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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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hatte das Lehrmädchen von Frau Uhlenhorst nicht mehr bemerkt, das mit einer großen Schachtel unter dem Arm hinter ihr die Treppe herabgekommen war und sie eben noch in der Wohnung hatte verschwinden sehen.
    Das Lehrmädchen lief vollends die Treppen hinab und begegnete Till Torsten, der eben ins Haus trat. Die beiden grüßten einander und liefen aneinander vorbei. Jeder strebte seinem eigenen Ziel zu. Wäre Till Torsten auf den Gedanken gekommen, das Lehrmädchen nach seiner Braut zu fragen, oder wäre die Kleine indiskret genug gewesen, ihm ungefragt von ihrer Beobachtung zu erzählen — das Schicksal einer Handvoll Menschen hätte sich anders verwirrt und entwickelt.

XII

    Ziemlich atemlos stand Gabriele in der wildfremden Wohnung, den Rücken gegen die Tür gepreßt, aufmerksam auf die Schritte im Treppenhaus lauschend. Im Wohnungsflur war es dämmrig, und so dauerte es eine Minute, ehe Gabriele erkannte, wem sie da gegenüberstand. »Sie!?« rief sie dann verblüfft. »Hein Grotius!?«
    Sie hatte sich nicht geirrt, es war tatsächlich Hein Grotius, in dessen Wohnung sie geraten war, Hein Grotius, dessen Stimme sie oft und oft im Rundfunk gehört und dessen persönliches Auftreten sie noch gestern abend im Tabaris miterlebt hatte.
    »Ja, ich bin’s!« erwiderte Hein Grotius vergnügt, dem bei einer raschen Musterung nicht entgangen war, daß Gabriele ein ausgesprochen reizendes und reizvolles junges Mädchen war. »Ich wohne hier, wenn Sie nichts dagegen haben!«
    »Bitte, sind Sie ein Wassermann? Sagen Sie mir, ob sie ein Wassermann sind!«
    »Genau das!« Hein Grotius war einigermaßen verblüfft. »Wie kommen Sie darauf?!«
    »Gott sei Dank!« stieß Gabriele hervor. »Gott sei Dank, ich bin gerettet!«
    »Was haben Sie denn?! Verfolgt Sie jemand? Sie sind ja ganz blaß!«
    »Ich... ach, ich... es ist nämlich...«, stotterte Gabriele, der in der Eile keine glaubhafte Lüge einfallen wollte.
    »Sie brauchen mir gar nichts zu erklären«, sagte Hein Grotius beruhigend. »Sie ahnen ja nicht, wie dankbar ich dem Zufall oder dem Schicksal...«
    »...den Sternen!« warf Gabriele ein.
    »Also, wie dankbar ich den Sternen bin, die ein so bezauberndes Wesen in meine Arme geleitet haben!«
    »In Ihre Arme!?«
    »Bildlich natürlich! Das ist nur bildlich gemeint!«
    »Ach so!« Gabriele hatte ihre Sicherheit schon wiedergefunden und warf ihm einen verwirrenden Blick aus ihren großen braunen Kulleraugen zu. »Aber ich muß Ihnen doch wenigstens sagen, wie ich heiße. Gabriele Görner. Gaby nennen mich meine Freunde!«
    »Gaby! Ein bezaubernder Name für ein bezauberndes Wesen! Darf ich Sie auch Gaby nennen?«
    »Ja, Hein«, lächelte Gabriele süß, »aber nur, weil Sie ein Wassermann sind!«
    »Ich glaube, bis heute habe ich es noch gar nicht richtig zu schätzen gewußt, welcher Vorzug es ist, unter diesem Sternbild geboren zu sein!« erwiderte Hein Grotius ernsthaft, öffnete die Türe zu seinem Wohnraum und ließ Gabriele eintreten.
    »Oh, Sie haben es aber hübsch hier!« rief Gabriele begeistert aus. »Von solch einer Wohnung habe ich immer geträumt!«
    Sie sah sich bewundernd in dem großen hellen Zimmer um, das moderne, bunte, merkwürdig geformte Sessel, einen leuchtendroten Teppich und einen palettenartigen schwarzen Glastisch enthielt, der mit dem riesigen Flügel auf unerwartete und reizvolle Weise harmonierte. Drei Wände waren gleichmäßig zart silbergrau tapeziert, nur die vierte Wand zeigte ein heiteres und verwirrend verschlungenes Muster, in dessen Anblick man sich stundenlang hätte vertiefen können.
    »Haben Sie das, wirklich?« forschte Hein Grotius geschmeichelt. »Und ich habe immer von einer Frau geträumt, einer Frau, die mir im Leben bisher noch nie begegnet ist. Aber jetzt erkenne ich sie wieder! Sie sah genauso aus wie Sie, Gaby!« Er war auf sie zugetreten, hatte ihre Hand ergriffen und bemühte sich, ihr ebenso tief wie schmachtend in die Augen zu sehen.
    Gabriele lenkte ab. »Herr Grotius, bitte«, sagte sie.
    »Hein«, verbesserte er, »eben haben Sie noch so nett Hein zu mir gesagt!«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu bitten, Hein...«
    »Im voraus gewährt!«
    »...um Ihnen vorzusingen!« ergänzte Gabriele ihren Satz und schaute ihn flehend an.
    »Können Sie singen?« fragte Hein Grotius ein wenig unbehaglich.
    »Ja. Ich glaube, ja!«
    »Müssen Sie singen?«
    »Hein, bitte, seien Sie lieb. Ich kann wirklich singen, glauben Sie mir doch! Ich bin sogar zum Rundfunk bestellt

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