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Mit dir ins große Glueck

Mit dir ins große Glueck

Titel: Mit dir ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Buchholz
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eine Werbung gebracht worden."
       "Und warum haben sie dann geklingelt?" fragte Michaela. "Das tun die doch sonst nicht."
       "Da hast du auch wieder recht. Vielleicht ist es etwas Wichtiges." Die Frau öffnete den Briefkasten und holte einen Umschlag heraus. "Das ist keine Werbung." Sie drehte ihn auf die andere Seite. "Dachte ich es mir doch, der Brief ist von deinem Vater. Ich kenne seine Schrift ganz genau." Mit zitternden Fingern riss sie den Umschlag auf, holte einen Zettel und einige Fotografien heraus.
       "Nur zu deiner Information", las sie halblaut, was auf dem Stück Papier stand. Dann betrachtete sie die Bilder, und ihr war zumute, als müsse sich gleich der Boden unter ihr auftun und sie mit Haut und Haaren verschlingen.
       "Was ist denn passiert, Mami? Du siehst plötzlich aus, als würdest du meinem Vater gegenüberstehen. Ganz weiß bist du geworden im Gesicht."
       "Das ist doch nicht möglich." Die Hände der Frau zitterten, genau wie ihre Hand, die noch immer die Fotos hielten. "Das kann doch nicht wahr sein." Sie schüttelte den Kopf. "Nicht Gerd." Plötzlich begann sie zu schluchzen. "Nein, nicht Gerd. Das darf nicht wahr sein, ich kann es nicht glauben."
       "Zeig mir die Bilder." Michaela nahm ihrer Mutter eine der Fotografien aus der Hand. Voller Entsetzen betrachtete sie das Bild. "Das ist ja Gerd", stellte sie fest. "Und die Frau? Wer ist die Frau?"
       "Das weiß ich nicht", antwortete Melanie verzweifelt und wischte sich das Gesicht ab. "Ob er verheiratet ist?"
       Micky blickte ihre Mutter traurig an. "Er hat uns belogen, nicht wahr?"
       "Er hat uns nie erzählt, dass er eine Frau an seiner Seite hat." Melanie musste an den letzten Abend denken, den sie mit ihm zusammen verbracht hatte. Kaum drei Tage waren seither vergangen, und doch lagen sie wie eine Ewigkeit zwischen ihr selbst und Gerd. "Es war nie die Rede davon, dass er... dass ich... dass wir..." Hilflos brach sie ab.
       "Ruf ihn doch an, Mami. Jetzt ist er bestimmt zu Hause."
       "Kommt gar nicht in Frage." Die junge Frau holte tief Luft und straffte ihre Schultern. "Ich wusste nicht, dass Gerd so einer ist. Ich glaube, es wird besser sein, wenn wir uns einen anderen Gärtner suchen", entschied sie plötzlich. "Ich will ihn nie wieder hier sehen."
       "Vielleicht ist es ja nur eine Freundin."
       "Das ist mir gleichgültig. Du hast das letzte Bild noch nicht gesehen." Melanie reichte ihrer Tochter die Fotografie. "Hier küssen sie sich sogar. Und da willst du immer noch behaupten, es sei nur eine Freundin? Ach, Kind, du musst noch eine Menge über die Männer lernen. Genau wie ich", fügte sie ratlos hinzu. "Ich glaube, in diesem Leben werde ich nicht mehr so gescheit, wie ich sein sollte. Am besten, ich lasse die Finger von der Liebe", sagte sie mehr zu sich selbst. "Und jetzt lass uns ins Bett gehen. Für heute reicht es mir, und morgen habe ich einen anstrengenden Tag vor mir. Wenn ich mich recht erinnere, schreibt ihr morgen einen Aufsatz. Da musst du ausgeruht sein. Fort mit dir, Micky, und gib mir die Bilder zurück. Ich werde sie irgendwo aufbewahren, wo wir sie vergessen können."
       "Nicht in den Abfall, Mami. Gib sie mir, bitte. Es wird die einzige Erinnerung an eine schöne Zeit sein."
       Gegen ihren Willen musste Melanie lachen. "Woher weißt du, dass ich sie wegwerfen wollte?"
       "Ich kenne dich, Mami", antwortete Micky treuherzig. Nach neun Jahren kannst du mir nichts mehr vormachen."
       "Das befürchte ich auch", antwortete die Frau und strich ihrer Tochter liebevoll über die Wange. "Schlaf gut, mein Schatz. Wir beide sind stark, solange wir zusammen sind. Niemand kann uns etwas antun."
       Für einen kurzen Moment lang umarmte Michaela ihre Mutter, dann riss sie sich hastig los und rannte davon. Niemand sollte sehen, wie enttäuscht sie war.
       Melanie erging es nicht viel anders. Als sie sicher war, dass Micky sie nicht hören konnte, brach sie in haltloses Schluchzen aus. In Gerd hatte sie ihre ganzen Hoffnungen gesetzt, und ausgerechnet er hatte sie so schmählich hintergangen. Wie sollte sie jemals ihren Glauben an die Menschheit wiederfinden?
     
    * * *
     
       Gerd Wollbach war ziemlich ratlos. Zum wiederholten Male wählte er die Nummer von Melanie Saur, doch es wollte anscheinend mit der Verbindung nicht klappen. Entweder es hob niemand ab, oder der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
       Gerd konnte sich das nicht erklären. Wo steckte Melanie nur.

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