Mit dir ins große Glueck
während du draußen warst. Ich weiß nicht, was Walter noch tun wird. Deshalb habe ich schreckliche Angst. Bleib bei uns, Gerd, verlass uns nicht."
Gerd Wollbach überlegte einen Moment, dann nickte er. "In Ordnung. Ich werde noch rasch die Scheibe zukleben, und morgen will ich mich um die Reparatur kümmern. Wenn es dir recht ist, kann ich im Gästezimmer schlafen."
"Es ist mir recht." Die Frau zitterte am ganzen Körper. "In meiner Schreibtischschublade habe ich eine Gaspistole. Es ist nicht viel, aber..."
Gerd war von Mitleid erfüllt, zumindest erklärte er sich die Gefühle, die immer stärker in ihm wurden, auf diese Weise. Nur so konnte er es zusammen mit ihr unter einem Dach aushalten, ohne sie mit seiner aufkeimenden Liebe womöglich zu erschrecken. Auf die Idee, dass Melanie für ihn dieselben Gefühle hegen könnte, kam er nicht.
* * *
"Rufst du heute Nachmittag an, ob du kommen kannst, Silke? Wir haben nicht viele Hausaufgaben, und ich würde gern einmal wieder ins Schwimmbad gehen." Michaela nahm ihre Schultasche und verließ zusammen mit der Freundin das Klassenzimmer.
"Heute geht es bei mir nicht. Hast du vergessen, dass ich Klavierunterricht hab?" Silke verzog das Gesicht. "Vielleicht morgen." Sie hob grüßend die Hand und war wenig später verschwunden. Silke fuhr mit dem Schulbus nach Hause, während Micky lieber zu Fuß ging. Außerdem hatte sie es nicht so weit wie die Freundin.
"Hallo, Micky. Ich habe auf dich gewartet. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich dich ein Stückchen begleiten."
Michaela zuckte zusammen. Die Stimme kannte sie nur zu gut, und sie rief nicht gerade angenehme Gefühle in ihrem Innern hervor. Trotzdem bekämpfte Michaela tapfer die in ihr aufsteigende Angst und wandte sich zu ihm um. "Du bist es? Was willst du? Noch eine Scheibe zerschlagen?"
"Was redest du denn für einen Unsinn, Kind?" Der Mann grinste von einem Ohr zum anderen. "Mir scheint, du hältst mich für ein Monstrum."
"Lass mich zufrieden. Ich möchte nicht, dass meine Schulfreunde mich mit dir sehen."
"Bist du verrückt geworden? Was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Schließlich kannst du nicht leugnen, dass ich dein Vater bin?"
"Wir sind aber geschieden, also lass mich in Ruhe."
"Ich kenne dich nicht wieder. Du willst meine liebe kleine Micky sein, die ich früher auf den Armen herumgetragen habe?" Der Mann legte solch eine Traurigkeit in seine Stimme, dass er fast selbst daran glaubte. "Dann habe ich also meine kleine Tochter auch verloren. Oh, Melanie, was hast du mir nur angetan?"
"Was redest du da?" Das Mädchen war stehengeblieben. "Ich hab gar nicht behauptet, dass ich deine liebe kleine Micky sein will. Weshalb bist du überhaupt zur Schule gekommen. Ich will dich nicht sehen."
"Deine Mutter schickt mich. Ich war vorhin bei ihr in der Galerie und sie hat gesagt, ich solle dich abholen, damit du mich nicht ganz vergisst."
"Dich kann man gar nicht vergessen, dafür sorgst du schon", wiederholte sie die Worte, die sie einmal bei der Mutter gehört hatte. "Weshalb sollte Mami dich geschickt haben?"
"Ich sagte dir doch schon, dass ich bei ihr war. Wir haben uns ausgesöhnt. Es ist nicht gut, wenn zwei Menschen, die sich einmal geliebt haben, in Hass und Streit leben. Deine Mutter war sehr vernünftig, und ich finde, du solltest das ebenfalls beherzigen."
In Micky stiegen Zweifel auf. Konnte es sein, dass er die Wahrheit sagte? Eigentlich glaubte sie es nicht, und doch konnte sie ihm das Gegenteil auch nicht beweisen. "Und was machen wir dann, wenn du mich nach Hause begleitet hast? Ich habe eine Menge Hausaufgaben", log sie.
"Das macht doch nichts. Ich verspreche dir auch, dass ich nicht mit hineingehe. Bestimmt willst du nicht, dass dein neuer Freund mich sieht."
"Gerd?" Das Mädchen lachte. "Gerd weiß von dir, und ich kann dir sagen, er hat nicht die beste Meinung von meinem Vater. Es ist wirklich besser, du bleibst draußen. Seit du die Scheibe zerschlagen ist, ist er nicht gut auf dich zu sprechen."
"Dann hat er also jetzt das Sagen bei euch?" forschte der Mann vorsichtig nach.
"Gerd wohnt bei uns. Leider nicht für immer", fügte Michaela hinzu.
"Und wer ist der Mann, dass du so an ihm hängst? Ich sehe dir doch an, dass du ihn ganz toll findest."
"Ist er auch. Er heißt Gerd Wollbach und macht unseren Garten. Außerdem hilft er im Haus mit und sorgt
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