Mit einem Fuß im Himmel
gehen?«
»Es ist spät genug für mich. Aber du brauchst mich nicht zu begleiten, wirklich nicht! Ich nehme mir ein Taxi«, erklärte Liselotte. »Gute Nacht, mein Lieber!«
Sie bot ihm lächelnd ihren Mund, sie küßten einander, und dieser Kuß fiel sehr viel länger und ganz und gar anders aus, als es Till Torsten eigentlich vor sich selber und vor seiner richtigen Braut verantworten konnte. Etwas verwirrt, ja, leicht verstört, stand er da, als sich Liselotte endlich aus seinen Armen gelöst hatte.
»Ich... ich glaube, ich möchte dich doch lieber selber nach Hause bringen!« stotterte er.
»Da tun Sie gut daran, Torsten!« meinte Dr. Speelmann munter. »Eine Braut wie diese sollte man in dunklen Nächten nicht allein lassen!«
Die Nacht war alles andere als dunkel, als Till Torsten und Liselotte Seite an Seite durch den Hofgarten auf die Rheinbrücke zuschritten. Ein sternenheller Himmel spannte sich über den Bäumen, die Luft war wohlig warm, hin und wieder ließ ein leichter Windstoß die Blätter rauschen. Dies und das leise Liebesgeflüster der Pärchen auf den Bänken untermalte die zauberhafte Stille der Frühlingsnacht.
Die beiden gingen schweigend nebeneinander her, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Aber sie fühlten, daß sich diese Gedanken immer wieder trafen, weil sie unentwegt um den anderen kreisten.
Till Torsten war es, der endlich dieses beredte Schweigen brach. So konnte es nicht weitergehen, es war unmöglich, daß er sich in Liselotte zu verlieben begann, daß sie nebeneinander herschlenderten wie ein verliebtes Paar! Er durfte in ihr keine falschen Hoffnungen erwecken.
»Hm«, begann er heiser und mußte sich räuspern, »meine Freunde sind jedenfalls begeistert von dir!«
Liselotte begriff seine Absicht. Sie war verletzt und sehr enttäuscht, aber sie zwang sich zu einem heiteren, oberflächlichen Ton und antwortete: »Du nicht?«
»Ich...? Doch, ja, natürlich...«
»Ich finde, ich habe meine Rolle ausgezeichnet gespielt!«
»Ein bißchen zu gut!«
»Inwiefern?«
»Nun, zum Beispiel... mußtest du singen?«
»Hat es dir nicht gefallen? Ach, entschuldige bitte, ich vergaß ganz, du hast es ja gar nicht gehört. Du bist hinausgelaufen!«
Till Torsten ging nicht darauf ein, er konnte doch nicht zugeben, daß er vor der Tür gelauscht und was er bei ihrem Gesang empfunden hatte! »Liselotte«, begann er wieder, »ich meine nur, du hast doch nicht vergessen, daß alles nur ein Spiel ist?«
Sie blieb stehen, warf den Kopf in den Nacken und sah Till an. Sie waren jetzt schon auf der Rheinbrücke angelangt, und es war hell genug, daß sie sein Gesicht deutlich erkennen konnte. »Wäre es sehr schlimm, wenn ich es vergessen hätte?«
Er wich ihrem Blick aus und schaute in den flimmernden Strom hinunter. »Es wäre entsetzlich«, murmelte er.
Sie ging, ohne ein Wort zu sagen, weiter, und er holte sie rasch wieder ein. »Sieh mal«, erklärte er mit künstlichem Eifer, »du bist natürlich ein furchtbar nettes Mädchen, ein feiner Kerl, Liselotte! Und ich will nicht behaupten, daß ich nicht, wenn ich nicht gebunden wäre, daß ich dann nicht...« Er verhedderte sich hoffnungslos und verstummte.
»Aber du bist gebunden, das willst du mir wohl sagen!«
»Ja, das ist es! Ich bin gebunden, das heißt, ich fühle mich gebunden. Ich kann doch aus meinem Leben nicht einen solchen Wirrwarr machen. Es ist so schon schlimm genug für mich!«
»Du machst dir die Sache ziemlich einfach, mein lieber Till. Dü bist ein Mann, und deshalb denkst du eben wie ein Egoist! Es ist immer das alte Lied. Aber mach dir nichts draus... ich hatte gar nichts anderes von dir erwartet!«
»Ich verstehe dich nicht, Liselotte! Ich hatte dir doch von Anfang an ganz klar gesagt...«
»Das entschuldigt gar nichts! Du hättest mich nicht für eine solche Rolle mißbrauchen dürfen!«
»Mißbrauchen... was für ein Wort!«
»Es trifft dein Verhalten wie kein anderes!«
»Bitte, Liselotte, bitte, ich flehe dich an... mach du mir jetzt nicht auch noch Schwierigkeiten!«
»Aha! Schwierigkeiten darf dir nur deine Gaby machen? Das ist ein Vorrecht dieser Dame. Ich verstehe schon!«
»Nein, die darf es auch nicht! Ich werde mir von keiner Frau mehr Schwierigkeiten machen lassen, von keiner einzigen! Ich »‘ werde...«
»Bitte, Till«, unterbrach Liselotte, »schrei doch nicht so! Ich bin ja nicht taub. Aber darf ich vielleicht erfahren, könntest du mir vielleicht mitteilen, in aller Ruhe und
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