Mit dir im Himmel auf Erden
Das ist sehr aufschlussreich. Nein, es ist auch nichts Unmoralisches. Aber nun ist Schluss, Sweetheart. Du musst dich bis später gedulden.“
Adam griff nach dem Helm und hielt ihn ihr hin. Mit einem Lächeln überspielte sie ihre Verwirrung. Ein Tag mit diesem Mann war die reinste Irrfahrt. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, Adam vertraute ihr nicht. Aber so genau wollte sie jetzt nicht darüber nachdenken. Sie riss sich zusammen. „Besuchen wir jetzt Steve und Lucy?“
„Nein.“ Adam griff nach seinem eigenen Helm. „Wenn Steve ein, zwei Bier intus hat, redet er wie ein Wasserfall. Ich will aber nicht, dass er dir Sachen über mich erzählt, die du lieber nicht erfahren solltest.“
„Frauengeschichten.“
„Zum Beispiel.“
Jetzt hatte Adam es geschafft, sie auf Frauen eifersüchtig zu machen, die absolut nichts mit ihr zu tun hatten. Aber sie alle kannten ihn besser als sie selbst. Und das machte sie wütend.
Erschrocken blickte sie auf, als ihr etwas einfiel. „Du bist doch nicht etwa verheiratet?“
„Nein, natürlich nicht. Was soll das, Roane?“
„Hast du Kinder? Und jetzt sag bitte nicht, dass du das nicht so genau weißt.“
„Wenn ich Kinder hätte, wüsste ich das auch und wäre bei ihnen. Sonst noch was?“, fragte er gereizt.
„Darf ich denn gar nichts von dir wissen? Ist das Teil der Vereinbarung?“
„Wovon redest du eigentlich? Welche Vereinbarung?“
Sie wusste, dass sie einen Streit vom Zaun brach, aber das war ihr egal. Sie war frustriert, verwirrt und verletzt, und sie wurde immer wütender. „Die Vereinbarung ‚Du bringst mir alles bei, ich lerne von dir‘. Mit anderen Worten: dein Zeitvertreib, bis du wieder verschwindest.“
Seine Selbstbeherrschung war bewundernswert. Doch es war seiner Miene anzusehen, wie schwer es ihm fiel, ruhig zu bleiben. „Du hast von Anfang an gewusst, dass ich die Insel wieder verlasse.“
Roane ließ den Kopf hängen. „Ja, das stimmt.“
Ihr Anblick tat Adam in der Seele weh. Nach kurzem Zögern hob er ihr Kinn und sah ihr in die Augen. „Mehr kann ich dir nicht geben. Ich würde gern, aber ich kann nicht.“
Sie spürte, dass er es ernst meinte. Es erschien ihr seltsam, aber sie war sicher, dass sie merken würde, wenn er log.
Instinktiv spürte sie auch Adams innere Leere. Das war schrecklich. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme geschlossen und ihn erst wieder losgelassen, wenn die innere Leere ausgefüllt war.
Adam biss sich auf die Lippe, wandte sich kurz ab und sah Roane wieder an. Es brach ihr fast das Herz, diesen selbstsicheren Mann plötzlich so verunsichert zu sehen.
„Ich kann dir das Hier und Jetzt geben.“
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. „Einverstanden.“
Seine Augen wurden ganz dunkel. „Gut.“
Roane war klar, dass sie nehmen würde, was sie von ihm bekommen konnte. Sie hing bereits sehr an ihm. Und dann fiel ihr auf, dass jeder Tag ein ‚Hier und Jetzt‘ hatte.
Sollte ein Genie wie Adam das nicht auch wissen?
10. KAPITEL
Er schien sich zu verändern, seit er Roane kannte.
Adam hatte keine Ahnung, warum er das Bedürfnis hatte, ihr alles anzuvertrauen. Er wusste doch, dass er nicht darüber reden durfte. Trotzdem hätte er Roane am liebsten alles erzählt – jedes noch so kleine Detail. Es wäre das erste Mal, dass er jemandem blind vertraute.
Der Tag war die reinste Achterbahnfahrt gewesen. Sie hatten sich im Morgengrauen am Lagerfeuer geliebt. Erst hatte sie ihren Spaß gehabt, dann hatte sie ihm unglaubliche Lust verschafft. Es war erstaunlich, wie schnell sie dazulernte.
Dann waren sie auf dem Motorrad über die Insel gefahren, und es hatte ihn wahnsinnig erregt, dass Roane sich so fest an ihn presste. Am liebsten wäre er mit ihr an einen einsamen Strand gefahren, um sie noch einmal unter freiem Himmel zu lieben.
Der Einkaufsbummel hatte ihm erstaunlicherweise großen Spaß gemacht. Er war richtig glücklich gewesen. Es machte ihn einfach glücklich, Roane bei sich zu haben. Er konnte sich nicht erinnern, in seinem Leben je so glücklich gewesen zu sein.
Dann hatten sie Steve getroffen. Adam konnte das Risiko, dass Steve etwas über ihre Geschäfte ausplauderte, nicht eingehen. Gerade in dieser Phase war es sehr wichtig, dass seine Anonymität gewahrt wurde. Gleichzeitig hatte er Verständnis für Roanes Neugier. Er bedauerte, ihr verschweigen zu müssen, was er beruflich machte und wie er sein Leben gestaltete.
Adam war sehr stolz darauf, was er im Leben schon erreicht
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