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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Lächelns lag ein so wehmütiger Zug in seinem Gesicht, daß Liselotte ehrlich erschrak.
    »Aber, Herr Hähnlein«, rief sie, »was ist denn los mit Ihnen? Ist etwas passiert?«
    »Nein, mein Kläuschen, nichts Besonderes«, gab Oskar Hähnlein traurig zurück, »nichts als das alte Lied und Leid!«
    »Schauen Sie doch nicht so drein, Herr Hähnlein«, bat Liselotte, »sonst beginne ich gleich noch vor lauter Mitleid zu weinen!«
    »Ja, ich weiß es, Kläuschen, Sie haben ein warmes Herz!« sagte Oskar Hähnlein und tätschelte zärtlich Liselottes Hand. »Ich darf Sie mit meinen Sorgen nicht belasten, wirklich nicht, das wäre Unrecht von mir!«
    »Aber Herr Hähnlein, erzählen Sie doch! Sie wissen doch, daß Sie mir alles erzählen dürfen!«
    »Wie gern möchte ich das, mein Kläuschen, aber es geht nicht, nicht hier und nicht jetzt!« erklärte Oskar Hähnlein mit einem Blick auf Evi und den Chauffeur, die herein- und hinauseilten.
    Liselotte verstand. »Ach so! Ja, schade! Aber glauben Sie mir, Herr Hähnlein, alles ist bestimmt gar nicht so schlimm, wie es jetzt aussieht. Alles läßt sich wieder einrenken, wenn man nur den guten Willen dazu hat!«
    »Ich bin ein alter Mann, Kläuschen...«, begann Oskar Hähnlein, aber Liselotte unterbrach ihn.
    »Wie können Sie das sagen!« rief sie überzeugt. »Sie sind noch nicht alt! Sie sind ein Mann in den besten Jahren, und das wissen Sie selber ganz genau!«
    Oskar Hähnleins Gesicht erhellte sich. »Wirklich? Ist das Ihr Ernst?«
    »Natürlich! Und jeder andere wird Ihnen das sofort bestätigen!«
    »Ach, Kläuschen, es ist ein wahrer Trost, mit Ihnen zu sprechen. Wie gerne würde ich mich mal in Ruhe mit Ihnen unterhalten... über alles!«
    »Das können wir doch! Morgen vielleicht?«
    »Nein, so nicht! Nicht hier im Laden! Ich meine, könnten Sie mir nicht einmal einen Abend schenken? Glauben Sie mir, ich brauche einen Menschen, der mich aufrichtet, der mir Mut zuspricht, verstehen Sie?«
    Liselotte überlegte blitzschnell. Noch hatte sie keine Antwort von Tante Hedwig bekommen, noch war alles offen — und was konnte es schaden, ihre Eisen im Feuer zu halten? Eines stand fest: durch übertriebene Zurückhaltung war noch kein Mädchen zu einem Mann gekommen, nirgends auf der ganzen Welt.
    »Ja«, sagte Liselotte deshalb, »warum eigentlich nicht!?«
    »Oh, mein Kläuschen, wenn Sie wüßten, wie glücklich Sie mich mit dieser Antwort machen! Schnell, sagen Sie wann, sagen Sie wo! Wie wäre es mit heute?«
    »Warum nicht?«
    »Und wo? Liselotte, ich weiß da ein kleines Weinlokal...«
    »Nein, Herr Hähnlein, ich möchte etwas anderes Vorschlägen. Wie wäre es mit dem Tabaris ?« — Liselotte hatte sich an Hein Grotius erinnert, der ja abends im Tabaris sang und dessen Auftritt sie wirklich gern einmal erlebt hätte. Außerdem — ein Besuch im Tabaris hieße zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    » Tabaris ? Ich weiß nicht recht...«, zögerte Oskar Hähnlein.
    »Oh, doch, Herr Hähnlein! Das ist ein sehr nettes Lokal!«
    Und Herr Hähnlein, der die endlich geglückte Verabredung mit Liselotte nicht wieder in Frage stellen wollte, beeilte sich, ihr zuzustimmen.

    Das Tabaris war ein elegantes Tanzlokal gleich an der Königsallee. Vom Nachmittag bis tief in die Nacht wurde der Eingang von einem imposanten Portier gehütet, der gewissenhaft darüber wachte, daß keine Dame ohne Begleitung und keine Herren ohne Schlips die vornehmen Stätten entweihten. Große Plakate verkündeten: »Verlängertes Gastspiel der Kapelle Riemann! Es singt Hein Grotius!«
    Drinnen herrschte schon lebhafter Betrieb, fast alle Tische waren besetzt, und auf der glänzenden Tanzfläche tummelten sich die Paare — die Stimmung war gut, die Kapelle Riemann nach allgemeinem Urteil »prima«!
    Nur die beiden Damen hinter der kleinen Bar, die platinblonde und die tizianrote, hatten anscheinend nichts zu tun, sie polierten mit unermüdlichem Eifer Gläser und lächelten dabei leer und gelangweilt ins Ungewisse.
    »Lauter junges Gemüse heute abend«, bemerkte die Tizianrote schlechtgelaunt und knallte ein Glas auf den Bartisch, »und Pärchen! Es ist zum...!«
    »Reg dich bloß nicht auf!« erwiderte ihre Kollegin. »Das verdirbt bloß den Teint! Es ist ja noch früh. Später kann noch allerlei anfallen!«
    »Bei mir nicht!« erwiderte die Tizianrote mürrisch. »Schau dir bloß mein Horoskop an, dann weißt du Bescheid!« Und sie zog einen aufgeschlagenen Ausblick unter dem Tisch hervor,

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