Mit dir ins Unglück? Jederzeit! (SANDRINE) (German Edition)
erklären, dass morgen früh die Welt sicher wieder ganz anders aussah, als sie erschrocken aufschrie. Ein dumpfes Krachen ertönte, gefolgt von einem hef tigen Schütteln, dann neigte sich der schwere Camper ächzend zur Seite und rutschte haltlos eine kleine, von braunem Schlammwasser überspülte Böschung hinunter. Zwischen Ge strüpp und Steinen blieb das Fahrzeug dann halb in einem Bach liegen.
Tiffany stieß einen Fluch aus. „Verdammter Mist! Das war eine feine Ausweichstelle, mein Lieber! Hier ist ja alles total aufgeweicht!“
Sie versuchte das Fahrzeug wieder aus den Schlammmassen heraus zu manövrieren, doch es war aussichtslos. Allein würde sie das nie im Leben schaffen.
„Kokanee, ich fürchte, du wirst schieben müssen“, meinte Tiffany mit schwankender Stimme. Vorsichtig kletterte sie aus dem Führerhaus und versuchte dabei, jegliche Erschütterung zu vermeiden, damit der Camper sich nicht noch weiter zur Seite legte und womöglich ganz umstürzte. „Komm, Kokanee. Schauen wir uns die Bescherung einmal an.“
Wind und Regen peitschten ihr ins Gesicht, als sie mit dem Hund aus dem Auto sprang. Sie versank fast bis zu den Knien in dem gelbbraunen Schlamm. Kokanee wurde von dem gurgeln dem Wasser beinahe weggespült. Japsend rettete er sich auf einen Steinbrocken.
„Prima haben wir das hingekriegt!“, stöhnte Tiffany auf, während sie völlig erschlagen auf ihren halb versunkenen Camper starrte, von dem gerade noch ein Vorderrad auf dem Trockenen war. „Nie kommen wir da mehr heraus. Nie!“
Kokanee begann zu winseln, als könnte er das ganze Aus maß dieser Katastrophe begreifen. Als es abermals donnerte, drängte er sich zitternd an die Beine seines Frauchens.
Tiffany beruhigte ihn. „Komm, wir müssen etwas unterneh men“, sagte sie dann energisch und versuchte damit auch ihre eigene Furcht zu vertreiben. „Herausziehen können wir den Camper nicht, also müssen wir uns auf die Suche nach Hilfe machen. Da auf der ganzen Strecke, die wir gefahren sind, kein einziges Haus war, versuchen wir unser Glück eben in der anderen Richtung. Wenn hier schon so eine ausgefahrene Straße durch die Berge führt, sollte man annehmen, dass hier auch irgendwo jemand wohnt. Findest du nicht auch, Kokanee?“
Wenig später stapfte Tiffany mit ihrem Hund durch den strömenden Regen und hoffte, so schnell wie möglich Hilfe zu finden. Sie war schon völlig durchnässt und begann zu frieren. Hinten in ihrem Camper wären Regenjacke und Gummistiefel gewesen, die sie jetzt dringend hätte brauchen können, aber er hing zu tief im Wasser, als dass sie die hintere Tür hätte öffnen kön nen. So blieb Tiffany nichts anderes übrig, als in Jeans, T-Shirt und weißen Leinenschuhen loszumarschieren.
Zum Glück ließ der Regen nach einer Weile nach, und auch der Wind legte sich. Das nächste Problem war jedoch die Dun kelheit, die jetzt schnell hereinbrach. Das abziehende Gewitter ließ einen gespenstisch verfärbten Himmel zurück, dessen Orange- und Violetttöne rasch in ein dunkles Grau übergingen.
Tiffany hatte zwar eine Taschenlampe aus dem Handschuh fach mitgenommen, aber wenn es völlig dunkel geworden war, ließ sich damit auch nicht mehr viel von der Gegend erkunden. Sie hoffte inständig, in der nächsten halben Stunde auf ein Haus oder ein anderes Auto zu stoßen, doch sie wusste auch, dass die Chancen verdammt schlecht standen.
Und so war es dann auch. Stundenlang irrte Tiffany herum und kam zu allem Unglück auch noch von der Straße ab. Sie landete auf einem Feldweg, der sich nach einer Weile im Gestrüpp verlor. Den Tränen nahe machte sie kehrt und lief zurück. Sie wollte jetzt gar kein Haus mehr finden. Sie wollte nur noch zu ihrem Camper zurück und wenigstens im Führer haus schlafen, denn sie war total erschöpft. Der Haken war nur, dass sie keine Ahnung mehr hatte, in welcher Richtung sich der Camper befand. Obendrein wurde die Batterie der Taschen lampe schon schwach.
„Oh, Kokanee, da haben wir uns was eingebrockt!“, stöhnte Tiffany verzweifelt. Der Hund leckte ihr tröstend die Hand.
Und dann endlich sah sie in der Ferne ein winziges Licht schimmern. Ungläubig wischte sie sich über die Augen. „Sehe ich richtig, Kokanee, oder ist das nur eine Halluzination?“
Das Licht schien Wirklichkeit zu sein, denn Kokanee bellte plötzlich aufgeregt und lief eilig voran. Tiffany schickte ein Dankgebet zum Himmel und folgte dem Hund erleichtert. Dort vorn war tatsächlich ein Licht,
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