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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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bestimmt schon im Rundfunk gehört, ein ganz reizender Mensch, und eine Stimme hat er! Unvergleichlich, sage ich Ihnen. Aber das wissen Sie ja sicher selber. Wenn wir das Fenster aufhaben, dann können wir ihn oft unten singen hören, mir hat er sogar einmal ein Autogramm gegeben... also, wir schwärmen alle für ihn, das ist ja klar.«
    »Was, zum Teufel, soll mich das interessieren?« unterbrach Till Torsten brüsk ihr Geplapper.
    »Warten Sie doch, das kommt ja noch! Das will ich ja gerade erzählen! Also, gestern nachmittag, da mußte ich ein Paket austragen, für eine Kundin, die... aber das ist ja auch egal... na, jedenfalls, da habe ich Fräulein Görner in der Wohnung von Hein Grotius verschwinden sehen. Nein, ich habe mich nicht geirrrt, ich hab sie ja oft genug gesehen! Das war gerade, ehe Sie die Treppe herauf kamen, Herr Torsten! Sie erinnern sich doch noch? Wir sind uns ja noch begegnet. Ich kam herunter mit dem Paket, und Sie liefen nach oben, nicht wahr?«
    »Moment mal, einen kleinen Moment! Was haben Sie gesehen?!«
    »Ich habe beobachtet, wie Fräulein Görner in die Wohnung von Hein Grotius gegangen ist!«
    »Das ist doch Wahnsinn! Sie kennt ihn ja gar nicht! Nein, das ist ganz und gar unmöglich!«
    »Ich habe es gesehen, Herr Torsten, so wahr ich hier stehe, ich habe es gesehen!«
    »Wenn das wahr wäre, wir wollen für einen Augenblick unterstellen, daß es wahr sei...«
    »Es ist wahr, Herr Torsten, ich lüge doch nicht!« warf das Lehrmädchen beleidigt ein.
    »Warum, in drei Teufels Namen, haben Sie mir das nicht schon gestern gesagt?«
    »Da wußte ich doch noch nicht, daß sie Ihnen davongelaufen war. Entschuldigen Sie bitte, so habe ich das nicht gemeint. Aber ich hatte wirklich keine Ahnung! Und Sie haben mich ja auch nicht gefragt! Erst heute morgen, als ich erfuhr, und Frau Uhlenhorst sagte...«
    »Gut, schön, vielmehr schlecht, jedenfalls... ich verstehe schon!« unterbrach sie Till Torsten. »Ich danke Ihnen, auf Wiedersehen, leben Sie wohl!«
    Er schubste das junge Ding energisch aus dem Flur hinaus, warf die Türe ins Schloß, raste ins Badezimmer, begann sich zu rasieren, schnitt sich natürlich vor Aufregung heftig in die Wange, zog sich in fliegender Hast an, rannte aus dem Haus und zu seinem Wagen und brauste davon, Richtung Oberkassel.
    Wenn Till Torsten in einer normalen Verfassung gewesen wäre, wenn er sich nur fünf Minuten Zeit genommen hätte, vernünftig nachzudenken, so wäre ihm das Unsinnige seines Tuns sicherlich zum Bewußtsein gekommen. Selbst wenn Gabriele tatsächlich gestern nachmittag in der Wohnung von Hein Grotius verschwunden war, so war damit doch keineswegs gesagt, daß er sie heute morgen noch dort finden würde, im Gegenteil, diese Annahme entbehrte jeder Wahrscheinlichkeit. Aber Till Torsten dachte nicht nach, überlegte auch nicht eine Sekunde, sondern reagierte einfach männlich, wie ein gereizter Stier. Daß seine an sich wahnwitzige Annahme, Gabriele habe die Nacht bei Hein Grotius verbracht, zufällig doch in gewisser Weise der Wahrheit entsprach, machte seinen Gefühlsgang — von einem Gedankengang konnte kaum die Rede sein — wenigstens im Ergebnis einigermaßen vernünftig.
    An der Tür von Hein Grotius klingelte Till Sturm, immer wieder und rücksichtslos, bis ihm der Wohnungsinhaber verschlafen, barfuß und im Pyjama, öffnete.
    »Sie wünschen?« fragte er gähnend.
    »Herr Grotius«, rief Till Torsten aufgeregt und hielt ihm die riesige Schachtel mit dem Brautkleid entgegen.
    »Ich muß Sie leider enttäuschen«, unterbrach Hein Grotius und wollte die Türe wieder schließen, aber Till Torsten hatte rasch seinen Fuß dazwischengestellt. »Nein, nein, geben Sie sich keine Mühe, es hat keinen Zweck, bestimmt nicht! Ich kaufe nichts, ich habe alles, was ich brauche, nur kein Geld!«
    »Herrgott!« brüllte Till Torsten. »Was reden Sie denn da?! Ich will Ihnen doch nichts verkaufen!«
    »Nein...?«
    »Nein! Ich will meine Braut! Ich will wissen, wo meine Braut ist!«
    »Ja, mein lieber Mann«, sagte Hein Grotius verständnislos, »woher soll ich denn das wissen?«
    »Ach, stellen Sie sich doch nicht dumm! Ich weiß genau...« Till Torsten mußte Atem holen, um in der gleichen Lautstärke weiterbrüllen zu können.
    Hein Grotius, der unentwegt von einem Fuß auf den anderen getreten war und den jeweils hochgezogenen an seinem anderen Bein gerieben hatte, um ihn zu wärmen, benutzte die kleine Pause und fragte freundlich: »Es ist Ihnen nicht

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