Mit der Zeit
Fernsehgeschäft denken und funktionieren. Ich weiß zwar nicht viel, aber doch mehr als Sie. Wenn Sie beispielsweise glauben, ein für die Nachrichten oder das Zeitgeschehen zuständiger Fernsehproduzent in Wien werde sich still und ohne Widerrede mit der Auskunft zufriedengeben, irgend jemand in New York müsse erst seine Zustimmung geben, bevor er ein gerade eben in Österreich abgedrehtes Interview ansehen könne, dann träumen Sie gewaltig. Er wird wissen wollen, wer in New York eigentlich das Sagen habe. Wenn Sie lügen, weiß er das innerhalb von Minuten. Wenn Sie ihm ausweichen, nützt das ebensowenig. So oder so glaubt er, er sei da einer heißen Sache auf der Spur. Bevor Sie noch irgend etwas dagegen tun können, fliegt Ihre Tarnung auf, und der Herrscher ist in einer sehr ernsten Verlegenheit.«
»Sie tragen zu dick auf, Mr. Halliday.« Aber die Augen flackerten.
»Vielleicht nicht mal dick genug. Hören Sie, Mr. Zander, lassen Sie uns doch wenigstens über den Vorschlag der anderen Seite nachdenken. Was ist mit diesem französischen Team, von dem Sie das ganze Gerät mieten? Was ist mit denen ausgemacht?«
Die Augen suchten in meinen nach Zeichen von Hinterlist, bevor er antwortete. »Wir übernehmen die zwei Fahrzeuge und die Grundausrüstung am Sonntag.«
»Wo?«
»Sie werden es in Genf übergeben«, sagte Vielle.
»Warum können Sie nicht für die Techniker eine zusätzliche Abmachung treffen? Die sollen für sich mit dem Wagen oder der Bahn nach Klagenfurt fahren. Dort holen Sie sie ab und bringen sie am Dienstagnachmittag zur Mine, wenn die privaten Gespräche mit dem Herrscher beendet oder unterbrochen sind. Dann bauen wir rasch auf und drehen ein echtes Interview. Nicht viel; ich stelle dem Herrscher ein paar idiotische Fragen und bekomme von ihm ein paar weise, goldene Antworten. Ende. Ihre Tarnung ist wasserdicht. Sie sind aus allem raus. Warum nicht?«
Zander blickte Vielle an. »Ihre Meinung, Jean-Pierre?«
Vielle schüttelte den Kopf. »Es ist dazu zu spät. Die beiden Techniker, auf die es ankäme, werden nicht mehr verfügbar sein. Sie haben ihren Anteil der Entschädigung, die wir zahlten, genommen und sind nach Mexiko in die Ferien gefahren. Es schien nur von Vorteil, daß sie sich für uns nicht interessierten und sich über die unverhofften Ferien freuten. Die Fahrer werden es sein, die das Zeug in Genf an mich übergeben. Nur der Produzent wird sie begleiten, um die geschäftlichen Dinge zu regeln.«
»Dann bitten wir die andere Seite, uns auszuhelfen«, sagte ich und setzte mich wieder an die Schreibmaschine.
»Was wollen Sie ihnen sagen?« fragte Zander.
Ich überlegte einen Moment. »Wie wär’s damit: ›Reguläre Crew nicht verfügbar. Sie werden ersucht, ein unabhängiges Team in Deutschland, in der Schweiz oder in Österreich zu besorgen, für Film- oder Video-Interview Dienstagnachmittag am Treffpunkt‹. Es ist nicht nötig, etwas wegen der Sicherheitsmaßnahmen zu sagen. Der Aspekt ist ihnen inzwischen wohl bewußt.«
Er nickte, also tippte ich die Mitteilung und Vielle gab sie in den Fernschreiber. Zander setzte sich hinter seinen Schreibtisch und starrte zu mir herüber, als sei er bemüht, eine ziemlich komplizierte Frage zu formulieren.
»Sie haben mich beeindruckt, Mr. Halliday«, sagte er schließlich.
»Ach ja?«
»Sie haben etwas erkannt, was Ihnen, der mit der Mentalität leitender Fernsehleute gut vertraut ist, ein schwacher Punkt in unseren Plänen schien. Sie haben darauf aufmerksam gemacht. Sie haben außerdem mit einiger Beharrlichkeit dafür plädiert, diese Schwachstelle auszumerzen. Warum? Sie sind als Verbindungsmann für ein paar Tage angestellt worden, zur Stützung einer Tarnaktion, in deren Rahmen ein Fernsehteam ein Interview mit einem Araber machen soll, der Grundbesitz in Österreich erworben hat. Wenn diejenigen, die Sie angestellt haben, unfähig sind, diese Tarnaktion ordentlich durchzuführen, warum sollte Sie das kümmern? Dabei fällt Ihnen doch kein Zacken aus der Krone.«
»Nein, mir nicht. Das stimmt.«
»Könnte es sein, daß Sie sich einen erfolgreichen Verlauf der Operation wünschen?«
»Wie Sie schon sagten, ich bin angestellt worden. Und ich werde, woran mich Miss Chihani gestern abend recht eindringlich erinnert hat, gut bezahlt, um eine sehr bescheidene Arbeit zu verrichten.«
Die Augen lachten mich an. »Das ist keine Antwort, Mr. Halliday. Ihr Berufsstolz steht bei dem, was Sie für uns tun sollen, gar nicht auf
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