    »Natürlich. Ich würde in dem Fall auch nicht erwarten, daß mir die zweite Hälfte des Honorars ausbezahlt wird.«
    Er seufzte. »Na schön, ich glaube, das ist nicht unbillig.«
    »Die zweite Bedingung ist nicht so einfach. Ich möchte in den Vertrag reingeschrieben haben, daß, sobald die Autoren die Druckgenehmigung erteilt haben, an dem Text nichts mehr geändert werden darf.«
    »Durch den Verlag, meinen Sie?«
    »Durch irgend jemand außer – dem Verlag. Ich möchte nicht, daß Dr. Luccio oder sein Patron noch nachträglich auf irgendwelche Ideen kommen.«
    »Ich hatte eigentlich gedacht, daß bei einem derartigen Buch, dessen erklärtes Ziel es ist, Einfluß auf die verantwortlichen Politiker in

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