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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Hand gelassen? Es gibt nur eine Erklärung: sie fürchten, daß die Saudis, wenn sie davon hören, Einspruch erheben werden. Sie könnten etwas gegen eine ausländische Militärbasis an der Bucht von Abra einzuwenden haben. In dem Fall werden sie die Amerikaner unter Druck setzen und dazu bringen, daß sie das Projekt abwürgen. Wenn sie den Herrscher die Vorgespräche führen lassen, dann vielleicht in der Absicht, sich selbst vor einem Gesichtsverlust zu bewahren. Wenn alles gutgeht, werden die UAE die Sache absegnen und in die Hand nehmen. Wenn die Saudis dagegen sind und dies sehr energisch verkünden, dann ist es allein der Herrscher, der dumm dasteht. Wenn wir wüßten, ob die Saudis gefragt worden sind oder nicht, dann würde uns das bei der Überlegung weiterhelfen, wie wir den Herrscher anfassen sollen, falls der Preis, den er haben will, allzusehr aus dem Rahmen fällt. Bitte, Mr. Halliday, versuchen Sie das für uns herauszubringen.«
    Nun gut, ich hatte es versucht. Ich hatte gefragt.
    Zanders Antwort bestand darin, daß er abrupt aufstand und seine Lungen aufblähte, als sei es plötzlich eine zu große Anstrengung für ihn, die Atemluft mit einem Menschen zu teilen, der imstande war, eine dermaßen unverschämte Frage zu stellen. »Jean-Pierre«, sagte er, »nehmen Sie bitte den Wein mit ins Wohnzimmer? Wir müssen sehen, ob wir unseren Freund hier dazu überreden können, sich an seine eigenen Worte zu erinnern. Er wollte doch keine Fragen stellen, oder?«
    »Nein, Patron. Er wollte eine mündliche Antwort auf unsere schriftlichen Vorschläge geben.«
    »Genau. Er hatte eine Botschaft zu übermitteln. Hier rüber, Mr. Halliday.«
    Er führte mich in ein Zimmer mit einem großen gekachelten Kaminsims, rustikalen Stühlen mit blauen gerippten Sitzkissen, viel gallegrüner Holztäfelung und gußeisernen Standardlampen mit Pergamentschirmen.
    Die beiden spielten ihre Nummer weiter, als sei ich nicht mehr da. Ich setzte mich auf einen der häßlicheren Stühle.
    »Er hat nicht behauptet, man habe ihm uneingeschränkte Vollmachten gegeben«, sagte Vielle.
    »Nicht direkt, nein. Das müssen wir ihm zugute halten.«
    »Andererseits …«
    »Ganz richtig«, sagte Vielle. »Andererseits ist er lange Journalist gewesen.«
    »Und hat deshalb die Angewohnheit der alten Journalistenfüchse, vorauszusetzen, oder so zu tun, als setze er voraus, daß seine Bitte um Auskunft dem geringeren Sterblichen stets Befehl ist«, sagte Zander langsam und feierlich; »und Befehle sind augenblicklich zu befolgen, zack zack !« Und dabei schnalzte er ziemlich laut mit den Fingern.
    Es entstand eine Pause. Sie schienen nun zu erwarten, daß ich an ihrer Unterhaltung wieder teilnahm. Ich ließ sie noch ein wenig länger warten und sagte dann: »Das ist wirklich ein ganz besonders häßliches Zimmer.«
    Nur Vielle sah überrascht aus. Zanders Augen lächelten kaum merklich, und er nickte. »Ich benütze es sowenig wie möglich«, sagte er. »Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß auch Ihr Schlafzimmer in einem ähnlichen Stil eingerichtet ist. Der Vertreter des Designers nannte den Stil ›folklorique‹. Aber anderes entschädigt einen wieder. Hier oben auf dieser Etage funktionieren alle mechanischen Dinge einwandfrei, einschließlich der sanitären Installationen. Ihre Kleider und anderen Dinge werden in Kürze aus Mailand eintreffen. Wir werden alles tun, damit Sie sich hier wohl fühlen.«
    »Wer kümmert sich um die Hotelrechnung?«
    »Das Hotel wird die Rechnung an Pacioli schicken. Das war ohnehin so ausgemacht.«
    »Ich kann also anfangen, das Fernschreiben zu konzipieren, das Sie für mich abschicken werden, nicht wahr?«
    »Ich nehme an, Sie würden dazu gerne ins Büro runtergehen.«
    »Keine Eile, Mr. Zander. Die werden sich ab fünf Uhr bereit halten. Es ist erst vier. Ich möchte kurz noch einmal auf die weisen, großzügigen Brüder des Herrschers zurückkommen, und auf die Mission, die sie ihm anvertraut haben. Er macht sich, sagen Sie, mit ihrem und Gottes Segen daran, die Zukunft der Bucht von Abra zu gestalten. Okay. Aber ich verstehe immer noch nicht, weshalb er in eine alte österreichische Silbermine gehen muß, um mit den Vertretern der Nato zusammenzutreffen – falls wir bis zu dem Punkt kommen. Macht ihm seine Sinusitis zu schaffen? Ich meine, welche Überlegungen stehen dahinter?«
    »Er geht dorthin, weil es sein Besitz ist«, sagte er entschieden, »und weil es für ihn ein logischer Treffpunkt

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