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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Fräulein Görner! Nie habe ich eine so bezaubernde Braut gesehen! Sie sehen aus wie eine Märchenprinzessin!«
    Gabriele wendete den Kopf von rechts nach links und betrachtete sich strahlend im Spiegel, auch sie selbst war von ihrem eigenen Anblick hingerissen. »Wie schade«, meinte sie bedauernd, »wie schade, daß man so etwas nur ein einziges Mal im Leben anziehen kann!«
    »Warum denn!?« protestierte Frau Uhlenhorst scherzend. »Sie sind doch noch jung! Sie können gut und gerne noch drei- oder viermal heiraten!«
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!« wehrte Gabriele, halb lachend, halb erschrocken ab.
    »Ich habe das natürlich als Scherz gemeint, Fräulein Görner«, sagte Frau Uhlenhorst. »Sie wissen doch, wir alle hoffen von Herzen, daß Ihre Ehe unter einem günstigen Stern steht!«
    Gabriele drehte sich wie elektrisiert herum: »Gut, daß Sie mich daran erinnern, Frau Uhlenhorst! Haben Sie den Ausblick von heute da?«
    »Bitte, stillhalten!« mahnte das Mädchen, das mit dem Abstecken des Brautkleides beschäftigt war, und fast hätte es bei dieser Bemerkung eine der Stecknadeln verschluckt.
    »Aber natürlich«, erwiderte Frau Uhlenhorst Gabriele, »den Ausblick laß ich mir jeden Tag besorgen, wegen der Horoskope!«
    Gabriele hatte sich wieder dem Spiegel zugewandt und gab sich Mühe, stillzuhalten. »Seien Sie doch so nett und lesen Sie mir meines vor«, bat sie, »ich bin ein Schütze!«
    Frau Uhlenhorst trat an das niedrige Tischchen und zog unter Stoffproben und Modezeitschriften einen Ausblick hervor, sie schlug ihn auf und las vor: »Jetzt ist Ihre Stunde gekommen! Endlich können Sie Ihre Fähigkeiten ins rechte Licht stellen und Ihr lang ersehntes Ziel erreichen! Gefährden Sie diese günstige Konstellation nicht durch private Bindungen! Vertrauen Sie einem Wassermann!«
    Gabriele hatte aufmerksam zugehört, ihr Gesicht war immer nachdenklicher geworden und spiegelte endlich einen heftigen inneren Kampf wider.
    Frau Uhlenhorst ließ die Zeitung sinken. »Das ist ja herrlich für Sie, Fräulein Görner!«
    Gabriele antwortete nicht.
    »So, das hätten wir!« erklärte das Mädchen, das diesmal vorsichtshalber die Stecknadeln aus dem Mund genommen hatte, »jetzt müssen wir nur noch...«
    »Nein, nichts mehr! Schluß!« rief Gabriele plötzlich und begann, sich das traumhafte Brautkleid in solcher Hast vom Leibe zu reißen, daß sich einige Stecknadeln lösten, andere empfindlich in ihre Haut stachen. »Autsch!« rief Gabriele und zog und zerrte ungeduldig an dem Kleid.
    »Fräulein Görner, aber ich bitte Sie! Was ist denn los!? Was haben Sie vor?« rief Frau Uhlenhorst erschrocken.
    »Ich muß sofort gehen. So helfen Sie mir doch!«
    »Aber Fräulein Görner, Sie können doch nicht...«
    »Und ob ich kann!« Gabriele hatte sich aus dem Brautkleid befreit und stand nun in einem reizenden Unterröckchen da.
    »Um Himmels willen, Fräulein Gaby, was sollen wir denn Ihrem Bräutigam sagen?«
    »Daß ich meine günstige berufliche Konstellation nicht durch private Bindungen gefährden will!«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    Gabriele zog das Kleid, in dem sie gekommen war, über den Kopf. »Das wäre wirklich Wahnsinn, Sie haben ganz recht!«
    »Das können wir ihm doch nicht sagen, das ist unmöglich!«
    »Dann erzählen Sie ihm, was Sie wollen!« Gabriele bemühte sich, den langen Reißverschluß am Rücken zu schließen, was ihr erst nach abenteuerlichen Verrenkungen gelang. »Daß ich ihn nicht heiraten kann! Daß ich ihn nie Wiedersehen will!« Gabriele riß ihre Handtasche an sich und wollte aus der Wohnung stürzen.
    Frau Uhlenhorst fand keine Worte. »Aber Fräulein Görner!« war das einzige, was sie noch hervorzubringen vermochte.
    »Es wird Ihnen schon etwas Passendes einfallen!« rief Gabriele über die Schulter zurück und sauste auf den Flur und ins Treppenhaus hinaus. Sie rannte eine Treppe hinunter, dann blieb sie plötzlich stehen und warf einen Blick durch das Treppenhausfenster auf die Straße hinunter. Wie berechtigt diese Maßnahme war, stellte sich sofort heraus — unten fuhr gerade Till Torstens Wagen vor, und wenn Gabriele blindlings weitergerannt wäre, hätte sie eine Begegnung nicht mehr vermeiden können.
    Blitzschnell faßte Gabriele einen Entschluß, sie drückte den ersten besten Klingelknopf, dann wartete sie ab — Sekunden, die ihr wie Ewigkeiten vorkamen. Endlich wurde geöffnet, Gabriele schlüpfte rasch in die Wohnung und zog die Türe hinter sich zu. Sie

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