Mit einem Kuss find alles an ...
da Mitternacht nahte und die Partygäste sich beeilten, rechtzeitig ihre Champagnergläser aufzufüllen.
„Du hast Liebe und Gehorsam geschworen, und trotzdem versuchst du erneut, dich mir zu widersetzen“, schalt Massimo.
Die Feiernden stimmten lautstark und einstimmig einen Countdown zum Jahreswechsel an. „Zwölf!“
„Dafür wirst du jetzt büßen.“
„Elf!“
Er zog Lucy so eng an sich, als gäbe es die Welt um sie herum gar nicht.
„Zehn!“
Sie erzitterte, als sie seinen harten Körper an ihrem spürte. „Nein! Bitte …“
„Neun!“
Er lehnte die Wange an ihre.
„Acht!“
Er flüsterte ihr ins Ohr: „Du hast mich herausgefordert.“
„Sieben!“
„Du reizt mich.“
„Sechs!“
„Du faszinierst mich.“
„Fünf!“
Lucy blickte ihrem frischgebackenen Ehemann ins Gesicht. „Aber ich will keinen …“
„Vier!“
Er hob ihr Kinn, senkte den Kopf. „Was?“
„Drei!“
Ihre Brüste schwollen, verlangten nach seiner Berührung. „… keinen Kuss.“
„Zwei!“
Seine Lippen berührten ihre, sandten eine Woge des Verlangens von ihrer Zungenspitze bis zum Zentrum der Lust.
„Eins!“
Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Scheinehe auf diese Weise begann. Wohin sollte das führen?
„Prost Neujahr!“
Die Suite hallte wider von Jubelrufen. Gläser klirrten. Die Gäste warfen ihre Partyhüte hoch und fielen einander in die Arme. Das Streichquartett stimmte Auld Lang Syne an.
Und der dunkle Fürst küsste seine Prinzessin.
Lucy versuchte vergeblich, ihn an den Schultern von sich zu stoßen. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, feuriger, bis sie matt an seine Brust sank. Er legte ihr die Hände auf die Hüften, drückte sie fest an sich.
Seine Liebkosung jagte eine Welle der Lust durch ihren Körper. Sie vergaß die fröhliche Gesellschaft um sie her, vergaß die Senatoren und Starlets.
Vergaß die dreißig Millionen Dollar. Vergaß, dass sie sich geschworen hatte, sich nie wieder auf einen Mann einzulassen.
Sie wusste nur noch, dass es so vorherbestimmt war. Es war ihr Schicksal, Massimos Frau zu sein …
Eine Ewigkeit – oder nur eine Sekunde? – später wich er zurück und schaute ihr in die verklärten Augen.
„Sì, cara, sì“ , flüsterte er. „Jetzt gehörst du mir.“
Endlich gehört sie mir.
Der private Gulfstream IV, eine große zweistrahlige Maschine, setzte zum Landeanflug auf den Flughafen von Mailand an. Massimo schloss den Laptop und musterte seine Braut. Sie schlief auf dem weißen Ledersofa ihm gegenüber, mit ihrem schlummernden Baby in den Armen.
Lucia Ferrazzi. Wie durch ein Wunder hatte er sie gefunden, und der Ehevertrag garantierte, dass sie und ihr Kind ihr Leben lang gut versorgt waren. Er musste sich nie wieder mit Schuldgefühlen plagen und konnte sich schon bald völlig frei fühlen.
Und der Tag der Abrechnung mit ihrem Großvater war zum Greifen nahe. Giuseppe Ferrazzi sollte den Rest seines Lebens – wie kurz es auch sein mochte – in dem Wissen verbringen, dass er alles verloren hatte. Seine kostbare Firma ebenso wie seine Enkeltochter.
Der alte Mann würde bald erfahren, dass seine Enkelin lebte und er eine Urenkelin besaß. Doch er sollte keine von beiden je zu Gesicht bekommen. Er sollte mittellos sterben. Und allein. Wie er es nicht anders verdiente.
Massimo verzog die Lippen zu einem Lächeln und betrachtete weiterhin seine Braut. Ihr Pferdeschwanz hatte sich in wilde Locken aufgelöst. Sie trug keine Brille, und ihr ungeschminktes Gesicht leuchtete wie feines Porzellan.
Sie hatte etwas Besonderes an sich. Eine gewisse Klasse unter der schäbigen Kleidung. Eine stählerne Stärke, eine sanfte Verletzbarkeit. Sie war anders als die übrigen Frauen seiner Bekanntschaft.
Und dann der Kuss …
Versonnen berührte er seinen Mund. Noch immer glaubte er, ihre zitternden Lippen an seinen zu spüren, ihren anfänglichen Widerstand und schließlich die Hingabe, mit der sie sich in seine Arme geschmiegt hatte.
Er atmete tief durch und genoss die Vorfreude. Die Aussicht auf einen Akt der Verführung hatte ihn seit langer Zeit nicht mehr so stark erregt.
Vielleicht hätte ich weitere Zärtlichkeiten einfordern sollen, an statt gleich zum Flughafen aufzubrechen …
Nachdenklich strich er sich über das Kinn. Nein, dazu war es noch zu früh. Bei der Verführung wie im Geschäft war das Timing sehr wesentlich.
Doch er begehrte Lucia. Und deshalb wollte er sie unbedingt haben. Warum auch nicht? Warum dem ganzen Unterfangen nicht
Weitere Kostenlose Bücher