Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
Vom Netzwerk:
den anderen signalisiert: Don’t fuck with me!
    Beim Casting für Moncler bekamen sich zwei Jungs richtig hart in die Wolle, aber eigentlich ist es sowieso immer der gleiche Ablauf:
    Schnucki 1: » Ey, du! Ich stand vor dir in der Schlange.«
    Schnucki 2: » Nee, Mann. Ich war nur kurz weg. Mach mich nicht an, du Affe!«
    Schnucki 1: » Ist mir egal. Du verpisst dich jetzt!«
    Schnucki 2: » Ich schwör, hier sind meine Freunde, die haben mir meinen Platz frei gehalten. Stress hier nicht rum, okay? Nicht heute. Bin kurz vorm Ausrasten!«
    In der Regel hat jedes Model sein eigenes Camp von vier, fünf Leuten. Na ja, die Jungs eben, mit denen man ohnehin die ganze Zeit abhängt. Wenn zwei Models sich streiten, sind also immer gleich eine Handvoll Typen involviert.
    Wir schauten uns die Szene aus sicherer Entfernung an und warteten gespannt ab, ob einem der Jungs die Sicherung durchbrennen würde.
    » Tja, mit einem blauen Auge war’s das für euch«, meinte ich zu Philipp, der neben mir stand und nur mit dem Kopf schüttelte.
    » Yeah, bro. These stupid models!«
    » Auf jeden.«
    Vom Aggressionspotenzial her hätte jedes dritte Casting ohne weiteres in eine handfeste Massenschlägerei ausarten können.
    Der einzige Grund, warum das nie passierte, war, dass alle Models die Konsequenzen kannten. Jede Beule oder jedes noch so kleine Veilchen hätte das sofortige Aus bedeutet. Und das konnte sich niemand leisten.
    Emergency Room
    Schon während des ersten Tages spürte ich, dass mit meinem rechten Bein irgendwas nicht stimmte. Jeder Schritt tat eigenartig weh. Ich wollte es erst nicht wahrhaben, weswegen ich versuchte, die Schmerzen, so gut es ging, zu ignorieren. Am Anfang waren sie auch noch erträglich, doch je länger ich auf den Beinen war, desto schlimmer wurde es. Abends in der WG setzte ich mich aufs Bett, nahm vorsichtig die Orthese ab und kühlte das Ende meines Beins mit einer Packung Eiswürfel. Anschließend rieb ich die Stelle mit einer Wund- und Heilsalbe ein, die ich mir aus der Apotheke besorgt hatte, in der Hoffnung, dass über Nacht ein Wunder geschehen würde. Am nächsten Tag stand Prada auf dem Programm, das vielleicht wichtigste Casting der gesamten Fashion Week, und das durfte ich auf keinen Fall verpassen. Ich musste bis morgen wieder vernünftig laufen können, egal wie!
    Als der Wecker klingelte, war ich längst hellwach. Ich starrte regungslos die Decke an und traute mich nicht aufzustehen. Meine innere Stimme sagte mir, dass Äskulap, der griechische Gott der Heilkunst, der in der Vergangenheit mit seinen magischen Kräften äußerst gnädig zu mir war, mich dieses Mal im Stich lassen würde. Ich sollte Recht behalten. Verdammter Mistkerl!
    Ich versuchte es trotzdem. Prophylaktisch nahm ich zwei Schmerztabletten und klemmte ein paar Küchentücher zwischen mein Bein und die Orthese, um wenigstens den Druck etwas abzudämpfen. Ich gab mein Bestes, biss die Zähne zusammen und warf zwischenzeitlich sogar eine weitere Paracetamol ein, doch nach dem dritten Casting musste ich abbrechen. Die Schmerzen wurden so schlimm, dass mir beim Laufen die Tränen kamen. Zu Prada schaffte ich es nicht mehr. Sebastian rief mir ein Taxi und nahm mich tröstend in den Arm.
    » Das wird schon wieder«, versuchte er mich aufzuheitern. » Ruh dich erst mal ein, zwei Tage aus. Es bringt sowieso nichts, dass du dich abquälst, so wie du hier durch die Gegend humpelst.«
    Ich brachte kein Wort heraus. Der Schock saß zu tief. Ausgerechnet jetzt! Wieso?
    Zurück im Apartment begutachtete ich mein Bein erneut, das mittlerweile total entzündet war. Durch die Hitze, den Schmutz, den Schweiß und die permanente Reibung hatte sich an der Stelle, wo die Orthese auf den Fuß trifft, eine tischtennisballgroße Beule gebildet. Ich brach völlig ein. Verzweifelt lag ich im Bett und hatte nicht mal mehr die Kraft, meine Tränen zurückzuhalten. Während die anderen gerade bei den Castings waren, heulte ich in mein Kopfkissen. Fuck! Fuck! Fuck! Ich fühlte mich so beschissen.
    Selbst Peter konnte mir nicht helfen. Er kam sofort vorbei, als ich ihm am Telefon erzählte, was passiert war. Gemeinsam überlegten wir die nächsten Schritte, denn die Beule wurde von Stunde zu Stunde immer dicker: Sollte ich ins Krankenhaus fahren und mich behandeln lassen, zurück nach Deutschland fliegen oder einfach abwarten? Wir wussten es nicht. Als Jonathan am Abend nach Hause kam und mein Zimmer betrat, um nach mir zu sehen, bekam ich direkt

Weitere Kostenlose Bücher