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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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und Löffel und sonstige Utensilien hin und her und lacht mit den beiden anderen Frauen. Obwohl es mitten in der Nacht ist.
    Eine qualvolle Minute lang denkt Katie an ihre Mutter. Daran, wie sie ausgesehen hat. Vor zwei Wochen. Vor drei. In letzter Zeit war ihr Gesicht von Pusteln und offenen Wunden übersät gewesen, von denen eine sogar zu eitern begonnen hatte. Katie hatte ihre Mutter ins Badezimmer geschleppt und Wasserstoffperoxid auf die Stelle gegeben. Am nächsten Tag war es ein kleines bisschen besser gewesen. Aber ihre Mutter war so dürr, dass man sogar die beiden Knochen in ihren Unterarmen erkennen konnte. Und ihre Brüste waren ebenfalls verschwunden. Sie wollte nur eines – immer mehr Stoff. Immer mehr.
    Katie merkt, dass sie sich schon wieder die Innenseite ihrer Wange aufgebissen hat, und zwingt sich, damit aufzuhören. Ihre Mom wird wieder gesund. Sie hat auch schon vorher einen Entzug gemacht. Katie erinnert sich, wie hübsch sie früher ausgesehen hat, wenn sie sich die Haare gemacht und Lippenstift aufgelegt hatte. Oder auch in ihrem Uniformkostüm.
    Sie entspannt ihre Hände und dreht sich nach Merlin um, der irgendwo im Garten herumschnüffelt.
    Ramona hat sie gefragt, wo sie Merlin gefunden hätte, dabei war es genau andersherum. Wenige Stunden nach der Verhaftung ihrer Mutter hatte er einfach auf der Veranda gestanden. Katie hatte die Polizisten auf das Haus zukommen sehen und war durch die Hintertür nach draußen geflüchtet, damit sie sie nicht schnappen und ins Heim stecken konnten. Bei ihrer Rückkehr war das Haus leer gewesen. Sie hatte solche Angst gehabt, ganz allein in diesem stockdunklen Haus ohne Strom und mit nichts als einem Laib Weißbrot und einer Dose Wiener Würstchen, die sie von den Pennys gekauft hatte, die sie in den Rinnsteinen zusammengeklaubt hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie machen, wohin sie gehen sollte.
    Und dann hatte Merlin auf einmal auf der Veranda gestanden, war herübergetrottet und hatte ihr die Tränen vom Gesicht geleckt, wie ein Engel oder so. Sie hatte die Dose aufgemacht, und er hatte ein Würstchen gefressen, sehr höflich und wohl erzogen, dann einen Bissen Brot, und er hatte Wasser aus der Toilette getrunken. Sie war davon ausgegangen, dass er danach wieder verschwinden würde, zurück zu den Obdachlosenquartieren in der Nähe der Bahngleise, aber er war geblieben. Mit einem Seufzer hatte er sich neben ihr zusammengerollt und war eingeschlafen. Und es hatte ihn noch nicht einmal gestört, dass sie die Arme um ihn legte.
    Jetzt buddelt er ein wenig in den Blumenbeeten, wovon Ramona bestimmt nicht sonderlich begeistert sein wird, also geht sie hinüber und zieht ihn am Halsband weg. »Komm, Merlin, ich will zurück ins Bett.«
    Er schnaubt und niest und rammt die Beine in den Boden. Er will noch nicht gehen. »Merlin!«, schreit sie ihn an. »Los, komm!«
    Er rührt sich nicht vom Fleck.
    Hinter ihr geht eine Tür auf. »Katie?«, ruft Ramona. »Alles in Ordnung?«
    »Nein. Er will nicht reinkommen.«
    »Ist schon gut. Ich passe auf ihn auf und bringe ihn rein, wenn er fertig ist. Geh zurück ins Bett.«
    »Nein, ich habe ja gesagt, ich kümmere mich um ihn.«
    Ramona tritt heraus und wischt sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, das sie in ihren Gürtel gesteckt hat. »Ist okay, ehrlich. Wir haben gerade angefangen zu backen, deshalb bin ich sowieso wach. Du bist im Wachstum und brauchst deinen Schlaf.«
    Katie hat Angst, Ramona könnte den Arm um sie legen, aber sie tut es nicht. »Okay«, sagt sie. »Ich lasse meine Zimmertür offen.«

ZWÖLF
    Ramona
    I ch kehre in die Backstube zurück und behalte Merlin durchs Fenster im Auge. Er schlendert herum, schnüffelt den gesamten Garten ab und lässt sich schließlich mit gekreuzten Pfoten mitten auf dem Rasenstück nieder. Seine hellen Pfoten leuchten im Schein des Mondes.
    »Seit wann hast du denn einen Hund?«, erkundigt sich meine Bäckerin Jimmy, eine ernste junge Frau mit einer fast genauso großen Liebe fürs Brotbacken wie ich.
    »Er gehört Sofias Stieftochter.«
    »Süß.«
    »Ja«, bestätige ich und bestreiche die Laibe mit Öl, ehe ich sie beiseitestelle, damit sie noch ein wenig ruhen können. Automatisch richte ich den Blick auf die Uhr an der Wand. »Die hier sollten um fünf in den Ofen.«
    »Alles klar. Extra viel Dampf?«
    Ich nicke und sehe erneut aus dem Fenster, aber Merlin liegt nicht mehr im Gras. Ich lehne mich zur Seite, um zu sehen, ob er irgendwo am Zaun

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