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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Liselotte steif, »womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Was ist denn los mit Ihnen, Liselottchen?« wunderte sich Hein Grotius. »Sind Sie mir etwa böse? Weshalb denn? Lassen Sie sich mal anschauen! Sie sind ganz blaß um die Nase!«
    »Ach, Hein«, sagte Liselotte, »ich...«
    »Was denn? Was ist denn?«
    »Ich glaube, ich habe mich gestern abend unmöglich benommen, das ist es!«
    »Liselottchen, Sie sind verrückt! Wie kommen Sie denn darauf? Ach so, mir geht ein Licht auf! Katzenjammer haben Sie, ganz ordinären Katzenjammer!«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »So wahr ich hier stehe! Sie haben doch auch Kopfschmerzen, nicht wahr?«
    Liselotte nickte stumm.
    »Na, sehen Sie, was ich Ihnen sage! Katzenjammer ist das, nichts weiter! Da hat man manchmal so ein Gefühl, als ob man daneben getreten hätte. Ist aber in Wirklichkeit gar nicht der Fall!«
    »Ich weiß nicht! Ich habe so ein Gefühl, als ob... «
    »Gefühl! Da haben wir’s ja! Gefühl besagt gar nichts! Ich kann Ihnen versichern, Liselottchen, Sie waren ganz Dame gestern abend, first Lady sozusagen! Genügt Ihnen das?«
    »Ach, Hein, Sie sind doch besser als Ihr Ruf! Manchmal können Sie direkt nett sein!«
    »Manchmal?! Immer!«
    »Vielleicht haben Sie recht. Ich bin es wirklich nicht gewohnt, abends auszugehen und zu trinken.«
    Hein Grotius lachte. »Besonders das Trinken können Sie schlecht vertragen, was?«
    Liselotte mußte wider Willen ebenfalls lachen, und sie spürte, daß ihr das guttat. »Sie möchten wohl wieder ein paar Blümchen schnorren, was? Sieh’ doch mal nach, Evi!«
    »Das auch! Aber eigentlich... ich weiß nicht, ob ich Ihnen jetzt damit kommen darf.«
    »Machen Sie mir nicht bange, Hein! Was möchten Sie sagen?«
    »Wissen Sie, Liselottchen, man vergißt leicht etwas, was man in einem... na, sagen wir, leicht alkoholisierten Zustand versprochen hat! Und wenn man später davon erfährt, dann bildet man sich leicht ein, daß man andere, natürlich noch verrücktere Dinge ebenfalls vergessen haben könnte! Und das ist ein sehr unangenehmes Gefühl, wie ich Ihnen verraten kann!«
    »Sie sprechen Bände, Hein!« sagte Liselotte verwundert. »Aber was Sie eigentlich sagen wollen, habe ich immer noch nicht kapiert.«
    »Gut, dann lassen wir es lieber! Sind das die Blumen für mich?« Er wies auf fünf voll erblühte Rosen, die Evi auf den Tisch gelegt hatte. »Die sind aber schöner denn je!«
    »Ach, jetzt geht mir ein Licht auf!« rief Liselotte. »Sie wollen mich an das Reibekuchenessen erinnern! Hein, wie konnten Sie annehmen, daß ich das vergessen hätte!«
    »Sie sind wundervoll, Liselotte!« erklärte Hein Grotius begeistert. »Wenn Sie sich an eine Kleinigkeit wie das erinnern, wie können Sie dann behaupten, Sie seien gestern abend blau gewesen?«
    »Das habe ich ja niemals behauptet!« wehrte sich Liselotte.
    »Es bleibt also dabei! Heute abend um halb acht? Später wäre es schlecht, weil ich doch auftreten muß!«
    »Ich werd’s schon einrichten, Hein!« versprach Liselotte und drückte ihm die Blumen in die Hand. »Grüßen Sie Ihre Braut von mir!«
    »Welche Braut?«
    »Ich meine, eine Ihrer Bräute!«
    »Sie tun mir wirklich unrecht, Liselottchen! Aber daran habe ich mich schon gewöhnt, der Gerechte muß leiden!« Mit dem Strauß winkend, zog sich Hein Grotius aus dem Laden zurück. »Auf Wiedersehen, Herzchen!« rief er Evi noch zu.
    Der Besuch Heins hatte Liselotte wohlgetan, das war nicht zu bezweifeln. Wahrscheinlich hatte Hein Grotius recht, sie war ganz einfach verkatert. Daß sie nicht selber darauf gekommen war! Doch hatte sie solch einen Zustand noch nie erlebt, und aus den Erfahrungen anderer Leute läßt sich nur schwer lernen.
    Liselotte erschrak, als kurz nach Heins Abschied der Briefträger in den Laden trat und ihr einen Brief überbrachte, der den Absender Tante Hedwig, Redaktion Ausblick trug. Es war allerdings ein freudiges Erschrecken. So rasch hatte Liselotte keine Nachricht erwartet. Sie war sicher, daß sie mit einem guten Rat rechnen konnte, wenn sie auch noch keine Ahnung hatte, wie er ausfallen würde.
    Ungeduldig riß sie den Umschlag auf — ein Glück, daß im Augenblick kein Kunde im Laden war — und las. Sie las den Brief zweimal durch, ganz so, als hätte sie beim erstenmal ihren Augen einfach nicht trauen können. Dann warf sie den Bogen auf den Ladentisch. Sie fand zunächst keine Worte, ihrer Empörung Luft zu machen. So wütend und aufgebracht wie jetzt war sie noch nie zuvor in ihrem

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