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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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werde gleich noch auf seinen eigentlichen Beitrag zu sprechen kommen. Der Netschajew-Text ist kurz, es sind keine dreißigtausend Worte, aber seine Bedeutung als historisches Dokument ist offenkundig. Übrigens ist die Phrase ›Kinder des Zwielichts‹, gegen die Sie, Mr. Halliday, Vorbehalte haben, ein Originalausdruck von Netschajew. In seiner Abhandlung bezeichnet er damit diejenigen, die in der Frage der Läuterung durch Greueltaten denken wie er.«
    »Sind Sie sicher, daß der Text echt ist? Sind unabhängige Gutachten eingeholt worden?«
    »Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, aber es sieht so aus, als könnten sich die außerhalb der Sowjetunion lebenden Experten für russische Manuskripte des neunzehnten Jahrhunderts bisher nicht in allen relevanten Punkten einigen. Und die in Rußland, denen Auszüge des Werkes zugegangen sind, müssen sich erst noch äußern. Sie werden vermutlich bei ihrer Regierung um ideologische Richtlinien nachsuchen, ehe sie entscheiden, ob es klug ist oder nicht, überhaupt eine Meinung abzugeben. Dr. Luccio ist natürlich geneigt, allein schon in der Herkunft des Manuskripts einen überzeugenden Beweis zu sehen. Er hatte bereits als junger Mann davon gehört. Das Problem ist, daß er es nie gesehen hatte, bis dann vor ein paar Monaten eine Tante in Sardinien starb und ihm ihren spärlichen Besitz hinterließ, wie es dem italienischen Erbschaftsgesetz entsprach. Das Manuskript fand sich unter ihren persönlichen Sachwerten.«
    »Sie sagen, auch er ist Doktor. Ist er etwa Doktor der Medizin, wie sein Urgroßvater?«
    »Er hat als Bauingenieur promoviert. Die machen da drüben auf allen möglichen Gebieten ihren Doktor. Aber das ist nicht wichtig. Viel interessanter an diesem Dr. Luccio ist seine Rolle als verteidigungspolitischer Chefberater eines höchst einflußreichen Herrschers am Persischen Golf. Zur Zeit macht er Ferien in Italien. Wie man mir sagt, ging er ursprünglich in die Golfregion, um einen Flugplatz zu bauen, und bekam dann mehr oder weniger zufällig mit der Bekämpfung von Revolten und nachrichtendienstlicher Arbeit zu tun. Offenbar entdeckte er dabei seine Begabung – falls das das richtige Wort ist – für dieses Gewerbe. Jedenfalls machte er es zu seiner Aufgabe, nachrichtendienstliche Erkenntnisse über all die verschiedenen Terroristenbanden einzuholen, die heute dort agieren, und er konzentrierte sich insbesondere auf deren Geldgeber und Hintermänner in den verschiedenen Regierungen, die darin verwickelt sind.«
    »Und nun ist er der Meinung, diese ererbte Begabung müßte öffentlich anerkannt und auf der Seite der Engel eingesetzt werden?«
    »Warum nicht? Er hat die Aufmerksamkeit eines wichtigen Mannes am Golf. Wenn also Dr. Luccio sagt, er kann auf Grund seiner Kenntnis der terroristischen Internationale zweifelsfrei voraussagen, daß in den kommenden fünfzig Jahren das letzte Jahrhundert noch einmal – nur zehntausendmal schlimmer – ablaufen wird, dann hören wir auf ihn. Wenn er uns klarmacht, daß wir nicht mehr von den alten, runden, schwarzen Bomben ausgehen dürfen, da die neue Welle mit Sicherheit Kernwaffen einsetzen wird, dann steht es uns zu, ihn als Experten zu fragen, was wir seiner Meinung nach tun sollen. Einverstanden? Er antwortet nun darauf, die einzige, die Luccio-Lösung, bestehe darin, daß man die beteiligten Regierungen vor der Weltöffentlichkeit bloßstellt. Zu den Regierungen, die für ihn in besonderem Maße für die Ausbildungslager des internationalen Terrorismus verantwortlich sind, gehören natürlich die in Libyen und in Südjemen, aber auch der Irak steht ganz oben auf der Liste. Die Namen der – wie er sie nennt – ›Terror-Chefs‹ in der Geheimpolizei dieser Länder würden ebenso publiziert werden wie ausführliche Darstellungen ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit.«
    »Glaubt er wirklich, eine Bloßstellung vor der Weltöffentlichkeit würde solchen Leuten irgendwas ausmachen?«
    »Offenbar mehr, als wir denken.«
    »Sie stellen ihn als einen höchst arglosen Mann dar, Mr. McGuire.«
    Er schnaufte hörbar. »Wie ich ihn darstelle oder nicht darstelle, ist uninteressant. Wie könnte ich die Qualität der Enthüllungen, die er zu machen hat, beurteilen oder würdigen? Sie müssen sich schon Ihr eigenes Urteil bilden.« Und damit wandte er sich wieder der Akte zu. »Er hat noch eine letzte Bemerkung von einiger Wichtigkeit zu machen. All den Zweiflern, die vielleicht die Relevanz eines

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