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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Flucht! Und in einem günstigen Augenblick ist es mir auch Gott Lob und Dank gelungen, ins Schlafzimmer zu fliehen und die Türe zu verrammeln. Während ich diesen Brief schreibe, poltert er draußen gegen die Türe, die jeden Augenblick seiner brutalen Kraft nachgeben, zerbersten kann. Was wird geschehen, wenn er eindringt? Ich zittere um mein Leben! — So, liebe Tante Hedwig, sieht heute meine Ehe aus, nach zwanzig Jahren aufopferungsvoller Pflichterfüllung von meiner Seite! Was soll ich tun?«
    Mit einem schweren Seufzer reichte Till Torsten den Brief seiner Sekretärin hinüber: »Schema 31 A!« — Er stand auf, um seine Sachen zusammenzupacken.
    »Sie soll sich scheiden lassen?« fragte die Sekretärin, als dürfe sie ihren Ohren nicht trauen.
    »Natürlich! Was sonst!?«
    »Aber Sie sagen doch sonst immer, die Ehe sei heilig!«
    »Niemand hat Sie um Ihre Meinung gefragt, Fräulein!« knurrte Till Torsten zurück. Er war schon in Hut und Mantel. »Bis morgen!« Er schaute auf die Uhr. »Ich hab’s eilig!«
    In diesem Augenblick ging das Telefon, Fräulein Schmitz nahm den Hörer ab: »Moment!« Dann winkte sie Till Torsten heran. »Es ist dringend!«
    Widerwillig ließ sich Till Torsten den Hörer in die Hand drücken. »Was!? Wie bitte!?« rief er in den Apparat. »Ausgeschlossen! Nein, ganz unmöglich! Sagen Sie ihr, ich bin völlig überarbeitet, verreist, habe das Bein gebrochen, was Sie wollen!« Er knallte den Hörer auf die Gabel und stürmte grußlos aus dem Zimmer.
    Die Sekretärin sah ihm kopfschüttelnd nach, dann nahm sie einen Spiegel aus ihrer Tasche und machte sich daran, ihr Gesicht neu zu pudern.

    Im Vorzimmer der Redaktion stand Liselotte Klaus, sie war aufgebrachter denn zuvor, noch wütender und empörter.
    Fräulein Lilly, die Vorzimmerdame, hatte gerade mit Till Torsten telefoniert, jetzt legte sie den Hörer auf und erklärte süß: »Tante Hedwig ist völlig überarbeitet, verreist und hat sich das Bein gebrochen, was Sie wollen! Sie können sie also heute unmöglich sprechen, das werden Sie einsehen!«
    »Eine Frechheit ist das!« stieß Liselotte böse hervor. »Eine Unverschämtheit!«
    »Ich kann Ihnen nur raten, ihr zu schreiben«, erwiderte Fräulein Lilly sanft.
    »Schreiben!?« empörte sich Liselotte. »Ich will ihr nicht schreiben, ich will ihr Bescheid sagen! Auge in Auge!«
    »Zahn um Zahn!« ergänzte Fräulein Lilly freundlich. »Was versprechen Sie sich davon?!«
    »Jemand muß dieser verdrehten alten Schachtel doch einmal Bescheid sagen, verstehen Sie? Das geht doch nicht so weiter! Man kann doch solch eine Ziege nicht einfach ihr Unwesen treiben lassen, ohne etwas dagegen zu tun!«
    »Sie wollen, wenn ich recht verstehe, im Namen aller unzufriedenen Klienten mit ihr abrechnen, ja? Das finde ich sehr tapfer von Ihnen! Es gibt heute wenige Menschen, die soviel Sinn für das Gemeinwohl auf bringen!«
    »Ach, Unsinn, Sie verstehen ganz genau, was ich meine! Sie hat mich, mich ganz persönlich beleidigt, und das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen, oder?«
    »Gewiß nicht! Aber warum haben Sie ihr überhaupt geschrieben?«
    Liselotte ließ sich nicht aus der Fahrt bringen. »Sie können sich nicht vorstellen, welchen irrsinnigen, lebensfremden, völlig idiotischen Rat sie mir gegeben hat!« ereiferte sie sich.
    »Sie werden vielleicht erstaunt sein, aber das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen!«
    »Warten soll ich, bis der Richtige kommt! Haben Sie so etwas schon einmal gehört?«
    »O doch, ich habe es sogar schon verschiedentlich gelesen. Das steht in jedem besseren Jungmädchenroman!«
    »Aber ich bin kein Jungmädchen mehr, und ich will keine Romane lesen, sondern einen vernünftigen Rat haben!«
    »Schreiben Sie das Tante Hedwig«, riet Fräulein Lilly gelassen.
    »Schreiben! Sagen werde ich ihr das, sagen!« erklärte Liselotte wütend, drehte sich brüsk um und verließ das Zimmer.
    Fräulein Lilly sprang auf und eilte in Till Torstens Büro, um der Schmitz von dieser verrückten Besucherin zu berichten.
    Währenddessen stand Gabriele in einem wundervollen weiß-seidenen Brautkleid, einen Spitzenschleier über dem Haar, vor dem großen Probierspiegel ihrer Schneiderin, Frau Uhlenhorst. Ein Mädchen, Stecknadeln zwischen den Lippen, kniete neben ihr am Boden und steckte den Saum des Kleides fest.
    Frau Uhlenhorst trat einen Schritt zurück, um die Pracht überschauen zu können. Sie schlug vor Begeisterung die Hände zusammen und schwärmte: »Wundervoll,

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