Mit dir an meiner Seite
Tribüne stehen und einen Schluck Gatorade trinken.
Megan hatte recht gehabt. Er ließ müde die Schultern hängen. Man merkte nichts von dem Adrenalin, das normalerweise vor einem Spiel die Energiequellen sprudeln ließ.
Wieder quetschte sie sich an verschiedenen Leuten vorbei, so schnell es nur ging. Will entdeckte sie - und einen Moment lang glaubte sie freudige Überraschung auf seinem Gesicht zu erkennen. Doch dann drehte er sich weg.
Ronnie wusste, dass sein Vater ihm ihre Botschaft ausgerichtet hatte. Seine Reaktion drückte Schmerz und Verwirrung aus. Am liebsten hätte sie alles ganz ausführlich mit ihm besprochen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Also fiel sie ihm einfach um den Hals und küsste ihn mit ihrer ganzen Leidenschaft. Er erholte sich schnell von seiner Verblüffung und erwiderte ihren Kuss.
Als sie sich voneinander trennten, stammelte Will: »Was ich noch zu gestern sagen wollte ...«
Kopfschüttelnd legte ihm Ronnie den Finger auf die Lippen. »Darüber reden wir später. Ich wollte nur, dass du eines weißt: Ich habe das, was ich zu deinem Vater gesagt habe, nicht so gemeint. Ich liebe dich. Und ich möchte, dass du mir einen großen Gefallen tust.«
Er legte den Kopf schräg und schaute sie fragend an.
»Du musst heute so gut spielen, wie du in deinem ganzen Leben noch nicht gespielt hast.«
Kapitel 27
Marcus
Wütend kickte Marcus den Sand in die Luft. Er war am Bower's Point, wie so oft. Eigentlich hätte er guter Laune sein müssen, weil er gestern dieses Riesenchaos ausgelöst hatte. Alles war genau nach Plan verlaufen. Das Gelände hatte so ausgesehen, wie die unzähligen Zeitungsartikel es beschrieben hatten, und die Zeltpflöcke zu lockern war kinderleicht gewesen, während die Gäste speisten - er hatte sie absichtlich nicht zu weit herausgezogen, sondern gerade weit genug, dass sie reagieren würden, wenn er an den Seilen zog. Dann war Ronnie brav zur Anlegestelle gewandert und Will hinter ihr her. Die beiden hatten ihn also auch nicht enttäuscht. Der gute Junge hatte seine Rolle sogar absolut perfekt gespielt. Er war so was von berechenbar - unglaublich. Wenn man Knopf X drückte, tat er dies, wenn man Knopf Y drückte, tat er jenes. Es machte großen Spaß, ihn zu ärgern - obwohl es manchmal schon fast langweilig wurde.
Marcus war nicht wie andere Menschen. Das wusste er selbst. Schon als Kind hatte er nie wegen irgendetwas ein schlechtes Gewissen gehabt, und das fand er gut. Dadurch konnte er tun und lassen, was er wollte und wann er es wollte. Die Gewissenlosigkeit verlieh ihm eine ungeheure Macht. Andererseits hielt das Vergnügen, das mit dieser Macht verbunden war, meistens leider nicht sehr lange an.
Gestern Abend hatte er sich lebendiger gefühlt als seit Monaten. Wie ein Rausch war es gewesen. Wenn er eins seiner »Projekte« erfolgreich abgeschlossen hatte, dachte er normalerweise noch gern darüber nach und war eine Zeit lang sehr zufrieden mit sich. Das war ein Vorteil. Denn wenn er zu oft und zu unkontrolliert seinen Wünschen nachgeben würde, hätte man ihn bestimmt schon erwischt. Aber er war ja nicht dumm. Er wusste, wie so etwas lief, und deswegen war er immer extrem vorsichtig.
Aber jetzt hatte er den unangenehmen Verdacht, dass er zu weit gegangen war. Die Blakelees waren in Wilmington und Wrightsville Beach fast so etwas wie eine königliche Familie - sie besaßen Macht, sie hatten Beziehungen, und sie hatten Geld. Wenn sie herausfanden, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte, würden sie alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn so lange wie nur möglich wegsperren zu lassen. Deshalb quälten ihn giftige Zweifel: Will hatte zwar in der Vergangenheit seinen Freund Scott immer gedeckt - aber würde er das auch weiterhin tun?
Marcus mochte es gar nicht, wenn er sich so fühlte. Das grenzte fast an ... Angst. Auf keinen Fall wollte er in den Knast, auch nicht für ein paar Tage. Er gehörte nicht ins Gefängnis. Dafür war er zu gut. Und zu clever. Er konnte sich nicht vorstellen, in einer Zelle zu hocken und von irgendwelchen Wärtern herumkommandiert zu werden oder das Liebesobjekt eines hundertfünfzig Kilo schweren Mithäftlings zu werden oder Mahlzeiten zu essen, die mit Kakerlakenkot bestreut waren. Und es gab noch viele andere Horrorszenarien. All dem wollte er sich auf keinen Fall aussetzen.
Die Gebäude, die er abgefackelt hatte, und die Menschen, denen er Schmerzen zugefügt hatte, bedeuteten ihm absolut nichts, doch bei dem
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