Mit einem Bein im Modelbusiness
von der ersten Sekunde an super unwohl. Ich ließ die anderen die Konversation führen, versuchte irgendwie, das Essen zu genießen, und schnappte hier und da ein paar Wortfetzen auf: » Mir gehört eine der größten Agenturen des Landes … bla bla bla … und ich bin der Chef der Produktionsfirma … bla bla bla …«
Ich saß da, nippte an meinem Wein, der wirklich vorzüglich schmeckte, schaute mir den fetten Sack an und dachte nur: Alter, Produktionsfirma hin oder her, du bist einfach nur total riemig auf uns!
In dem Moment ging mir erst ein Licht auf, warum Bianca mich überhaupt kontaktiert hatte. Ich stand, wie so oft, völlig auf dem Schlauch! Aber da ich eh nicht lange bleiben wollte, sagte ich mir einfach: Easy, Mario! Du trinkst jetzt ganz entspannt dein Glas Wein aus, isst deinen Teller auf, entschuldigst dich höflich und verdrückst dich unauffällig. Doch ganz so einfach kamen wir aus der Nummer nicht raus, denn wir wurden die ganze Zeit gelöchert, ob wir noch mit in den Club kämen.
» Dort trinken wir Champagner, viel Champagner, verstehst du, Mario«, zwinkerte mir einer der beiden notgeilen Pellwürste zu. Mir kam fast der Hummer wieder hoch.
Die Brasilianer hingegen sprangen voll auf deren Masche an. Sie waren ohnehin während des ganzen Essens schon extrem flirty gewesen, obwohl die beiden nicht schwul waren. Sie spielten das Spiel eben mit, immer in der Hoffnung, dass am Ende etwas für sie dabei herausspringen würde. Augen zu und durch. Aua!
Die Jungs, die mitgekommen waren – Rick und Bart aus Holland und Dejan aus Slowenien –, dachten das Gleiche wie ich, auch wenn niemand es laut aussprechen musste: Egal, wie betrunken wir später auch sein werden, wir gehen auf jeden Fall ALLEINE nach Hause!
Bianca schleuste uns in den Club. Auf den Tischen des VIP -Bereichs standen Eiskübel mit Wodka- und Champagner-Flaschen, und die Fettsäcke meinten feixend, dass wir uns ruhig bedienen sollten. Die Jungs hatten am nächsten Tag allesamt frei und rieben sich die Hände. Ihr Plan war, sich hier oben schön die Kante zu geben und dann auf der Tanzfläche nach bella bambinas Ausschau zu halten. Ich blickte auf meine Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Die Bonzen konzentrierten sich zum Glück voll auf die beiden Brasilianer, mit denen sie wenig später auch Arm in Arm abzogen. Wir schauten uns angewidert an und mussten unseren Ekel auf der Stelle mit Wodka herunterspülen.
Böses Erwachen
Ein, zwei Shots sind schon okay, bevor ich gleich gehe, dachte ich, aber alle fünf Minuten kam eine lächelnde Bedienung an und drückte uns neue Gläser in die Hand. Es dauerte keine Viertelstunde, und mir wurde richtig übel. Ich griff nach meiner Jacke und torkelte, ohne mich zu verabschieden, aus dem Club. Ich stand völlig neben mir. Was gerade in meinem Körper wirkte, war kein Alkohol.
Das spürte ich. Irgendetwas war anders, denn mit sinnlosen Besäufnissen kannte ich mich aus. Außerdem hatte ich so gut wie nichts getrunken. Ein Glas Rotwein, drei kleine Shots Wodka, mehr nicht! Jemand musste mir heimlich etwas in den Drink gemischt haben.
Wie ich nach Hause kam, weiß ich nicht mehr genau, aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich in meiner eigenen Kotze wieder. Mein Magen war ein einziges Minenfeld. Bei der kleinsten Bewegung schien irgendwo in mir etwas zu explodieren. Meine Zunge schmeckte nach Eisen, irgendwie chemisch, ekelhaft. Im Badezimmer klappte ich zum ersten Mal zusammen.
» Mario, Mario. Bist du da drinnen? Ist alles klar?«, hörte ich eine Stimme aus dem Flur.
Ob ich eine Minute auf dem kalten Boden lag oder eine Stunde, keine Ahnung, aber die Schläge gegen die Badezimmertür donnerten wie Kanonenschüsse.
» Mario, beeil dich! Wir müssen gleich los. Brauchst du Hilfe?«
Es war Saskia, eine Freundin aus New York, die mich zur Byblos -Show begleiten wollte. Ich hatte sie total vergessen.
» Mir geht’s nicht gut«, sagte ich leise, als ich langsam aus dem Badezimmer schlurfte. Jeder Schritt bereitete mir Höllenqualen.
» Na, das sehe ich. Du bist ja ganz weiß!«, sagte sie schockiert.
» Das ist der Heroin-Look«, versuchte ich einen Scherz, aber weder Saskia noch ich konnten darüber lachen. » Scheiße, wie soll ich das nur schaffen? Ich habe den Kater des Jahrtausends!«
Es fühlte sich eher wie sterben an.
» Komm, iss mal was!«, sagte Saskia, als wir am Set ankamen und holte mir ein Putensandwich vom Catering. Völlig erschöpft hing ich in meinem
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