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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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ganz gut, nicht wahr? Bißchen verkatert, was? Scheußlicher Zustand, ich kenne das!«
    Ganz plötzlich ging es Till Torsten auf, daß die Ahnungslosigkeit von Hein Grotius tatsächlich echt und nicht gespielt war, und im selben Moment wurde ihm das Unsinnige seines ganzen Vorgehens beschämend klar. Er kam sich ausgesprochen dumm und albern vor. »Entschuldigen Sie, bitte«, murmelte er, »es ist natürlich möglich, daß...«
    »Na also!« Hein Grotius wollte die Wohnungstür diesmal endgültig schließen, Till Torsten hatte seinen Fuß schon zurückgezogen, da geschah etwas, das Till Torstens schlimmste Befürchtungen als unumstößliche Wahrheit erscheinen ließ — Gabriele, Gabriele höchstpersönlich kam, Heins viel zu große Pantoffeln an den Füßen und in seinen viel zu großen Bademantel gehüllt, ahnungslos und frisch gewaschen vom Badezimmer her auf den Flur.
    Mit einem Satz — vergebens warf sich Hein Grotius gegen die Türe — war Till Torsten jetzt in der Wohnung und schrie empört: »Da ist sie ja! Gabriele!«
    Vor Schreck erstarrt blieb Gaby stehen.
    »Hier also hast du die Nacht verbracht!« brüllte Till Torsten, mit der ganzen Kraft seiner gekränkten Mannesehre. »Hier also, in der Wohnung eines wildfremden Mannes! In seinem Bett vielleicht sogar! Schämst du dich denn nicht, du... du Verworfene?«
    »Till!« rief Gabriele flehend. »Bitte, Till...!«
    »Aber was weiß ich denn, ob er dir fremd ist! Woher soll ich denn wissen, wie lange das zwischen euch schon geht?«
    »Oh, Till, bitte, laß mich doch erklären!«
    »Spar dir deine Lügen, hörst du? Herrgott, was war ich für ein Trottel! Ich habe an deine Liebe geglaubt, an deine Treue, deine Unschuld, ich Idiot! Und was habe ich von dir bekommen? Lügen, Lügen, nichts als Lügen!«
    »Aber Till, bitte, hör mich doch an! Alles ist doch ganz anders, als du jetzt denkst!«
    »Ich muß meinem Schöpfer auf Knien danken, ja, auf Knien danken muß ich ihm, daß er mir noch rechtzeitig dein wahres Gesicht enthüllt hat, du leichtfertiges, lockeres Wesen, du!«
    »Ich muß doch sehr bitten, mein Herr!« erklärte Hein Grotius mannhaft. »Diese Dame steht unter meinem Schutz!«
    »Auch das noch, wie? Das muß ich mir bieten lassen, von Ihnen, ausgerechnet von Ihnen! Sie haben noch die Stirn, sich hier einzumischen!? Sie Schuft! Sie Mädchenverführer, Sie!«
    »Nun reicht es mir aber! Raus!« schrie Hein Grotius jetzt, und seine geschulte Stimme erschallte in einer Lautstärke, gegen die Till Torstens Gebrüll nicht mehr als ein heiseres Flüstern war. »Nichts wie raus, sage ich Ihnen!«
    Er warf sich auf Till Torsten und versuchte, ihn aus der Wohnung zu drängen, aber er war, im Schlafanzug, mit bloßen Füßen, entschieden im Nachteil, und Till Torsten machte keine Anstalten, auch nur einen Schritt von der Stelle zu weichen.
    »Ich gehe, wann ich will, und ich gehe von selber!« Er hatte eingesehen, daß er gegen die Stimmgewalt von Hein Grotius auf keinen Fall ankommen konnte und zwang sich deshalb zu einem normalen Konversationston, der seine Worte noch ätzender und verletzender erscheinen ließ. »Hier ist dein Brautkleid!« Er warf die riesige Schachtel verächtlich und blindlings in den Flur. »Vielleicht hast du anderweitig Verwendung dafür! Vielleicht findest du doch noch einen Irrsinnigen, der verrückt genug ist, dich zu heiraten!«
    »Aber Till! Nun hör doch mal...«, versuchte es Gaby wieder kläglich.
    »Ich will nichts mehr hören, zwischen uns ist es aus! Aus! Schluß! Vorbei!« Till Torsten streifte den Verlobungsring, der seinen Bemühungen härtesten Widerstand entgegensetzte, mit Gewalt vom Finger und warf ihn seiner ehemaligen Braut vor die Füße. »Viel Glück auf deinem ferneren Lebensweg!« erklärte er noch mit beißendem Spott, dann drehte er sich um, knallte die Türe hinter sich ins Schloß und war verschwunden.
    Schluchzend warf sich Gabriele in die Arme von Hein Grotius, der der Rolle eines Trösters völlig gewachsen war.

XIX

    Liselotte hatte inzwischen ihren Arbeitsplatz mit Irene, einer Verkäuferin aus dem Hauptgeschäft, gewechselt. Sie hatte Irene hastig, aber gründlich über Till Torsten informiert, den Herrn, dem sie um keinen Preis Auskunft über ihren Verbleib geben sollte. Irene hatte versprochen, ihr Bestes, aber wirklich ihr Allerbestes in dieser Hinsicht zu tun, und Liselotte kannte Irene und wußte, daß sie nicht nur gutwillig und zuverlässig, sondern in ihrer kühlen Art auch den

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