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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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fünfzehn und im sechsten Monat schwanger. Ich hatte meinen Bauch so lange versteckt, wie es nur ging, und jeden Heiligen innigst um Hilfe angefleht, von dem ich glaubte, er könnte irgendetwas bewirken. Nicht, dass ich das Baby hätte loswerden wollen – nein, das wäre schließlich eine Sünde gewesen. Vielmehr hatte ich darum gefleht, wie durch ein Wunder meine Periode einsetzen zu lassen. In der Bibliothek hatte ich mich über pflanzliche Heilmittel kundig gemacht, es aber nicht über mich gebracht, sie in Eigenregie auszuprobieren. So wenig ich für die Kirche übrighatte, war meine Angst, eine Todsünde zu begehen, doch größer gewesen als die vor einem unehelichen Kind.
    Anfang Juni, gleich am ersten Tag nach Beginn der Sommerferien, brachte meine Mutter mich in ihrem Pontiac zu Tante Poppy. Wir redeten nicht viel. Sie rauchte eine Zigarette nach der anderen, L&M Menthol 100er mit dem weißen Filter in der grünen Schachtel. Ich kurbelte jedes Mal das Fenster herunter, trotzdem wurde mir pausenlos schlecht, also lehnte ich mich gegen den Türrahmen und spürte, wie meine Zähne von der Erschütterung klapperten. Wenigstens wurde in Poppys Haus nicht geraucht. Sie hatte schon vor ewigen Zeiten aufgehört.
    Poppy, die ältere Schwester meiner Mutter, lebte in einem Kaff zwischen Castle Rock und Denver am alten Littleton Highway. Ich war oft dort zu Besuch gewesen und hatte die Freiheiten genossen, wie sie nur in einem kinderlosen Haushalt existieren, ebenso wie Poppys laxe Erziehungsregeln und das Haus selbst mit seinen exotischen Reisesouvenirs – Elefantenfiguren, Ketten mit Glöckchen und bunt gemusterte Wandteppiche. Wir fuhren regelmäßig zu Cinderella City, ein großes Einkaufszentrum in Eaglewood, und spielten an lauen Sommerabenden in Castle Rock Minigolf, begleitet vom Zirpen der Zikaden.
    Trotzdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, einen ganzen Sommer dort zu verbringen, ganz allein, weit weg von meinen Freunden, meinen Schwestern, meinem Zimmer und meinen Katzen. Meine Mutter war stinksauer auf mich. Seit dem Tag, als sie mich in der Küche aufgehalten, mir eine Hand auf den Bauch gelegt und »Oh, Ramona, was hast du nur getan?« gesagt hatte, war so gut wie kein Wort mehr zwischen uns gefallen.
    In Castle Rock bogen wir von der Interstate ab. Ab und zu fuhr Poppy mit mir dorthin, damit wir im Drugstore einkaufen, im B & B Café zu Mittag essen und in dem winzigen, muffigen Supermarkt mit dem Holzboden Vorräte besorgen konnten. Im hinteren Teil des Ladens zerteilte der Metzger Fleischteile. Beim Anblick seiner blutigen Schürze wäre ich zwar jedes Mal am liebsten auf der Stelle zum Vegetarier geworden, aber Poppy meinte, er beherrsche sein Handwerk wie kein Zweiter, was man nicht von vielen behaupten könne. Außerdem gab es ein altmodisches Bekleidungsgeschäft – in dem ich, ich schwöre, kein einziges Mal einen Kunden sah – und eine Leihbibliothek, die im alten Schulgebäude untergebracht war.
    Acht Meilen westlich von Castle Rock lag Sedalia, das eigentlich noch nicht einmal die Bezeichnung »Stadt« verdiente. Es gab eine Tankstelle und ein Café an der Ecke, in dem sich reichlich schräge Gestalten wie Biker und dergleichen tummelten und das ich bisher noch nie ohne Begleitung eines Erwachsenen hatte betreten dürfen.
    Bei Johnson’s Corner bog man links vom Highway ab und fuhr an schmalen, von uralten Häusern gesäumten Straßen vorbei, bis man zu Poppys Anwesen gelangte – ein altes, zweigeschossiges Haus inmitten von weitläufigen Feldern. Poppy war an ein Gemeinschaftstelefon angeschlossen – ihr Rufton war einmal lang, einmal kurz, deshalb musste man genau hinhören, wenn es klingelte, wem der Anruf galt. Ich fand die Vorstellung toll, wie die Leute direkt nebenan sich über alle möglichen Dinge unterhielten, während wir gerade beim Abendessen saßen, Tee tranken oder Brot backten. Manchmal versuchte ich zu lauschen, aber die anderen schienen es jedes Mal mitzubekommen, wenn ich vorsichtig den Hörer abhob. Dann musste ich mich entschuldigen und behaupten, ich hätte gerade telefonieren wollen.
    Als meine Mutter den Kiesweg entlangfuhr, trat Poppy auf die Veranda. Ich sah ihr an, dass sie traurig war. Wieder überkam mich ein Gefühl tiefer Scham, die schwerer wog als der Bauch, den ich so verzweifelt zu verbergen versucht hatte. Poppy war klein und rundlich mit hippiemäßiger Mähne und trug einen langen Rock aus indischer Baumwolle. Sie hatte keinen BH an

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