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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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Bus kommt, steigt sie ein und kauft sich eine Fahrkarte. »Mit dem Bus nach Süden komme ich doch zum Broadmoor-Resort, oder?«, fragt sie die Busfahrerin, eine Schwarze mittleren Alters, die lediglich wortlos nickt.
    Es sitzen nicht viele Fahrgäste im Bus. Egal, in welcher Stadt, es scheinen immer dieselben Leute zu sein, die mit dem Bus unterwegs sind: Arme, die kein eigenes Auto besitzen, Teenager und Behinderte, die wahrscheinlich selbst nicht fahren können. Katie sitzt in der Mitte auf einem Fensterplatz und kommt sich unglaublich tapfer und interessant vor. Ein Mädchen auf dem Weg zu einem Abenteuer. In ihrem Rucksack steckt ein Zeitungsartikel mit Informationen und der Adresse der Blumenausstellung, für den Fall, dass sie sich verirrt. Sie kann es kaum erwarten.
    Am Busbahnhof in der Innenstadt treiben sich jede Menge obdachloser Männer herum. Katie entdeckt eine ältere Frau, an deren Fersen sie sich heftet, so als wäre sie ihre Mutter oder Tante oder so – ein Trick, den ihr Dad ihr beigebracht hat. Sie hat auch gelernt, dass man am besten ältere Frauen nach dem Weg fragt oder sich im Bus neben sie setzt, wenn ein Platz frei wird. Die Rasse spielt keine Rolle – egal, ob weiß oder schwarz oder Navajo-Indianerin: In der Nähe alter Frauen kann man sich sicher fühlen.
    Sie steigt in den nächsten Bus und denkt an Lily, die weit weg in Texas bei ihrem Vater ist. Ein Anflug von Traurigkeit überkommt sie. Wieso dürfen alle ihren Vater sehen, nur sie nicht? Sie schiebt das Gefühl beiseite und zeigt dem Busfahrer die Anzeige der Blumenausstellung. »Wie komme ich da hin?«
    Er ist mittleren Alters mit Bürstenhaarschnitt und einem Kaugummi im Mund, wie ein Polizist. »Setz dich auf den Platz direkt hinter mir. Ich sage dir, wo du aussteigen musst.«
    Der Bus fährt quer durch ein nobles Stadtviertel, und Katie betrachtet bewundernd die von riesigen Gärten umgebenen Villen, ehe sie auf eine große Hotelanlage mit den Bergen im Hintergrund zufahren. »Hier ist es, Mädchen«, sagt der Busfahrer. »Du musst …«
    Aber Katie hat die Hinweisschilder längst gesehen. »Ja, ich sehe es!« Sie springt auf. »Danke!«
    Sie rückt ihren Rucksack zurecht und hastet auf den Eingang zu. Selbst aus zehn Metern Entfernung sieht sie bereits die Blumen hinter der Tür. Ihr Herz beginnt vor Freude zu hämmern, und sie kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Frau am Eingang verkauft ihr eine Eintrittskarte. »Da hat aber jemand mal gute Laune«, meint sie. »Normalerweise verirren sich nicht viele junge Leute hierher.«
    Katies Blick hängt wie gebannt auf dem Saal hinter der Tür. »Ich freue mich schon seit Wochen darauf«, erwidert sie, nimmt ihre Eintrittskarte entgegen und verstaut sie sorgfältig in ihrem Rucksack.
    Und dann fühlt sich ihr Herz mit einem Mal an wie ein mit Helium gefüllter Ballon, und sie scheint förmlich durch die Ausstellung zu schweben. Überall Blumen, darunter auch welche, die eine Auszeichnung erhalten haben und mit großen Schleifen geschmückt sind. Kleine Kärtchen verraten die Gattung sowie den lateinischen und – zum Glück – den landläufigen Namen. Sie zieht ihr Notizbuch heraus und notiert sich die Bezeichnungen der schönsten Blumen – das würde ihr helfen, sich alles zu merken, was sie über Gärten gelernt hat, meint Lily. Sie verliebt sich in eine Rose, die wie eine Fee in einem Rock aus duftig roter, gelber und silberfarbener Seide aussieht. Als Nächstes verliert sie ihr Herz an die bunten Chrysanthemen und an die Orchideen mit ihren Blüten, die wie Schmetterlinge aussehen, die jeden Moment mit den Flügeln schlagen und durch den Raum schweben wollen.
    Doch der eigentliche Grund, weshalb sie hergekommen ist, sind die Dahlien. Als sie die preisgekrönte Sorte findet – eine pfirsich-roséfarbene Schönheit, deren Blüten größer sind als ihr eigener Kopf –, bricht sie in Tränen aus. Eine grauhaarige Frau neben ihr sieht sie an. »Das ist unglaublich, was?«
    Katie kann nur nicken. In diesem Augenblick spielt es keine Rolle, dass sie bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt. Allein dieser Anblick ist es wert.
    Sie schlendert weiter herum, macht sich Notizen, fertigt Skizzen an. Sie stellt Fragen und merkt, dass die Leute nur darauf warten, ihr ihre Zuchtgeheimnisse zu verraten. Es ist, als wäre sie mitten in einen Stamm ganz besonderer Menschen mit einer Sprache geraten, die nur Eingeweihte verstehen. Vielleicht ist ja genau das die Welt, in die sie gehört,

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