Mit Druck richtig umgehen
Sachaspekt, den Appellaspekt, den Beziehungsaspekt und immer auch eine Aussage über den Sender selber, den Selbstoffenbarungsaspekt. In jeder Botschaft, die gesprochen wird, sind alle Aspekte vorhanden. Nur: Die drei letzten Aspekte bleiben häufig implizit, müssen also gedeutet werden. Und nicht alles, was implizit ist, ist auch stets deutlich „herauszuhören“.
Beispiel: Kritik – oder keine?
Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf eine Ampel zu. Da sagt Ihr Beifahrer plötzlich: „Achtung, da hinten die Ampel ist rot.“ Was sind die vier Aspekte dieser Nachricht? Der Sachaspekt ist einfach: Die Ampel ist wirklich rot, sie zeigt rotes Licht. Der zweite Aspekt – „Hey halt an!“ – drückt eine klare Aufforderung, einen Appell aus. Der Beziehungsaspekt kann entwederheißen, „ich unterstütze dich“ oder „ich kann besser Auto fahren als du.“ Beides liegt in dieser Nachricht. „Die Ampel ist rot“ beinhaltet aber auch eine Aussage über den Sender. Er drückt damit aus, dass er Angst hat, dass der Fahrer bei Rotlicht auf eine Kreuzung fahren könnte. Dies ist der Selbstoffenbarungsaspekt.
Stellen Sie sich nun vor, Ihr Beifahrer wollte Sie eigentlich nur warnen. Sie aber verstehen seinen Hinweis ganz anders, nämlich als Einmischung und kritischen Vorwurf „Ich muss dich unterstützen, weil du schlechter fährst als ich.“
Sie sagen: „So etwas kommt selten vor?“ Gerade derartige Missverständnisse finden häufig zwischen Ehepartnern im Auto statt. Wie leicht wäre doch eine Klärung, wenn der Betroffene nachfragen würde: „Wie meinst du das?“
Wichtig
Die Analyse von Kritikkommunikation kann schnell zu Entspannung in der Drucksituation führen.
Welcher Aspekt gehört wird, hat nicht nur damit zu tun, welchen Aspekt der Sender in den Vordergrund gestellt hat, sondern natürlich auch damit, auf welchem Ohr der Empfänger besonders empfänglich ist. Denn: So wie es der eine Schnabel gemeint hat, hat es das andere Ohr leider nicht verstanden. Es gibt, wie Sie nun wissen, vier „Schnäbel“, d. h. bevorzugte Aspekte beim Senden von Botschaften. Es gibt aber auch vier „Ohren“, d. h. bevorzugte Aspekte beim Empfangen einer Botschaft.
Haben Sie ein Spezialohr?
Dann haben Sie vermutlich auch ein Ohr, auf dem sie besonders schlecht hören. Im folgenden Test können Sie untersuchen, welches Ihr „Spezialohr“ ist – und welchen Aspekt Sie besonders gerne überhören. Wenn Sie Ihr „Spezialohr“ kennen, ist der erste Schritt getan, auch die anderen Ohren wieder zu aktivieren. Wenn Sie dafür sensibilisiert sind, können Sie potenzielle Missverständnisse umgehen und sich auf den Inhalt der Kritik konzentrieren.
Kreuzen Sie bei jedem Beispiel bitte an, welche Ebene mit der Aussage gemeint ist. Danach kreuzen Sie bitte an, was der Empfänger Ihrer Meinung nach darauf antworten wird. Wenn Sie sich nicht entscheiden können, dürfen Sie auch zwei Kreuze setzen. Im Anschluss daran zählen Sie bitte zusammen, wie viele Kreuze Sie auf den einzelnen Ebenen gemacht haben.
Test: Mein Spezialohr
Abteilungsleiter zum Mitarbeiter: „Die Akte Schulz liegt ja immer noch hier!“
Die Akte Schulz liegt hier.
I
Sie sind wohl zu faul, die Akte wegzuräumen?
B
Ich bin sauer, dass die Akte noch hier liegt. Ich hätte sie längst weggeräumt.
S
Räumen Sie die Akte weg.
A
Reaktion des Mitarbeiters darauf:
Das ist richtig, die muss hier auch liegen.
I
Mein Gott, ich brauche die Akte doch. Ich habe da meine eigene Ordnung.
B
Ich hatte so viel zu tun. Sobald ich Zeit habe räume ich sie weg.
S
Mach ich sofort!
A
Mitarbeiter zum Vorgesetzten: „In der Zeitung stand heute ein interessanter Artikel über uns!“
In der Zeitung stand ein Artikel.
I
Ich möchte meine Beziehung zu Ihnen verbessern und möchte mit Ihnen über dieses Thema sprechen.
B
Ich interessiere mich auch in der Freizeit für unsere Firma.
S
Haben Sie ihn auch gelesen? Wie fanden Sie ihn?
A
Reaktion des Vorgesetzten darauf:
Was stand denn drin?
I
Schön, dass Sie den Artikel auch gelesen haben. Ich freue mich darüber.
B
Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich in Ihrer Freizeit mit der Arbeit beschäftigen.
S
Habe ich gelesen. Stand' ne Menge drin. Was halten Sie davon?
A
Klaus, leicht verärgert, zu seiner Freundin: „Kommen deine Eltern etwa am Wochenende?“
Kommen deine Eltern?
I
Deine Eltern kommen häufiger als meine.
B
Mir passt das nicht.
S
Sag ihnen lieber ab.
A
Reaktion der Freundin darauf:
Sie wollen Samstag
Weitere Kostenlose Bücher