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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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von früh bis spät tyrannisiert und zum Pantoffelhelden macht, wo und wie sie nur kann? Nein, meine Liebe, jetzt ist Schluß! Mir reicht es, verstanden?«
    »Das also ist deine Liebe, Oskar?« schrie Therese auf. »Hah, ich bin froh, daß du mir endlich dein wahres Gesicht zeigst, du... du... du...« Vor Erregung konnte Therese kein passendes Wort finden, das Oskars fragwürdigen Charakter treffend gekennzeichnet hätte.
    »Säufer und Wüstling!« half ihr Oskar. »Sprich es nur aus, lege dir keinen Zwang an, mich kannst du damit nicht mehr treffen! Es hat gebumst für mich, verstehst du? Ich packe meine Koffer und ziehe aus! Von nun an kannst du in Ruhe deine Gardinen bewachen, mich siehst du nicht wieder!«
    Und nach diesen Worten männlicher Entschlossenheit stürmte er ins Schlafzimmer, riß einen Koffer vom Schrank, warf wahllos Anzüge, Hemden, Krawatten, Unterwäsche und Schuhe hinein, drückte alles recht fest zusammen, damit er den Koffer noch schließen konnte, und stürzte dann an der zur Salzsäule erstarrten Therese vorbei und aus der Wohnung. Mit einem dramatischen Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.

    Liselotte war in verzweifelter Stimmung. Nie zuvor hatte die Welt so schwarz und trostlos für sie ausgesehen wie an diesem Vormittag nach ihrem Telefongespräch mit Dr. Speelmann, und das, obwohl der Himmel draußen immer noch so blank und blau und ungetrübt war wie an allen Tagen vorher.
    Schlimm genug, daß der geliebte Till Torsten und die verhaßte Tante Hedwig ein und dieselbe Person waren — weit schlimmer jedoch, daß der Brief, den sie an Tante Hedwig geschrieben, Till Torsten erreicht’ hatte, dieser Brief, in dem sie sich als unmögliche, heiratswütige Gans dargestellt hatte. Till Torsten hatte ihn erhalten, hatte ihn gelesen, ja, sogar beantwortet — was mußte er von ihr denken! Aber welche Gemeinheit, welche wirkliche Schuftigkeit war es von ihm gewesen, sich einfach dumm zu stellen, als er sie kennenlernte, ihre Einsamkeit, ihre Sehnsucht nach einem anderen Menschen zu mißbrauchen, um sich auf möglichst leichte Weise eine Ersatzbraut zu verschaffen. Sicher hatte er sich ins Fäustchen gelacht, dieser Schurke, als er gesehen hatte, wie leicht sie ihm auf den Leim gegangen war. Oh, sie hätte sich ohrfeigen können für ihre grenzenlose Dummheit und Verbohrtheit! Wie hatte sie sich überhaupt je in einen Menschen wie diesen Till Torsten verlieben können, der als Tante Hedwig — ausgerechnet! — dumme Antworten auf dumme Anfragen gab und von dieser idiotischen Beschäftigung seinen Lebensunterhalt bestritt. Dabei hatte er es gerade nötig, er, der nicht einmal mit seiner eigenen Braut fertig werden konnte! Ach, es war alles zu gemein, zu dumm und verdreht und zu scheußlich! Über diesen schrecklichen Schlag würde sie nie im Leben hinwegkommen, das war sicher. Wenn Sie ihm nur nie im Leben mehr zu begegnen brauchte, nie, nie mehr! Sie wußte, daß schon sein Anblick mehr war, als sie ertragen konnte. Und lieber wäre sie auf der Stelle gestorben, als ihm noch einmal vor Augen zu treten. Sie mußte fort hier, fort aus diesem Blumenladen, wo er sie jederzeit wieder auf suchen konnte, fort, und zwar so rasch als möglich.
    Wo bloß Oskar Hähnlein blieb? Immer wieder blickte Liselotte verzweifelt auf die Uhr, und jedesmal, wenn sich die Ladentür öffnete, schrak sie zusammen, vor Entsetzen, daß es Till Torsten, in der jähen Hoffnung, daß es Oskar Hähnlein sein könne.
    So hatte die kleine Evi Fräulein Liselotte noch nie erlebt, ihr sonderbares, ganz und gar rätselhaftes Gehabe machte sie verwirrt und verstört.
    Ein Stein fiel Liselotte vom Herzen, als Evi plötzlich rief: »Da, der Lieferwagen! Herr Hähnlein kommt!«
    Sie stürzte ins Hinterzimmer, schlüpfte in fliegender Hast in ihren Mantel und lief ihm entgegen. »Endlich!« rief sie. »Endlich, Herr Hähnlein! Bitte, helfen Sie mir! Ich muß hier weg, Herr Hähnlein, so schnell wie möglich! Sofort!«
    »Kläuschen, mein Mäuschen!« Oskar Hähnlein war ganz außer Atem vor Aufregung. »Wollen Sie mich heiraten? Wollen Sie meine Frau werden?«
    »Herr Hähnlein, bitte, nicht jetzt!« flehte Liselotte.
    »Es ist mein Ernst, mein heiliger Ernst, Kläuschen! Ich bin frei! Ich habe meine Frau verlassen, für immer!«
    »Das hätten Sie nicht tun sollen, Herr Hähnlein«, erwiderte Liselotte überrumpelt.
    »Ist das alles, was Sie mir zu sagen haben?«
    »Bitte, Herr Hähnlein, bitte, seien Sie doch

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