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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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sondern ein richtiges Lexikon. Ich fand sofort, was ich brauchte.
    Ich fand auch sofort das Wort, das nicht zu finden ich halb gehofft hatte.

    Lùccio m. Hecht (Esox lucius) oder anderer Fisch aus der Familie der Hechte.

    Ich entschied mich gegen den Kauf des Lexikons. Zander schrieb ein sehr gutes Englisch. Ich war sicher, daß er es auch sprechen konnte.

Drittes Kapitel
    M
    an hatte mir zwar gesagt, daß ich am Mailänder Flughafen Linate abgeholt werden würde, aber ich hatte angenommen, daß man bei Pacioli einen aus den unteren Rängen mit dieser Aufgabe betrauen würde. Zu meiner Überraschung wurde ich von ihrem Cheflektor begrüßt.
    Er hieß Renaldo Pacioli, und er war sowohl Vorstandsmitglied als auch ein Sohn des Gründers. Nachdem er sich mir vorgestellt hatte, bat er mich um meinen Paß. Er prüfte ihn sorgfältig, bevor er ihn mir zurückgab.
    »Vielen Dank, Mr. Halliday«, sagte er; »ich werde Ihnen den Grund für diese seltsame Unhöflichkeit auf dem Weg zu Ihrem Hotel erklären. Im Duchi ist eine Suite mit einem kleinen Wohnzimmer für Sie reserviert. Es liegt etwas weg vom Zentrum, außerhalb der Zone, in der jedes Parken verboten ist. Wenn Sie einen Wagen mieten müssen, kommt Ihnen das vielleicht entgegen. Sagen Sie mir dann, wenn Ihr Gepäck auf dem Förderband erscheint, dann besorgen wir einen Träger.«
    Ich hatte mit ihm zwei Tage vorher am Telefon gesprochen und törichterweise versucht, mir allein auf Grund der Stimme ein Bild von dem Mann zu machen. Wie üblich war es ein Fehlschlag. Die Stimme war mir dunkel und etwas füllig vorgekommen. Der Mann selbst hatte strohfarbene Haare und war groß und schlank. Das Gewicht, das ich mir vorgestellt hatte, kam von der ruhigen, festen Baritonstimme, mit der er sprach. Er war in den Vierzigern und – laut Barbara – Vater von sechs Kindern.
    Ein großer Wagen mit einem muskulösen jungen Fahrer wartete draußen auf uns. Sobald wir auf den hinteren Sitzen Platz genommen hatten, drückte Pacioli auf den Knopf, der die gläserne Trennwand hinter den Vordersitzen nach oben gehen ließ.
    »Das ist einer unserer Spezialfahrer«, sagte er, »und ich habe ihn noch nie ein Wort englisch reden hören, aber wir tun mal so, als könnte er uns verstehen. Wie war Ihr Flug?«
    »Bis Paris konnte ich schlafen. Das Umsteigen dort war ein wenig ermüdend.«
    »Nun, Sie werden heute abend wahrscheinlich nicht mehr gestört werden. Sicher bin ich natürlich nicht. Die Bevollmächtigte zog es vor, mich nicht im voraus über ihre Pläne zu informieren. Sie wird sich direkt mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Am Himmel hingen immer noch Gewitterwolken, und es hatte stark geregnet. Die Neonleuchten entlang der Flughafenstraße spiegelten sich blendend hell in der nassen Fahrbahn. Sein Kopf war mir nur halb zugewandt, aber es war noch so hell, daß ich sehen konnte, wie er angespannt darauf wartete, wie ich auf seine Worte reagieren würde.
    »Bevollmächtigte? Dr. Luccio hat jetzt eine Agentin?«
    »Nein«, sagte er, »eine Art Verbindungsmann, und Ihr Stirnrunzeln ist berechtigt. Ich will ganz offen mit Ihnen reden. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären Sie jetzt nicht hier.« Er hob rasch die Hand. »Bitte, das richtet sich nicht gegen Sie, wir kennen und respektieren die Qualität Ihrer Arbeit. Aber das Haus Pacioli ist ein seriöser Verlag. Wir hätten früher nie zugestimmt, dieses Luccio-Buch zu so absurden Bedingungen zu machen, oder vielleicht auch zu anderen Bedingungen, absurd oder nicht. Sie müssen mich schon entschuldigen. Immer wenn ich wütend bin, gerät mein Englisch durcheinander.«
    »Ich verstehe Sie bestens. Aber Sie haben mir noch nicht erzählt, was dahintersteckt.«
    »Richtig. Am Anfang, als uns mein Vater nahelegte, einer Beteiligung der Syncom-Sentinel an den Angelegenheiten unseres Hauses zuzustimmen, waren wir alle der Meinung, das sei ein kluger Schritt. Mit dem neuen elektronischen Gerät sind wir seither in der Lage, unsere vom Standardformat abweichenden pädagogischen Bücher im eigenen Haus herzustellen. Wir haben auch mit unserem allgemeinen Programm gute Gewinne erzielt. Auf der Frankfurter Buchmesse haben wir in den vergangenen zwei Jahren gute Ausstellungen gemacht und dafür viele Komplimente bekommen. Wir sind führend auf unserem Gebiet. Und nun werden wir plötzlich von Syncom zu einem Verhalten gezwungen, das höchst unwürdig und kaufmännisch ganz unmöglich ist.«
    »Man hat Sie unter Druck gesetzt?«
    »Von Druck

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