Mit dir ins große Glueck
wich die junge Frau zurück. "Bitte, sei leise, Walter. Ich möchte nicht, dass Micky etwas davon mitbekommt. Sie regt sich ohnehin ständig über dich auf."
"Weil du sie gegen mich aufhetzt. Ich würde mich an deiner Stelle schämen, Liebes. Dieses Verhalten passt so gar nicht zu dir. Du solltest nicht immer Politik machen gegen mich."
"Tu ich doch gar nicht. Du verstehst es selbst viel besser, dich ins schlechte Licht zu rücken. Was willst du? Sag mir, was du willst, Walter, und dann verschwinde wieder."
"Gibst du mir das, was ich will?"
"Ich weiß es nicht."
"Ich will dich, Süße. Dich ganz allein. Lass uns wieder heiraten." Er schwankte bedrohlich.
"Schlaf erst deinen Rausch aus, und dann können wir über alles reden", versuchte sie ihn zu besänftigen.
"Ich bin ganz nüchtern. Komm in meine Arme, Süßes, und lass uns alles vergessen, was passiert ist."
"Geh jetzt. Ich will, dass du sofort verschwindest", schrie Melanie plötzlich hysterisch. "Ich habe nichts für dich, und ehe du mich bekommst, bringe ich mich lieber um."
"Nicht so theatralisch, mein Mädchen. Soll ich Micky rufen und sie fragen, was sie von unserem Plan hält? Bestimmt wird das Mädchen glücklich sein, wieder eine richtige Familie zu haben." Er grinste.
"Raus mit dir, du..." Sie verbiss sich den Ausdruck, der ihr eben auf der Zunge gelegen hatte. Plötzlich fühlte sie, wie seine starken Arme sie packten und wie ein Schraubstock festhielten. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, doch Walter schaffte es, sie ins Wohnzimmer zu schleppen.
Dort ließ er sie los. "Und nun zur Sache, Schätzchen." Er grinste noch immer.
"Du hast also die Bilder gemacht. Und was bezwecktest du damit?"
"Ich hab doch alles erreicht, was ich wollte. Seit ein paar Tagen beobachte ich schon das Haus, doch dieser Typ hat sich nur ein einziges Mal blicken lassen. Ich habe gesehen, dass er mit Micky gesprochen hat."
"Du hast es gesehen?"
"Ich hatte mich hinter dem Jasminbusch versteckt. Du weißt, dass man von dort einen ausgezeichneten Blick auf die Haustür hat."
"Das heißt also, dass du uns ständig beobachtest." Melanies Angst wurde unerträglich. "Bitte, geh jetzt, Walter. Nenn mir eine Summe, und ich gebe dir den Scheck. Selbst wenn es mich die Galerie kosten sollte, würde ich dir alles geben, was ich habe. Hauptsache, du verschwindest."
"Ich will alles, mein Schätzchen. Dein Hab und Gut, und dich noch dazu. Wenn du es mir gibst, ist alles wieder in Ordnung." Wieder griff er nach ihr mit gierigen Fingern.
Melanie wehrte sich, so gut sie konnte, doch Walter war stärker. Er riss sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Kein Stöhnen half, kein Betteln, kein Flehen. Da tat Melanie etwas, was sie noch nie zuvor in ihrem Leben versucht hatte. Sie nahm all ihren Mut und ihre Kraft zusammen und stieß ihn mit dem Knie in den Unterleib. Es tat ihr selbst weh, denn sie wusste, was Schmerzen bedeuten. Aber in diesem Augenblick erschien es ihr als einziger Ausweg, und viel Zeit zum Nachdenken hatte sie ohnehin nicht.
Wie ein geprügelter Hund jaulte Walter auf und ließ sie los. Er schwankte, und ehe er selbst fiel, gab er ihr einen heftigen Stoß. Melanie verlor das Gleichgewicht und den Boden unter den Füßen. Sie fühlte plötzlich, dass sie stürzte.
Ein seltsames Krachen in ihrem Kopf war das letzte, was sie registrierte. Alles wurde erst rot vor ihren Augen und dann dunkel. Sie merkte nicht mehr, dass Walter sich ächzend erhob und das Zimmer verließ. Und sie hörte auch nicht Mickys verzweifeltes Rufen, ihr Schluchzen und sie fühlte nicht die vorsichtigen Hände des Notarztes, der sie später untersuchte und die Einweisung ins Krankenhaus veranlasste. Um Melanie herum war Nacht. Es war eine wohltuende Dunkelheit, die sie alles vergessen ließ.
Am nächsten Morgen fand man auf einer Parkbank in der Innenstadt eine männliche Leiche. Offensichtlich hatte der Verstorbene soviel Alkohol getrunken, dass einfach sein Herz stehen geblieben war.
Der Tote war Walter Saur.
* * *
Mickys Herz klopfte so schnell, dass das Mädchen kaum richtig durchatmen konnte. Es war zum ersten Mal in der Redaktion des Verlags, wo Gerd beschäftigt war, und es war der Neunjährigen sogar gelungen, sich in dir richtige Etage und zu Gerds Zimmer durchzufragen.
Michaelas einziger Gedanke war, sie musste Gerd sagen, was mit der
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