Mit einem Bein im Modelbusiness
Stuhl und bat einen Assistenten, mir eine große Tasse Kaffee und eine Flasche Wasser zu bringen. Es ging mir zwar immer noch sauelend, aber irgendwie schaffte ich es, meinen Autopiloten zu aktivieren und die nächsten drei Stunden zu funktionieren.
Zehn Minuten nach getaner Arbeit verlor ich in meiner Garderobe erneut das Bewusstsein. Saskia klatschte mir ein paar Mal ins Gesicht und half mir auf den Stuhl. Ich schüttete mir eine Flasche Wasser über den Kopf, trocknete mich ab und stand vorsichtig auf. Das Koffein hatte vorhin ganz gut geholfen, sagte ich mir und ging langsam zum Cateringstand. Kaffee gab es keinen mehr, also kippte ich mir einen vierfachen Espresso runter.
» Okay, Saskia. Lass uns gehen!«, sagte ich schnell. » Mir geht es zwar immer noch nicht besser, aber wir müssen hier weg.«
Auf dem Weg zur U-Bahn merkte ich, dass ich immer schwächer wurde. Ich spürte meine Hände nicht mehr, und alle paar Meter knickte mein linkes Bein weg, als wäre es aus Gummi. Saskia musste mich stützen. Als wir die U-Bahn-Station erreichten und ich mich auf einer Bank ausruhen konnte, klingelte mein Handy: Carla, meine Bookerin.
» Ist alles gut gelaufen?«, fragte sie.
» Ja, alles cool«, murmelte ich vor mich hin und legte wieder auf.
» Saskia, mein linker Arm ist taub«, sagte ich und verlor wieder halb mein Bewusstsein.
» Mario, nein!«, schrie Saskia und rüttelte mich heftig durch.
Ich öffnete meine Augen und sah verschwommene Bilder vor mir.
» Irgendwas ist hier nicht cool«, faselte ich und lehnte meinen Kopf nach hinten.
» Mein Gott! Du bist bleich wie ein Geist! Ohne mein Gott«, sagte sie entsetzt und griff mir an die Stirn. » Und du glühst ja richtig! Mario, was ist bloß los mit dir?«
Ich bekam einen Schweißausbruch und sehnte mich nach meinem warmen Bett, aber der Weg dorthin schien unendlich schwer zu sein. Dann kam die U-Bahn. Saskia setzte mich in eine freie Ecke. Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster und schloss die Augen.
Kurz vor der Haltestelle Porta Garibaldi weckte mich Saskia und schob mich raus auf den Bahnsteig. Zuerst glaubte ich, den Weg bis zur Wohnung laufen zu können, aber dauernd kamen diese eigenartigen Schübe, als würde ein böser Geist durch mich durchsausen und mit jedem Schwung etwas mehr von meiner Energie rauben. Ich begann zu taumeln und konnte nichts mehr sehen. Saskia schaute mich fassungslos an.
» Mario«, begann sie wieder zu schreien. » Oh mein Gott! Wie siehst du denn aus? Mario, Maaaario, Maaaaaaaaario …«
» Saskia, ich … komme gar nicht … mehr klar … ich …«
» Mario, bitte nicht!«
Sie begann zu weinen.
» Bitte sag doch was! Irgendwas!«
» Zucker!«
» Was?«
» Snickers!«
» Wie?«
» Saskia, ich kann nicht mehr«, war alles, was ich noch sagen konnte. Dann brach ich wieder zusammen.
Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Bahnsteig lag. Als ich wieder zu mir kam, hielt mir Saskia einen Mars -Riegel und eine Büchse Coke vor die Nase.
» Was ’n das?«, nuschelte ich und blickte mich verwirrt um. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
» Aber das wolltest du doch«, meinte Saskia hektisch. » Hab’s extra drüben vom Kiosk besorgt.«
Sie sprach noch weiter – ich konnte es an ihren Lippenbewegungen erkennen, aber viel mehr als ein Rauschen nahm ich nicht wahr. Ich rutschte zwei Meter zur Seite und lehnte mich gegen die Wand. Ab und zu blieb jemand stehen, schaute kurz und ging wieder weiter. Ich öffnete die Coke, nahm einen großen Schluck und biss ein Stückchen vom Schokoriegel ab. Mein Magen fing auf der Stelle an, sich dagegen zu wehren. Ich dachte eigentlich, schlimmer könnte es nicht mehr kommen, doch da irrte ich mich gewaltig. Saskia verschwand erneut aus meinem Sichtfeld. Der ganze Bahnsteig wurde schwammig, und ein nebliger Film setzte sich auf meinen Pupillen fest.
Mir wurde kalt.
» Saskia, Saskia, wo bist du?«, rief ich und merkte, wie jedes Wort an meinen Kräften zehrte. » Ich bin blind. Saskia, ich seh nichts mehr. Hol Hilfe!«
Mein linkes Bein wurde taub. Ich drückte mit meiner Hand fest gegen den Oberschenkel, empfand aber rein gar nichts. Bitte das nicht auch noch, flehte ich innerlich und bekam es mit der Angst zu tun. Dann wurde es gespenstisch still.
Fuck, was passiert hier mit mir?
Ich erkannte Saskia schemenhaft, wie sie wild mit ihren Armen ruderte, schrie, Passanten ansprach und aufgeregt im Kreis lief. Ich verlor immer wieder für einen kurzen Moment das Bewusstsein, kam
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