Mit Druck richtig umgehen
Verhaltensweisen vielleicht aus der Kindheit mitgenommen haben. War Ihre Reaktion als Kind darauf diesubjektiv beste (Ausgleich einer Mangellage), führt die Generalisierung der Reaktion heute dazu, dass Sie dieses Verhalten auch dann an den Tag legen, obwohl es Ihnen schadet und obwohl Ihre persönlichen Kompetenzen deutlich weiterentwickelt sind und dementsprechend auch Ihre Handlungsalternativen. Das ist wie ein altes Computerprogramm: Es wird den Anforderungen nicht mehr gerecht – obwohl es früher alle Erfordernisse erfüllt hat. Sie sollten also Ihre Verhaltensmuster auf die aktuelle Lebenssituation „updaten“. Die Chance, sich differenziert mit Drucksituationen und Ihrem „typischen“ Umgang damit auseinanderzusetzen, besteht darin, dass Sie neue Reaktionen entwickeln können.
Erkennen Sie Ihre Anteile an der Situation
Nichts ist schlimmer als Druck, dem man ständig ausgesetzt ist und gegen den man sich nicht wehren kann – oder will. Oft wird die wichtige Frage „Worin liegen meine eigenen Anteile an der Situation, was habe ich damit zu tun?“ gar nicht erst zugelassen. Doch bedenken Sie: Sie sind immer in irgendeiner Form an der Aufrechterhaltung einer Drucksituation beteiligt – vielleicht weil Sie eine Mangellage auszugleichen versuchen, vielleicht, weil Sie Angst vor einer Veränderung haben.
Beispiel
Sabine ist jüngste von drei Kindern und Papas Liebling. Sie wusste, dass sie eigentlich alles durchsetzen konnte, wenn sie sich lieb, ordentlich und nett verhielt, denn darauf legten die Eltern, vor allem der Vater, großen Wert. Sie hat schnell gelernt, ihren Vorteil aus „lieb, ordentlich und nett“ zu ziehen. Ohne eszu merken, passte sie sich den Erwartungen der Eltern an und kam in der Familie damit gut zurecht.
Inzwischen ist sie 30 Jahre alt und hat einen guten Job in einer Werbeagentur. Da stellt sie eines Tages fest, dass sie in Verhandlungen mit Kunden immer Zugeständnisse macht, obwohl die Konditionen zwischen ihr und ihrem Geschäftsführer vorher klar abgestimmt wurden. Und dass sie unter Druck gerät, wenn die Kunden zu erkennen geben, dass sie von ihrem Angebot enttäuscht sind. Sie gerät in ein Dilemma – ihre Nachgiebigkeit gefällt dem Chef natürlich gar nicht, und andere Kollegen schaffen es ja auch, härter zu verhandeln. Nach einiger Zeit wird Sabine der Zusammenhang mit ihrer Familiensituation klar: Bei Verhandlungen ist sie zu weich, weil sie immer gefallen musste, um Anerkennung und Beachtung zu finden. Darauf kommt es ihr heute zwar immer noch an, aber sie will nicht mehr den Preis dafür bezahlen. Sie trainiert also, ihre Souveränität auch in schwierigen Situationen zu bewahren und auf ihren Bedingungen zu beharren, selbst wenn ein Kunde dann einmal enttäuscht reagiert.
Wenn Sie herausgefunden haben, dass die eigentlichen Gründe für ihre Drucksituation nicht (ausschließlich) mit der aktuellen Situation zusammenhängen, können Sie sich neue Verhaltensziele setzen. Dabei können Sie auf die Anregungen ab S. 56 zurückgreifen. Jetzt müssen Sie natürlich noch lernen, mit diesem neuen Verhalten – Ihrer neuen „Programm-version“ – zu arbeiten und Routine zu gewinnen. Bringen Sie dafür Geduld auf. Meistens bieten solche Programme mehr Möglichkeiten, als wir ahnen und nutzen können. Das gilt auch für menschliche Verhaltensvarianten. Die „schöpferische Kraft“ ist unerschöpflich.
Mit Fehlern konstruktiv umgehen
Wenn Sie Drucksituationen, die aus Fehlern resultieren, besser in den Griff bekommen wollen, müssen Sie Ihre subjektive Einstellung zu Fehlern und deren Rahmenbedingungen auf den Prüfstand stellen. Die Kernfragen, die unter diesem Aspekt zu klären sind, zielen weniger darauf ab, ob es eher Ihre eigenen Fehler oder die der anderen sind, die Sie unter Druck setzen. Wichtig ist vielmehr, dass Sie erkennen,
welche Bedeutung Sie Fehlern grundsätzlich beimessen,
und welche Bedeutung die entsprechende Fehler-Situation für Sie hat.
Analysieren Sie Ihre Fehlertoleranz
Hierzu können Sie die folgende Analyse machen. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier im Querformat und übertragen Sie die folgende Tabelle.
Notieren Sie in die linke Spalte fünf Fehler, die Ihnen in der letzten Zeit passiert sind. Skizzieren Sie die jeweilige Situation so spontan wie möglich in ein paar Stichworten.
Fehleranalyse
Fehler
Punkte
Gründe
Alternativen
Auswirkungen
1.
2.
3.
4.
5.
Wenn Sie alle fünf Fehler aufgeschrieben haben – bitte nicht vorher –,
Weitere Kostenlose Bücher