Mit dir ins große Glueck
Fremde, reichte Melanie die Hand und wollte sich ebenfalls zu verabschieden. Er ging zur Tür und öffnete diese. Die beiden standen sich gegenüber und blickten sich an. Voll Entsetzen beobachtete Walter Saur, der Unheimliche, wie sich die Gesichter der beiden immer näherkamen.
"Schade, dass Sie schon gehen müssen, Gerd", sagte in diesem Moment Melanie und stellte fest, dass sie zum ersten m<< "Es ist bereits zweiundzwanzig Uhr vorbei", bemerkte Gerd und hatte ebenfalls Schwierigkeiten zu gehen. Viel lieber wäre er noch geblieben. Am besten gleich bis zum nächsten Tag, dann hätte er sich die Fahrt hin und her sparen können. Doch das wagte er nicht vorzuschlagen. "Danke für den schönen Abend, Melanie", sagte er leise und reichte der Frau die Hand. "Könnten wir uns nicht zur Feier des Tages duzen? Ich wünsche es mir so sehr."
Melanie lächelte ihn glücklich an, dann nickte sie. "Ich muss dir danken, Gerd. Du hast mir nicht nur ein ausgezeichnetes Abendessen serviert, sondern allein durch deine Anwesenheit hast du mir gezeigt, dass das Leben auch für mich noch nicht zu Ende ist. Bis jetzt habe ich in der ständigen Angst vor meinem geschiedenen Mann gelebt, doch jetzt bin ich überzeugt davon, dass es einen Ausweg geben wird. Es muss einfach einen geben. So will ich nicht weiterleben. Auf Dauer kann ich nicht ertragen, dass Walter wie ein Mühlstein auf meiner Brust liegt und mich am Atmen hindert. Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihm reden und ihm eine größere Abfindung anbieten."
"Ich dachte, du hättest ihm schon eine gezahlt?" wandte Gerd ein.
"Habe ich auch, doch Walter ist wie ein Fass ohne Boden, wenn es ums Geld geht. Seit er angefangen hat zu trinken, arbeitet er auch nicht mehr. Wenn ich wüsste, dass ich mich mit einer annehmbaren Summe freikaufen könnte, würde ich das sofort tun."
"Ich glaube, das wäre ein großer Fehler, Melanie. Wenn dein geschiedener Mann sieht, dass er ständig von dir Geld erpressen kann, wird er nie aufhören. Die einzige Möglichkeit, die du hast ist, dass du versuchst, ihm über einen Rechtsanwalt zu drohen. Vielleicht bekommt er es ja mit der Angst und zieht sich zurück."
Gerd legte seine Handflächen an ihre Wangen. Er fühlte ihr seidenweiches Haar unter den Fingern, und plötzlich konnte er dem dringenden Impuls nicht mehr widerstehen, sie zu küssen. Ganz langsam näherte sich sein Gesicht dem ihren, während seines Blicks ihre Augen festhielt. "Melanie, ich..."
In diesem Moment zerstörte ein häßliches Geräusch wie von splitterndem Glas die andächtige Stille. Die beiden Menschen fuhren auseinander. Zitternd wich Melanie zurück und hob schützend die Hände vors Gesicht. "Was war das?" schrie sie entsetzt. "Hat jemand geschossen?"
Gerd, der ebenfalls erschrocken war, schaute sich um und entdeckte die zersplitterte Glasscheibe. "Himmel", entfuhr es ihm, "jemand muss einen Stein geworfen haben. Das Fenster ist kaputt."
"Das war Walter." Die Frau schluchzte auf. "Walter, Walter, immer Walter. Ich glaube, ich werde diesen Mann in meinem Leben nicht mehr los. Er hasst mich, er hasst uns alle. Eines Tages wird er uns zerstören, vielleicht sogar umbringen. Ich habe schreckliche Angst, Gerd."
"Geh nach drinnen, Melanie", befahl der Mann, "damit er dich von draußen nicht sehen kann. Ich bin gleich wieder zurück." Er hastete nach draußen und suchte den ganzen Garten ab. "Du Lump, komm aus deinem Versteck und lass dich sehen", rief er einige Male, doch niemand antwortete ihm.
In der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Er suchte die Wege ab, und, bewaffnet mit einer Hacke, schlug er in die dichten Büsche. Nichts. Dann kam er zu dem hohen alten Baum, unter dem der Dunkle vorhin seinen Posten bezogen hatte. Sein Fuß stieß gegen irgendetwas, das umfiel. Gerd bückte sich und hob es hoch. Im schwachen Schein der Straßenlaterne konnte er erkennen, dass es eine Flasche war. Diese hatte heute Nachmittag noch nicht hier gestanden, das wäre ihm aufgefallen.
"Das habe ich gefunden." Er zeigte der Frau das Beweisstück.
"Cognac." Melanie nickte. Ihr Gesicht war totenblass. "Das war Walter. Cognac ist sein Lieblingsgetränk. Und jetzt?" Hilfesuchend blickte sie zu ihm auf. "Was soll ich nur tun? Ich habe entsetzliche Angst. Bitte, bleib hier, heute Nacht wenigstens. Ich weiß, ich sollte das nicht sagen, aber ich habe es mir genau überlegt,
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