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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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verarbeitet.
    Am letzten Tag vor dem Weiterflug nach Paris schaute ich mir noch schnell den Mailänder Dom an. Ich hatte die Stimme meiner Mom im Ohr, die noch in Hamburg zu mir gesagt hatte, ich solle ihn unbedingt besichtigen gehen, von wegen eines der berühmtesten Bauwerke Italiens und eine der größten Kirchen der Welt. Damals lachte ich nur darüber und sagte, dass ich nicht zum Urlaubmachen nach Mailand ginge, und nun stand ich neben all den japanischen Fototouristen und las in einer Broschüre, dass der Duomo di Santa Maria Nascente fast 160 Meter lang und über 100 Meter breit war, im gotischen Stil erbaut wurde, was eine absolute Ausnahme in Italien sei, und dass die hübsche Fassade des Doms erst unter der Herrschaft Napoleons fertiggestellt wurde. Nach so viel Kultur setzte ich mich in eines der vielen Eiscafés auf der Piazza del Duomo und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen.
    Überraschendes Wiedersehen
    Am frühen Abend kehrte ich schön erholt und gut gelaunt in die WG zurück. In der Küche brannte Licht, aber es schien kaum jemand da zu sein. Vor mich hin pfeifend ging ich durch den Flur weiter in mein Zimmer. Ich zuckte leicht zusammen, als ich sie dort sah.
    » Hi«, sagte Maia schüchtern.
    » Hi«, antwortete ich überrascht. » Was machst du denn hier?«
    » Na, irgendwo muss man ja sein«, lächelte sie verlegen.
    » Ausgerechnet in meinem Zimmer?«, sagte ich ein bisschen zu schroff, wie ich fand, doch sie schien es nicht weiter zu kümmern. Sie hatte ihre weißen Stoffschuhe und ihre schwarz-goldene Prada -Tasche ordentlich neben das Bett gestellt, in dem sie gerade lag – mein Bett –, und blätterte durch eine alte Ausgabe der italienischen Vogue. Als ob sie die nicht schon hundertmal gelesen hätte, dachte ich, setzte mich auf den Holzstuhl neben dem kleinen Tisch und zog meine Sneakers aus.
    Warum war sie hier?, wunderte ich mich. Ich schnickte den rechten Schuh von der Orthese und warf ihn locker gegen die Heizung zu den anderen Paaren. Dann sah ich erneut zu Maia herüber. Sie trug eine weiße Bluse, leicht aufgeknöpft, und verwaschene Jeans.
    » Wieso bist du nicht zu Hause?«, fragte ich.
    Ich gab mir Mühe, keinen bestimmten Tonfall in meine Stimme zu legen.
    » Welches Zuhause meinst du?«, antwortete sie, ohne den Blick von der Zeitschrift zu nehmen.
    Es wirkte eigenartig vertraut, wie sie da lag, wie sie mit der rechten Hand ihren Kopf stützte und ihre Füße in der zusammengeknüllten Bettdecke vergrub. Ungeschminkt sah sie noch viel hübscher aus als damals, am Abend meiner Ankunft, auf der Party oben bei den Brasilianern.
    » Warst du die ganze Zeit hier in Mailand?«, überging ich ihre Frage, die ohnehin keine war.
    » Ich war überall.«
    » Und hattest du gute Jobs?«
    » Hier und da.«
    » Kommst du damit über die Runden?«
    » Es geht schon.«
    Sehr gesprächig war sie ja nicht gerade. Ich zog meine Trainingsjacke aus, hing sie über die Stuhllehne und entleerte den Inhalt meiner Hosentaschen auf den Tisch: Handy, ein paar Münzen, Kaugummi, Geldbeutel, Feuerzeug. Da fiel mir ein: Morgen musste ich unbedingt zum Geldautomaten gehen, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machte. Ich hatte so gut wie keine Kohle mehr einstecken, was mich heute an der Supermarktkasse fast in eine peinliche Situation gebracht hätte. Sicherheitshalber schrieb ich mir eine kleine Notiz und legte sie neben das Kleingeld. Als ich mich wieder umdrehte, bemerkte ich, dass Maia mich die ganze Zeit angestarrt hatte.
    » Äh«, kam es wie von selbst aus meinem Mund, aber in dem Moment hatte ich schon wieder vergessen, was ich sagen wollte.
    Sie legte die Vogue neben das Bett und setzte sich aufrecht in den Schneidersitz, wobei sie elegant ihre langen schwarzen Haare nach vorne über die linke Schulter warf.
    » Ja?«, sagte sie hoffnungsvoll und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    Dann fiel es mir wieder ein.
    » Wieso liegst du in meinem Bett?«
    » Ich war vorhin bei den Jungs zum Essen und jetzt …«
    Sie stockte, als ob sie Angst vor dem Ende des Satzes hätte, und holte tief Luft.
    » … jetzt möchte ich nicht alleine sein.«
    Sie blickte mir direkt in die Augen.
    Ich sagte nichts.
    Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf: Wie meint sie das? Was für Absichten hat sie? Ich bin auch ganz alleine hier in einer fremden Stadt, aber deswegen lege ich mich doch nicht bei fremden Menschen, denen ich erst einmal flüchtig auf einer Party begegnet bin, ins Schlafzimmer. Ich

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