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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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Küchenchefs und die Kochprofis verzweifeln. Schulden. Auftritt Peter Zwegat. Er kapituliert, weil Raus aus d(ies)en Schulden niemand mehr kommt. Verzweiflung. Auch Hagen hilft bringt nichts mehr. Letzter Versuch: ein perfektes Dinner für Freunde. Alle bekommen Brechdurchfall. Festnahme. Urteil, diesmal von Hold. Gefängnis. Hinter Gittern fehlt. Planen einer Karriere als Sänger, um in den Abendzyklus des Privatfernsehens einsteigen zu können. Supertalent und Superstar und Popstars warten schon.
    Der schlimmste Moment ist der finale Richterspruch oder der Brief des Anwalts. Dann ist alles vorbei. Eine richterliche Entscheidung gilt als so unumstößlich, als hätte Gott höchstpersönlich zu uns gesprochen, ein Brief vom Anwalt oder das Schreiben einer Versicherung als in Stein gemeißelt wie die Zehn Gebote. Ein schicker Briefkopf, ein beeindruckender Kanzleiname und ein Stempel, bestenfalls sogar ein Siegel – und wir Deutschen glauben, dass wir in der Hölle schmoren oder zumindest in einem Gefängnis, wenn wir nicht sofort machen, was da gefordert wird. Raffinierterweise steht auf diesen Briefen meist noch der Zusatz: »Begleichen Sie den Betrag noch heute, um sich einen womöglich teuren Prozess zu ersparen.« Da denken wir, dass Bausparer, Lebensversicherung und Prima-Girokonto in Gefahr sind. Schon wird bezahlt.
    Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern vor allem auch das Land der Droher.
    Es gibt sogar professionelle Droher – und die werden meist von Staat bezahlt. Man findet die Spezies des Drohers meist auf Finanzämtern. Dort muss er niemals seinen Namen nennen, er schreibt seine Briefe zwar in der Ich-Version, unterschreibt aber stets als komplette Behörde.
    Meine Frau hat etwa einen Brief bekommen, in dem sie darauf hingewiesen wird, aufgrund des Umsatzsteuergesetzes eine Voranmeldung zu übermitteln: »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass die Nichtangabe bzw. die verspätete Abgabe von Umsatzsteuer-Voranmeldungen ggf. als Steuerhinterziehung bestraft oder als leichtfertige Steuerverkürzung mit Geldbuße geahndet werden kann (§§ 370, 378 der Abgabenordnung). Mit freundlichen Grüßen. Ihr Finanzamt.«
    Das könnte übersetzt heißen: Eigentlich können wir Ihnen nicht wirklich etwas anhaben – deshalb ja das »ggf.« –, aber wir drohen Ihnen lieber mal damit, dass wir Sie zur Not auch aus Deutschland ausweisen oder in eine Zelle sperren und Sie mit dem Dauerglotzen von Privatsendern bestrafen.
    Oder die Drohung, die meine Frau und ich vom Kirchensteueramt bekommen haben: »Gleichwohl nehme ich an, dass Sie Vollstreckungsmaßnahmen (z. B. Pfändung von Sachen, des Arbeitseinkommens oder anderer Forderungen und Rechte) vermeiden und sich weitere Kosten und Unannehmlichkeiten ersparen wollen. Ich bitte Sie deshalb, die Rückstände innerhalb von 5 Tagen nach Zustellung des Schreibens zu entrichten. Hochachtungsvoll. Finanzamt. Vollstreckungsstelle.«
    Es hört sich immer schlimm an, tatsächlich jedoch sind zahlreiche Bescheide fehlerhaft und die Drohungen ohne Grundlage. Mehrere Studien zeigen, dass mindestens 20 Prozent der Androhungen in Briefen vom Finanzamt unwahr oder übertrieben sind.
    (Un-)Wichtiges Wissen
    Ein Brief einer Behörde wie des
Finanzamts ist keine rechtsver-
bindliche Anordnung. Es kann und
darf dagegen protestiert und
geklagt werden – oft mit Erfolg.
    Diese Angst der Menschen nutzen auch Fitnessstudios oder Mobilfunkanbieter. Ich treffe mich mit einem Anwalt, der sich auf Abmahnungen spezialisiert hat. Weil er seinen Namen nicht in einem Buch lesen möchte, nenne ich ihn einfach Winfried Ismayr – weil der Autohändler in Polts Geschichte auch so heißt. Ich treffe ihn an einem Montagmorgen in seiner Kanzlei. Die Einrichtung und die Attraktivität seiner Sekretärin lassen erahnen, dass er durchaus erfolgreich ist in dem, was er den ganzen Tag so treibt. Was er den ganzen Tag so treibt: Abmahnungen verschicken.
    Er sieht nicht aus wie ein Anwalt, sondern eher wie einer, der Ende der 90er ein Internet-Start-up in den Sand gesetzt hat und nun sein großes Comeback plant: Gegelte Gordon-Gekko-Haare, rosa Hemd, eine halbe Nummer zu klein, auf schmalen Schultern, Theaterregisseur-Schal unter schwarzem Sakko, dazu Gürtelschnalle, Uhr mit überdimensionalem Zifferblatt und glänzende Lederschuhe.
    So einen wie ihn hätte man gerne zum Nachbarn: Er feiert ein Mal pro Monat eine wilde Party, zu der man eingeladen wird, damit man nicht die Polizei

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