Mit einem Pferd durch dick und dünn
Fahrbahn.
„Verflixt, ist das glatt!“ schimpfte Florian. Bongo hatte sich um ein Haar auf sein dickes Hinterteil gesetzt. „Die armen Autofahrer tun mir leid.“
„Das ist der Wind, der hier oben ständig über die Straße streicht und den Schnee zu einer spiegelglatten Fläche poliert“, meinte Daniel. „Siehst du die Schleuderspuren da unten? Da hat’s schon einen erwischt.“
Da näherte sich auch schon ein Autofahrer. Nichtsahnend brauste er mit seinem roten VW den Berg hinauf, um gleich darauf in Kreiselbewegungen auf der anderen Seite wieder hinabzuschlittern . In der Kurve angekommen, sauste der Wagen direkt in den dichtverschneiten Straßengraben und war bis hin zu den Fenstern verschwunden. Flupp — es war, als fiele ein dicker Klecks Erdbeermarmelade in eine Schüssel Quarkspeise. Die Freunde folgten mit weitaufgerissenen Augen dem Schauspiel.
Uiuiui — und wieder näherte sich ein Brummen. Ein aprikosengelber Fiat tauchte auf der Höhe auf, trudelte den Berg hinab und legte sich dazu.
„ Wißt ihr, was ich denke?“ fragte Florian.
„Klar“, sagte Bille. „Wir kommen heute nicht mehr bis an den Strand.“
Schon drehte sich der nächste den Hang hinunter. Diesmal war’s Kalle Jakobsen , der fuhr sowieso immer viel zu schnell. Sein blauer Kombi sah wie ein großer Tintenklecks im Schneeberg aus.
„Jetzt fehlt nur noch ’n Grüner“, meinte Bettina versonnen und sprach damit aus, was die anderen dachten.
Die Besitzer der im Schnee versunkenen Wagen krabbelten mühsam aus ihren Autos und diskutierten heftig über ihr Mißgeschick . Ratlos standen sie um die ineinander verkeilten Wagen herum.
Der nächste Kandidat war nicht grün, sondern silbergrau, ein schwerer Mercedes, der den Hang eigentlich ohne Schwierigkeiten hätte bewältigen können, hätte er nicht so fasziniert auf den bunten Blechhaufen im Schnee gestarrt. Sachte bewegte sich das Hinterteil des großen Silbergrauen im Kreise und setzte sich behäbig in den Graben zu den übrigen.
„Nur Kino ist schöner!“ sagte Simon andächtig.
„Wir sollten ein Geschirr und Zugseile holen“, meinte Bille und schaute die Straße hinauf, ob nicht noch einer käme. Aber nichts geschah.
„Ja, das sollten wir“, murmelte Daniel nach einer Weile und beobachtete schmunzelnd, wie die Autofahrer sich allmählich in die Wolle kriegten, da jeder versuchte, dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Hinter dem Hang näherte sich ein aufgeregt hoher Summton. Das Vorderrad eines Mopeds schob sich über die Kuppe, dahinter ein rundes, rotes Gesicht, überragt von einem hohen Einkaufskorb voller Lebensmittel.
„Die dicke Ilse!“ flüsterte Florian, atemlos vor Spannung.
Die dicke Ilse riß Mund und Augen auf, als sie die bunte Autopracht am Fuß des Hanges sah. Und als könne es gar nicht anders sein, segelte sie — magisch angezogen — auf den bunten Blechhaufen zu.
Es gelang ihr zwar, im letzten Augenblick zu bremsen, aber was sie nicht bremsen konnte, war der Korb. Der schoß über ihren Kopf hinweg und sein Inhalt verteilte sich gleichmäßig auf die im Schnee versunkenen Wagen. Salatblätter legten sich auf glänzende Autodächer, gefolgt von Tomaten und einem Regen aus Reis und Zucker. Eine Mehltüte zerplatzte, Milch tropfte in kleinen Bächen über Windschutzscheiben, Heidelbeermarmelade überzog das Ganze gleichmäßig mit Tintenspritzern. Zum Schluß hüpften ein Dutzend Eier aus dem Korb, wie Küken aus dem Hut eines Zauberers, und versahen das Bild mit einer wirkungsvollen gelben Glasur.
Bille und ihre Freunde waren nahe daran zu applaudieren.
„Jetzt müssen wir aber was tun“, meinte Bettina und rührte sich nicht von der Stelle. „Wer geht?“
„Ja, wir müssen wirklich helfen, sonst werden sie sauer, daß wir hier rumstehen und glotzen.“
Daniel trieb Asterix am Straßenrand entlang den Hang hinunter. Hier war es weniger glatt, aber der große Schimmel bewegte sich vorwärts, als hätte man ihm Schlittschuhe unter die Hufe geschnallt.
„Okay“, sagte Bille. „Wer begleitet mich? Ich hole das Geschirr und die Seile. Einer von euch sollte sich oben an der Straße aufstellen und die Autofahrer warnen. Ich werde von Willmsdorf aus in Wedenbruck auf der Polizeistation anrufen, erzählen was hier los ist, und sie bitten, einen Streuwagen zu schicken.“
„Ich komme mit dir.“ Bettina wendete Sternchen und sie überquerten vorsichtig die Straße.
Eine halbe Stunde später kamen sie zurück und waren
Weitere Kostenlose Bücher