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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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schwierigsten Situationen gewachsen war. Liselotte konnte aufatmen, das schlimmste war abgewendet. Sie vermochte freilich nicht zu verhindern, daß aus diesem Aufatmen etwas wurde, das eher einem schmerzlichen Seufzer glich.
    »Das ist er!« flüsterte Evi rasch ihrer neuen Vorgesetzten zu, als Till Torsten in den Laden gestürmt kam.
    »Raus mit dir!« flüsterte Irene ebenso rasch zurück, und Evi verschwand schleunigst im Hinterzimmer.
    »Liselotte...!« rief Till Torsten, der noch immer gut in Fahrt war und sich unterwegs Wort für Wort zurechtgelegt hatte, was er Liselotte alles sagen, wie er ihr die neue Situation erklären und sein schwer verwundetes Herz zu Füßen legen wollte.
    »Liselotte...!«
    Jetzt erst erkannte er im Dämmerlicht des kühlen Ladens, daß nicht Liselotte, sondern eine wildfremde, hochblonde und sehr unnahbare junge Dame hinter der Theke stand.
    »Sie wünschen, mein Herr?« erkundigte sie sich, ohne über Till Torstens merkwürdige Einführung auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Ich, ich wollte nur...«, stotterte er, völlig aus der Fassung gebracht.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Geben Sie mir ein paar von den... von den...«, stammelte Till Torsten und zeigte wahllos in den Blumenflor. Seine Verblüffung, sein Schock, war zu stark gewesen, als daß er sich so schnell davon hätte erholen können.
    »Von den roten Nelken?« fragte Irene mit liebenswürdiger Kälte und machte sich schon daran, die Blumen einzeln aus der Vase zu ziehen. »Wieviel dürfen es sein?«
    »Ich... ich...«
    »Zwölf Stück machen sich am besten«, erklärte die Verkäuferin, »oder wünschen der Herr vierundzwanzig?«
    »Nein!« rief Till Torsten. »Nein! Zwölf Stück genügen!«
    Irene schlug die Nelken rasch und gewandt in ein Seidenpapier, steckte es oben mit einer Nadel zusammen und überreichte Till Torsten den Strauß. »Bitte sehr, mein Herr!«
    Till Torsten nahm die Blumen, zahlte und wandte sich zögernd zur Ladentür, aber dann drehte er sich mit plötzlichem Entschluß noch einmal um. »Bitte, seien Sie doch so gut und sagen Sie mir, wo ich Fräulein Klaus jetzt erreichen kann!«
    »Fräulein Klaus?« fragte Irene zurück, in einem Ton, als wenn sie diesen Namen noch nie im Leben gehört hätte.
    »Ja! Die Dame, die mich sonst hier immer bedient hat!«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Sie sind doch heute zum erstenmal hier, nicht wahr?«
    »Das ist zweifellos zutreffend.«
    »Und vor Ihnen hat eine andere junge Dame hier bedient!«
    »Das möchte ich annehmen.«
    »Das wissen Sie doch! Diese junge Dame war Fräulein Klaus, Liselotte Klaus, nach der ich mich erkundigt habe!«
    »Ach so!«
    »Und ich möchte gerne wissen, wo sie jetzt ist, verstehen Sie?«
    »Tut mir leid, mein Herr, aber darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben.«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber Sie werden mir doch sagen können, wo...«
    »Leider nein!«
    »Aber hören Sie...«
    »Wirklich nicht, mein Herr, ich weiß es nicht. Bei uns arbeitet kein Fräulein Klaus.«
    »Bitte, dann sagen Sie mir doch wenigstens, wo ich es erfahren könnte!«
    »Ja, warten Sie mal... vielleicht beim Einwohnermeldeamt!? Das hat natürlich nur dann Sinn, wenn Sie sicher sind, daß sie noch in Düsseldorf wohnt!«
    »Wieso!? Sie wollen sagen, sie sei... fort?«
    »Mein Herr, wie oft soll ich Ihnen noch erklären, daß ich es nicht weiß. Ich habe keine Ahnung!«
    Auge in Auge standen sich Till Torsten und die hochblonde Irene gegenüber, er starrte sie so drohend und so suggestiv an, wie er es vermochte, aber sie begegnete seinem Blick mit eisiger Gelassenheit.
    »Na, denn nicht!« rief er wütend, drehte sich auf dem Absatz um und warf die Ladentür hinter sich zu.
    Er hörte nicht mehr Irenes unterdrücktes, aber herzliches Lachen, nicht mehr Evis aufgeregtes Kichern, kam auch nicht auf den Gedanken, daß die »unverschämte Person«, wie er sie in Gedanken titulierte, augenblicklich zum Hörer griff, um Liselotte im Hauptgeschäft schleunigst über seinen Besuch zu informieren.
    Er stürmte zu seinem Wagen, öffnete den Schlag, aber ehe er noch einstieg, besann er sich und entledigte sich der kostbaren, eben erstandenen Nelken. Er warf sie in den nächsten Papierkorb.
    Ein kleines, sehr schmutziges und sehr pfiffiges Jüngelchen hatte dieses Manöver beobachtet, vorsichtig wartete es ab, bis Till Torstens Auto auf und davon war, dann stürzte es sich auf den Papierkorb wie ein Raubvogel auf ein nichtsahnendes Kaninchen, angelte den

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