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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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gefürchtet. Wenn man solche seelischen Narben mit sich herumträgt wie ich, dann ist das sicher verständlich. Doch dann, an diesem Nachmittag, hatte er mich verwirrt. Seit dieser seltsamen Frage im Aufzug, die gleichsam die Verpackung an einer Ecke etwas angehoben hatte, begann ich zu ahnen, was dort möglicherweise zu finden sein könnte, wenn es mir gelänge, mich ein wenig tiefer vorzuarbeiten. Ich brauchte nicht mehr zu tun, als ihn das zu fragen, was ich Schelm hätte fragen sollen.
    »Mr. Zander, wie sind Sie daraufgekommen, daß das Mukhabarat-Zentrum den Auftrag übernommen hatte, Sie zu töten?«
    Er zog die Augenbrauen hoch und bekam einen starren Blick. Er versuchte, leicht überrascht auszusehen, aber seine Augen verrieten ihn. Die Frage hatte ihn aufgerüttelt, und er versuchte Zeit zu gewinnen, bevor er antwortete. »Ich dachte, man hätte Sie über alles informiert«, sagte er nach einer Weile.
    »Vielleicht wurde diese Information ausgelassen.«
    »Wahrscheinlich hielten sie sich strikt an die mit der Operation zusammenhängenden Informationen, die ich ihnen gab. Aber sie wissen bestimmt alles über die Anschläge auf mein Leben. Der erste kam vor einem halben Jahr in Paris. Zwei junge Rotznasen mit einer Pistole, die im entscheidenden Moment klemmte. Ich kam gerade zusammen mit Jean-Pierre aus dessen Büro. Ich trat dem, der die Pistole hatte, die Rippen ein. Wir versuchten den anderen zum Reden zu bringen, aber wir bekamen nur die übliche Geschichte zu hören. Man hatte ihnen das Geld angeboten, die Hälfte davon gleich ausbezahlt und ihnen die Pistole gegeben. Sie wußten nicht, wer es war, für den sie arbeiteten. Wir übergaben sie dann der Polizei. Der zweite Anschlag in Rom hätte schwerwiegender sein können. Die Granate explodierte zwar, aber das Mädchen, das sie warf, war zu ängstlich bestrebt, sie loszuwerden, bevor sie krepierte. Ich hatte gerade noch Zeit, mich zur Seite zu werfen, und kam mit einem kleinen Schaden am Trommelfell davon. Das war direkt vor meiner Hotelsuite in Rom. Ihr Glück, daß sie entkam. Zwei Wochen später ließ mich der Herrscher zu sich kommen. Er war es, der mich auf Grund von Informationen seiner Nachrichtenleute wissen ließ, daß das Mukhabarat-Zentrum eingewilligt hatte, für einen gewaltigen Betrag den Kontrakt von den Stümpern zu übernehmen. Er hatte außerdem gehört, daß sie die Absicht hätten, nicht nur mich, sondern auch meine Familie zu jagen.«
    »Wußte er, wer den Preis aussetzte?«
    »Ich war nicht so unklug, zu fragen. Auf eine solche Frage würde nicht einmal der Herrscher eine ehrliche Antwort bekommen.« Er blickte mich verstohlen von der Seite an. »Warum sollte Sie das interessieren? Stellen Sie sich einfach vor, daß es die Iraki sind, die bezahlen – falls sie Ergebnisse sehen.« Er verscheuchte den Gedanken mit einer Handbewegung. »Ich hatte mit dem Herrscher ohnehin wichtigere Dinge zu besprechen.«
    »Die Bucht von Abra?«
    »Das war das wichtigste, ja.«
    Vielle drehte sich um. »Da kommt die Antwort, Patron.«
    Wir gingen zum Fernschreiber hinüber und warteten. Die Antwort lautete:
    BOB VON LINDWURM. IHREN BERICHT NUMMER EINS EMPFANGEN. MIT TREFFPUNKT DATUM UND UHRZEIT EINVERSTANDEN. TELEFONNUMMER MONTAG LINDWURM VORWAHL PLUS 26557 . BEZÜGLICH ANREGUNG STIMMEN ZU ECHTES AUFNAHMETEAM ERWÜNSCHT. KÖNNTE REGULÄRES TEAM DER GEMIETETEN GERÄTE ZUM TREFFEN BESTELLT WERDEN OHNE GEFAHR FÜR WESENTLICHE ZIELE DER OPERATION LINDWURM. FRAGE. ERWARTEN ANTWORT.
    Vielle hatte einen Einwand. »Lindwurm ist der Code-Name der Operation«, beschwerte er sich. »Warum benützen sie das als Telefonnummer?«
    »Lindwurm bedeutet Drache«, sagte Zander, »und ein Drache ist das Stadtwappen von Klagenfurt. Velden, wo sie sich einquartieren werden, gehört zum Bezirk Klagenfurt. Deshalb setzen sie dort Lindwurm ein, um die Telefonvorwahl anzudeuten, die Mr. Halliday braucht. Das stört mich nicht an der Mitteilung.« Seine Augen durchbohrten mich. »Was mich stört, ist, daß sie Ihnen hinsichtlich der Änderung des Plans so rasch zustimmen. Haben Sie das vielleicht schon gestern abend mit ihnen besprochen?«
    »Nein. Man hat mir nur einen allgemeinen Umriß des von Ihnen vorgeschlagenen Plans gegeben. Und jetzt, wo ich ihn näher ansehe, erkenne ich einen Schwachpunkt. Der sollte meiner Meinung nach behoben werden.«
    »Und ich halte diese Korrektur nicht für notwendig.«
    »Das kommt nur daher, daß Sie nicht wissen, wie die Leute im

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