Mit dir an meiner Seite
Verbrechen preisgab - über Scott. Das brachte Scott in Schwierigkeiten, zu einem ganz kritischen Zeitpunkt, nämlich während seiner Suche nach einem College-Stipendium. Scotts Eltern schadete es ebenfalls - und diese waren wiederum eng mit seinen eigenen Eltern befreundet. Deshalb hatte er gelogen. Das Schlimmste war, dass seine Mutter daraufhin Ronnie die ganze Schuld in die Schuhe geschoben hatte.
Doch dann war Ronnie heute Morgen plötzlich aufgetaucht und hatte ihm gesagt, sie liebe ihn, trotz allem. Später wollten sie über alles reden, das hatte sie ihm versprochen. Anschließend hatte sie ihn gebeten, bei dem Turnier besser zu spielen als je zuvor - und genau das wollte er tun.
Als die Gegner wieder aufschlugen, rannte Will über das Spielfeld, um den Ball anzunehmen, Scott folgte ihm, alles passte perfekt, und Will brachte den Punkt souverän nach Hause. Von da an gelang den anderen nur noch ein einziger Punkt, bevor der Satz zu Ende war. Beim nächsten Satz schafften ihre Gegner sogar insgesamt nur zwei Punkte.
Will und Scott zogen also ins Halbfinale ein - und er sah, wie Ronnie ihm von der Tribüne aus zujubelte.
Das Halbfinale war schwerer als die bisherigen Spiele. Sie gewannen den ersten Satz, verloren aber den zweiten im Tiebreak.
Will stand an der Linie und wartete auf das offizielle Signal für den entscheidenden dritten Satz. Sein Blick wanderte kurz über die Tribüne und dann zum Pier. Es waren mindestens dreimal so viele Leute da wie letztes Jahr. Immer wieder sah er bekannte Gesichter - Leute, mit denen er in der Highschool gewesen war oder die er seit der Kindheit kannte. Nirgends war ein freier Platz.
Dann kam das Zeichen des Schiedsrichters. Will warf den Ball in die Luft und machte ein paar schnelle Schritte, sprang hoch und schmetterte ihn in die gegnerische Hälfte, etwa drei Viertel von der Grundlinie entfernt. Dann wollte er sofort seine Position einnehmen, ahnte aber gleich, dass das gar nicht nötig sein würde. Die beiden Spieler des gegnerischen Teams hatten sich das Feld aufgeteilt und eine Sekunde zu lange gezögert - jedenfalls schickte der Ball eine gewaltige Sandwolke hoch, bevor er ins Aus sprang.
Eins zu null.
Will schlug sieben Mal nacheinander auf, wodurch er und Scott sich ein bequemes Polster erarbeiteten, danach holten die Teams die Punkte im Wechsel, und trotzdem war es ein vergleichsweise müheloser dritter Satz, der ihnen zum Sieg verhalf.
Als sie das Spielfeld verließen, schlug Scott ihm auf den Rücken.
»Wir haben's geschafft!«, rief er. »Wir sind in Spitzenform heute - da können Tyson und Landry ruhig kommen.«
Tyson und Landry, beide achtzehn Jahre alt und aus Hermosa Beach in Kalifornien, waren das beste Juniorenteam der Welt. Vor einem Jahr waren sie noch die Nummer elf gewesen, was schon gereicht hätte, um so gut wie jedes Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Sie spielten als Team, seit sie zwölf waren, und hatten in den letzten zwei Jahren keinen einzigen Satz abgegeben. Scott und Will waren ihnen bisher erst einmal begegnet, und zwar beim Halbfinale des letztjährigen Turniers hier am Strand, und da hatten sie mit gesenkten Köpfen das Spielfeld verlassen.
Heute war alles anders. Sie gewannen den ersten Satz mit drei Punkten Vorsprung, Tyson und Landry holten den zweiten Satz, ebenfalls mit drei Punkten Abstand, und beim letzten, entscheidenden Satz stand es jetzt sieben zu sieben.
Will spielte seit neun Stunden in der prallen Sonne. Obwohl er literweise Wasser und Gatorade trank, schien es eigentlich unvermeidlich, dass er erschöpft war. Doch er spürte es nicht. Jetzt nicht. Zumal sie eine reale Chance hatten, das Turnier zu gewinnen.
Sie mussten aufschlagen - was beim Beachvolleyball immer ein Nachteil war, weil die Punkte bei jedem Ballwechsel zählten, und das gegnerische Team die Chance hatte, gleich zu schmettern -, aber Scott schickte einen Ball übers Netz, der Tyson zwang, seine Position zu verlassen. Zwar erreichte er den Ball rechtzeitig, schlug ihn aber in die falsche Richtung. Landry rannte los und erwischte ihn gerade noch, machte dadurch aber alles nur noch schlimmer - der Ball flog ins Publikum. Erfahrungsgemäß dauerte es dann immer mindestens eine Minute, bis das Spiel weitergehen konnte. Und jetzt lagen Will und Scott einen Punkt vorne.
Wie so oft schaute Will schnell zu Ronnie. Sie winkte ihm zu und strahlte. Dann nickte er lächelnd zu seiner Familie hinüber. Hinter seinen Eltern, auf dem
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