Mit einem Fuß im Himmel
stürzen.«
Damit verließ Dr. Speelmann das Vorzimmer, wo er eine ziemlich verblüffte junge Dame zurückließ.
Oskar Hähnlein wollte sich eben an den Frühstückstisch setzen, als das Telefon klingelte. »Na so etwas«, brummte er unwillig und nahm den Hörer ab. »Oskar Hähnlein, Blumen!«
Liselottes aufgeregte Stimme drang an sein Ohr. Auf reichlich verworrene Weise suchte sie klarzumachen, daß sie keinen Tag länger in der Oberkasseler Filiale arbeiten könne, und sofort, sozusagen augenblicklich, ins Hauptgeschäft versetzt zu werden wünsche, ihres Lebens Seligkeit hänge davon ab. Anderenfalls müsse sie kündigen oder ins Wasser gehen.
»Was? Wieso? Ich verstehe kein Wort!« sagte Oskar Hähnlein bestürzt. »Warten Sie auf mich, ja? Ich komme gleich bei Ihnen vorbei! Hallo, hören Sie noch? Gut! Dann bleiben Sie auf jeden Fall im Laden, bis ich komme, auf jeden Fall, verstehen Sie? Ja, sobald wie möglich!«
Oskar Hähnlein legte den Hörer auf, seufzte tief und setzte sich dann endlich an den Frühstückstisch.
»Wer war denn das?« wollte Therese wissen. Sie war noch im Morgenrock, hatte Lockenwickler im Haar, und ein dick mit Fettcreme beschmiertes Gesicht.
»Fräulein Klaus«, antwortete Oskar Hähnlein etwas unbehaglich und wollte zu einer Zigarette greifen, weil er hoffte, daß es ihm helfen würde, die Sachlage besser zu überschauen.
»Oskar! Rauchen vor dem Frühstück bekommt dir nicht, wie oft soll ich dir das noch sagen? Außerdem verdirbt das ewige Qualmen meine schönen Gardinen!«
»Ja, mein Täubchen«, erwiderte Oskar Hähnlein und legte gehorsam die Zigarette aus der Hand.
»Was wollte sie denn, dieses Fräulein Klaus?« forschte Therese weiter.
, »Ins Hauptgeschäft versetzt werden!«
»Ah, sie möchte wohl ganz in deiner Nähe sein, wie?«
Oskar Hähnlein überhörte diese Bemerkung, er wendete sich seinem Frühstück zu. »Joghurt?« Sein Gesicht wurde lang.
»Ja, Oskar«, erklärte Therese bestimmt, »Joghurt ist sehr gesund für dich. Du mußt endlich etwas für deine Linie tun.«
Oskar Hähnlein schluckte seine Widerworte und begann, seufzend Joghurt zu löffeln, während Therese sich ein Brötchen aufschnitt.
Aber Therese war noch nicht zufrieden. »Oskar, willst du nicht schauen, ob Post gekommen ist? Du solltest doch eigentlich wissen, daß ich Wert darauf lege, meine Post beim Frühstück zu lesen!«
»Ja, mein Täubchen«, entgegnete Oskar ergeben, stand auf und ging hinaus zum Briefkasten. Er kam mit einem Brief für Therese und einigen Drucksachen für sich selbst zurück und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken, in der Hoffnung, nun endlich Frieden zu haben.
Aber dieser innige Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Therese stieß einen Ton aus, der Oskar zusammenfahren ließ. »Da... also!« rief sie.
»Täubchen?« fragte Oskar Hähnlein verdutzt.
»Ich werde mich scheiden lassen!« rief Therese entschlossen.
»Aber...« Der arme Oskar fiel tatsächlich aus allen Wolken.
»Weil man keiner Frau zumuten kann, das Martyrium einer Ehe mit einem Wüstling und Säufer, wie du es bist, länger zu ertragen!« schmetterte ihm Therese an den Kopf.
»Aber Therese!«
»Bitte, lies! Hier, lies doch!« Therese schwenkte triumphierend den Brief. »Da, lies doch, was Tante Hedwig mir schreibt!«
»Ja, aber, mein Täubchen...«, stammelte Oskar Hähnlein.
»Nenn mich nicht Täubchen, Oskar! Es ist aus zwischen uns, endgültig und vorbei! Noch heute ziehe ich zu meiner Mutter und werde die Scheidung einreichen, damit du es weißt!«
»Du willst also die Scheidung einreichen?« fragte Oskar Hähnlein mit gefährlicher Ruhe zurück.
»Ja! Und wenn du mich anflehst, auf den Knien, keine Stunde länger will ich diese Ehe ertragen!«
»So«, sagte Oskar Hähnlein und erhob sich zu seiner vollen Größe, »jetzt will ich dir sagen... wer hier die Scheidung einreicht, das bin ich! Ich und niemand anders, verstanden?«
»Oskar!«
»Und damit du es weißt, du hängst mir zum Halse heraus, du und diese ganze verdammte Ehe, verstehst du? Schon lange! Ich habe es satt, satt bis obenhin!«
»Wie... wie sprichst du denn mit mir?«
»Wie du es verdienst! Genau, wie du es verdienst! Glaubst du, es sei ein Vergnügen, mit einer Frau wie dir verheiratet zu sein? Einer Frau, die mit Lockenwicklern auf dem Kopf und Fettcreme im Gesicht beim Frühstück erscheint? Die nichts weiter und nie etwas anderes im Kopf hat als neue Kleider und Hüte und all den Kram? Die mich
Weitere Kostenlose Bücher