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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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sein.
    Als ich vor dem Hotel anhielt, stand sie gegen die Hotelwand gelehnt in der Sonne – ihre Haut schimmerte golden im Sonnenschein, ebenso wie ihr dichter Haarschopf. In der Hand hielt sie einen Karton mit bunten Blumen, die sie mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit, Bewunderung und blanker Freude betrachtete.
    »Steig ein«, sagte ich zu ihr. Mit gesenktem Kopf verfrachtete sie den Karton vorsichtig auf den Rücksitz, ehe sie auf den Beifahrersitz neben mich rutschte.
    Lange Zeit schwiegen wir. »Danke, dass du mich abholst«, sagte sie dann. »Ich wäre ja mit dem Bus gefahren, aber ich wollte nicht, dass die Blumen kaputtgehen.«
    Ich nickte und presste die Lippen aufeinander, um zu verhindern, dass ich etwas sagte, das mir später leidtat. »Dir ist klar, dass ich mir schreckliche Sorgen um dich gemacht habe, oder?«, stieß ich schließlich hervor. »Ich habe dich nirgendwo gefunden und wusste nicht, wo du bist. Ich habe mir die schlimmsten Dinge ausgemalt.«
    »Was denn?« Sie gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Es ist ja nicht so, dass hinterm Haus ein reißender Fluss fließt oder gefährliche Gangs durch die Straßen ziehen.«
    Ich sah sie an. Wieder einmal wurde mir bewusst, in welcher Welt sie bis vor Kurzem gelebt hatte. »Ein einziger Mensch mit bösen Absichten reicht schon, Katie.«
    »Ich weiß.« Sie rutschte ein Stück tiefer auf dem Sitz.
    »Wieso hast du mir nicht wenigstens einen Zettel hingelegt? Das tust du doch sonst auch immer.«
    »Weil ich sauer war, okay? Du hast mich im Stich gelassen, obwohl mir die Blumenausstellung so wichtig war.«
    »Es geht aber nicht immer nur um dich, Katie! Es gibt nun mal eine Menge, worum ich mich kümmern muss. Und es war nur eine Blumenausstellung und nicht deine einzige Chance, aufs College zu gehen.«
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Für mich war es aber wichtig«, erklärte sie trotzig.
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Ich befahl ihr, die Blumen in den Schatten auf die Veranda zu stellen, und schickte sie in ihr Zimmer. Merlin leckte ihr freudig das Gesicht und folgte ihr schwanzwedelnd nach oben. Ich könnte schwören, dass er sich auf halbem Weg umdrehte und mir einen konspirativen Blick zuwarf.
    Als der Teig fertig ist, lege ich ihn in eine mit Öl bestrichene Schüssel, decke ihn mit einem feuchten Leinentuch ab und setze Kaffee auf. Ich bin hin- und hergerissen. Sag es ihr. Sag es ihr nicht. Sag es ihr. Sag es ihr nicht.
    Hin, her, hin, her.
    Kurz vor fünf Uhr früh kommt sie die Treppe herunter. »Kann ich dir helfen?«, fragt sie. Sie ist zahm wie ein Lamm.
    »Nein, danke.«
    Sie beugt sich über die Arbeitsfläche. »Was ist das?«
    »Haferflocken, Vollkornweizen und Sonnenblumenkerne.«
    »Oh.« Sie kaut auf der Innenseite ihrer Wange herum. »Ich habe schlecht geträumt. Von meinem Dad.«
    Leises Unbehagen breitet sich im Raum aus. »Was für ein Traum?«
    »Ich habe geträumt, dass er tot ist. Dass er nicht mehr leben wollte.«
    Sag es ihr. Sag es ihr nicht.
    Mit großer Sorgfalt forme ich die Laibe, drehe sie auf der Arbeitsplatte hin und her, den Blick fest auf die mehlige Oberfläche gerichtet. »Mmm.«
    »Ich habe Angst davor, ihn zu sehen«, fährt sie fort und verlagert abwechselnd das Gewicht von den Außenkanten ihrer Füße auf die Fersen, dann auf die Fußsohlen und wieder auf die Außenkanten, während sie mit der linken Hand ihr rechtes Handgelenk umklammert. »Als ich klein war, gab es mal einen Mann mit sehr schlimmen Verbrennungen, vor dem ich immer große Angst hatte.«
    »Das wusste ich ja gar nicht«, sage ich. »Erzähl mir von ihm. Wie alt warst du damals?«
    Sie zuckt die Achseln. »Keine Ahnung. Fünf oder sechs. Er hat immer im Laden neben unserem Haus eingekauft. Seine Haut war ganz rosa und sah aus, als wären die Muskeln über der Haut statt darunter, verstehst du, wie ich meine?«
    Ich nicke. Einen Moment lang halte ich inne.
    »Er hatte auch keine Haare mehr, keine Augenbrauen, gar nichts. Und er trug immer eine Sonnenbrille. Wahrscheinlich weil seine Augen ganz schlimm aussahen. Aber das Schlimmste war, dass er keine Nase mehr hatte. Das war echt krass.« Sie hält inne. »Ich dachte, er sei ein Monster, und habe jedes Mal geweint, wenn ich ihn gesehen habe. Was ist, wenn mein Dad genauso aussieht?«
    Ich hole tief Luft und gebe die einzige richtige Antwort. »Du wirst wissen, was du tun musst.«
    Ihre Füße kommen zum Stillstand, und sie faltet die Hände. »Ich pflanze jetzt meine

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