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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Moriarty
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zahlreich die Lebenswege gewesen wären, die Andrew abhängig von einer einzigen Entscheidung hätte einschlagen können. Niemand konnte auch nur ahnen, wie sein Leben verlaufen wäre, hätte er diese oder jene Person nicht kennengelernt oder diesen oder jenen Job angenommen.
    Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr, denn schlimmer hätte sein Schicksal kaum sein können. Oder hätte es doch einen Worse Case gegeben? Was, wenn Andrew und James gemeinsam bei einem Autounfall ums Leben gekommen wären? Sie beide Söhne verloren hätte? Ebenso gut hätte er nach dem »Reisejahr« in Europa dortbleiben und irgendwo verschwinden können. Die Eltern von Kindern, die vermisst wurden, sagten übereinstimmend, dass die Ungewissheit das Schlimmste sei. Man sich ständig frage, was geschehen war. Und was, wenn er zur Armee gegangen, in ein fremdes Land geschickt worden und dort in Gefangenschaft geraten und gefoltert worden wäre – in einem Krieg, der ihr vollkommen gleichgültig war?
    Ein seltsames, lautes Geräusch riss sie abrupt aus ihren Gedanken.
    »Hallo! Bist du noch da?« Violet schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern.
    »Entschuldige! Ich war in Gedanken.«
    »Was du nicht sagst! Hätte ich fast erraten. Ich dachte schon, dich hat der Schlag getroffen oder so.« Violet trank einen Schluck Kaffee und fügte hinzu: »Also, was hat dich so beschäftigt, dass du meiner faszinierenden Geschichte nicht folgen konntest?«
    »Du hast eine Geschichte erzählt?«
    »Ja, habe ich. Und zwar eine umwerfende Story über Salz und Soda im Kampf gegen Rotweinflecken, und ich bin entsetzt, dass dich das kaltgelassen hat. Also raus mit der Sprache! Woran hast du gedacht?«
    »Mhm. Ich geb’s ja nur ungern zu, aber ich habe gedacht, dass du wohl recht hast. Ich hab mich in Schuldzuweisungen verrannt. Und das hat mir nicht gutgetan. Die vergangenen sieben Monate habe ich damit vertan, einfach nur wütend zu sein. Wütend und deprimiert. Und damit muss Schluss sein. Ich will nicht mehr. Ist kein schöner Zustand. Ich bin schwierig, nervös und unausgeglichen. Ich weiß, ich muss eine Möglichkeit finden loszulassen. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
    Violet tätschelte ihre Hand. »Wir finden einen Weg«, versicherte sie ihr. »Ev, kann ich dich was fragen?« Ihre Stimme klang ungewöhnlich zaghaft.
    »Was gibt’s?«, erwiderte Evelyn.
    »Weshalb hast du eigentlich nie die Person für alles verantwortlich gemacht, die tatsächlich schuld ist? Warum hast du nie ein Wort über diesen Junkie im Supermarkt verloren? Über diesen Jungen, der …« Violet verstummte.
    »Der ihn erschossen hat, meinst du?«, ergänzte Evelyn.
    »Ja. Versteh mich nicht falsch. Ich will diese Geschichte nicht wieder aufkochen, nachdem du endlich versuchen willst, nicht mehr auf Gott und die Welt wütend zu sein. Es ist nur … Ich dachte, er müsste ganz oben auf deiner Liste stehen.«
    Evelyn überlegte. »Das weiß ich selbst nicht genau. Vielleicht weil die Polizei mir nie genau gesagt hat, wie es passiert ist. Dieser Junge … der geschossen hat … er war erst fünfzehn … also minderjährig. Daher haben sie die Details unter Verschluss gehalten. Sie haben nur gesagt, der Schuss habe sich versehentlich gelöst. Mehr nicht. Ich weiß praktisch nichts über den Jungen. Keinen Namen, nicht wie er aussieht, nichts. Belinda dagegen kenne ich. Ich hatte ein Gesicht und einen Namen, eine Person, auf die ich meine Wut konzentrieren konnte.« Sie zögerte und sah die Schwester an. »Idiotisch, was?«
    Violet schien den Tränen nahe zu sein. »Nein, das ist nicht idiotisch. Allmählich begreife ich, wie es die vergangenen Monate in dir ausgesehen hat.« Sie räusperte sich. »Aber wir finden einen Weg in die Zukunft. Und am besten fängst du damit an, indem du heute Abend zu der Veranstaltung von GameTech gehst. Andy hat seinen Job geliebt. Er hatte großartige Kollegen und Freunde in der Firma. Fang damit an, ihnen zu verzeihen.«
    »In diesem Punkt bin ich bereit nachzugeben … Trotzdem … ich möchte nicht allein dorthin gehen. James ist heuteAbend mit Freunden verabredet – ganz abgesehen davon, dass wir noch immer nicht miteinander sprechen. Allein bei GameTech … Ich weiß nicht, ob ich das ertrage.«
    »Stimmt, das ist keine gute Idee. Ein Schritt nach dem anderen. Ich begleite dich. Mark kann allein zu diesem offiziellen Abendessen gehen. Ist sowieso eine Veranstaltung mit seinen Partnern aus der Firma. Da wird den ganzen Abend über Geschäfte

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